Zurückhaltung in Russland Wadan ohne Aufträge?
22.08.2009, 13:50 Uhr
Der Gläubigerausschuss hatte der Übernahme der insolventen Werften durch den Investor Igor Jussufow und dessen Sohn Witalij zugestimmt.
(Foto: AP)
Für die erneut an einen russischen Investor verkauften Wadan-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde gibt es angeblich wenig Aussichten auf neue Aufträge aus Russland. Anders als von der russischen Seite bei den Regierungsgesprächen im Juli in München dargestellt, wollten weder der Edelmetallkonzern Norilsk Nickel noch die Gazprom-Tochter Gazflot neue Schiffe in Mecklenburg- Vorpommern bestellen, berichtet der "Spiegel" und beruft sich dabei auf Sprecher der beiden Unternehmen.
Der Gläubigerausschuss hatte Anfang der Woche der Übernahme der insolventen Werften durch den Investor Igor Jussufow und dessen Sohn Witalij für 40 Millionen Euro zugestimmt. Der Besitzerwechsel bei dem künftig Nordic Yards heißenden Schiffbauer sollte rückwirkend zum 15. August wirksam werden.
Politische Rückendeckung

Igor Jussufow
(Foto: dpa)
Dem Bericht zufolge hatten Berater von Russlands Präsident Dmitri Medwedew in München angekündigt, Norilsk Nickel wolle sieben Transportschiffe (Stückpreis: 80 Millionen Euro) und zwei Eisbrecher (Stückpreis: 95 Millionen Euro) in Wismar und Warnemünde ordern. Dagegen habe ein Sprecher von Norilsk Nickel gesagt, dass die Neuformierung der Firmenflotte bereits seit Februar abgeschlossen sei. Auch Gazprom-Sprecher Sergej Kuprianow habe Meldungen aus dem Präsidenten-Umfeld zurückgewiesen, Gazflot plane Bestellungen beim neuen Besitzer der Werften: "Wir haben nicht vor, unsere Flotte zu erweitern", zitiert das Magazin den Sprecher.
Insolvenzverwalter Marc Odebrecht hatte nach der Zustimmung des Gläubigerausschusses zur Übernahme erklärt, für die Akquisition von Aufträgen planten die neuen Besitzer Joint Ventures mit russischen Großunternehmen. Damit soll offenbar erreicht werden, dass die Aufträge zwar an russische Auftragnehmer gehen, ein Teil der Schiffe aber in Wismar und Warnemünde gebaut werden kann und die russischen Werften vom Technologie-Transfer profitieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Präsident Medwedew hatten den Kaufplänen des 53 Jahre alten Gazprom-Aufsichtsrats und früheren Energieministers Igor Jussufow politische Rückendeckung gegeben.
Offene Fragen
Dem "Spiegel"-Bericht zufolge gibt es noch weitere offene Fragen. Offizieller Käufer ist nach Informationen des Magazins die Gevor IV AG, eine Briefkastenfirma in der schweizerischen Steueroase Zug. Die Frage, wer hinter der Aktiengesellschaft stehe, habe Witalij Jussufow in den Verhandlungen mit einem schlichten "Ich" beantwortet. Dem Russen falle es offenbar aber schwer, die 40 Millionen Euro für den Werften- Kauf aufzutreiben. Mitte vergangener Woche seien nachträglich einzelne Passagen des Kaufvertrags geändert worden. Unter Berufung auf ungenannte russische Geschäftsleute schreibt das Magazin weiter, der Kreml übe Druck auf Oligarchen aus, Jussufow junior finanziell unter die Arme zu greifen.
Quelle: ntv.de, dpa