Abgeschwächte Inflationsbekämpfung Wachstum ist China heilig
14.12.2010, 15:37 UhrTrotz wachsender Sorgen will China mit angezogener Handbremse gegen die steigende Inflation vorgehen. Für 2011 sind nun vier statt drei Prozent geplant. Die Finanzmärkte atmen auf. Dort war befürchtet worden, dass China mit verstärktem Kampf gegen die Inflation sein Wachstum abwürgen könnte.
China will offenbar nicht ganz so aggressiv gegen die steigende Inflation vorgehen wie an den Finanzmärkten zuletzt befürchtet. Amtlichen Angaben zufolge will die Regierung in Peking im kommenden Jahr eine Inflationsrate von vier Prozent zulassen, nachdem sie in diesem Jahr noch drei Prozent angestrebt hatte.
Auch bei der Kreditvergabe wollen die Behörden nicht so stark auf die Bremse treten wie vielerorts angenommen - das Kreditvolumen soll 2011 lediglich auf dem Niveau von 2010 verharren. Die Zielvorgabe für das Wirtschaftswachstum belässt die Regierung bei acht Prozent, obwohl die meisten Volkswirte dem Reich der Mitte schon jetzt mehr zutrauen.
Mit der Bekanntmachung legt China erstmals offiziell genaue Ziele für die Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr vor. Die Eckdaten der mächtigen nationalen Kommission für Entwicklung und Planung sind ein Indiz dafür, dass die Regierung das zügige Wachstum nicht dem Kampf gegen die Inflation opfern will.
Die Führung in Peking legte zwar in ihrer Stellungnahme mehr Betonung auf die Kontrolle der Preissteigerung. Gleichzeitig jedoch betonte sie, ein Gleichgewicht schaffen zu wollen zwischen dem Bestreben nach Preisstabilität und zügigem Wirtschaftswachstum. Mit dem höheren Inflationsziel betritt China jedoch kein Neuland: 2008 hatte das Land eine Rate von 4,8 Prozent angepeilt und 2009 vier Prozent.
Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft
An den Finanzmärkten ging zuletzt die Angst um, dass China mit allen Mitteln gegen den Anstieg der Verbraucherpreise vorgehen könnte und dabei das Wirtschaftswachstum abwürgt. Das bevölkerungsreichste Land der Erde ist seit der Finanzkrise die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft - eine Abkühlung würden deshalb auch Firmen in Europa und den USA sofort zu spüren bekommen.
Bislang hat die Zentralbank des Landes vor allem auf eine Zügelung der Kreditvergabe gesetzt, um den Anstieg der Verbraucherpreise und besonders die Preisexplosion bei Immobilien in den Griff zu bekommen. Im November trieben rasant steigende Lebensmittelpreise die jährliche Inflationsrate auf 5,1 Prozent und damit den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Die Regierung fürchtet, dass die rasante Verteuerung von Nahrungsmitteln Unruhen auslösen könnte und hat deshalb bereits Preiskontrollen angeordnet.
Quelle: ntv.de, wne/rts