Rally oder Beben? Wahlausgänge bestimmen Börsen-Woche
25.05.2014, 10:01 Uhr
Europa und Ukraine: Die Wahlergebnisse dürften maßgeblich die Richtung an den Börsen vorgeben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Richtung an den Märkten wird von den Ergebnissen der Urnengänge bestimmt - zumindest kurzfristig. Mit der Europawahl und der Präsidentenwahl in der Ukraine stehen gewichtige Abstimmungen an. Lähmend wirken indes die Feiertage und eine fast leere Agenda.
Der Ausgang der Wahlen in Europa und der Ukraine dürfte in der neuen Woche über Wohl und Wehe des deutschen Aktienmarkts entscheiden. Von "Börsenbeben" bis "Rekordjagd" ist nach Einschätzung von Börsianern alles drin. Jörg Rahn, Analyst bei Marcard, Stein & Co., rechnet nach den vielen Sorgen vor den Wahlen mit einer Erleichterungsrally des Dax. "Dann wären auch neue Bestmarken schnell wieder möglich", sagte der Experte. Doch es gibt auch Anleger, die sich an den Wahlspruch halten, dass politische Börsen oftmals kurze Beine haben.
Die westlichen Staaten sehen in der Präsidentschaftswahl am Sonntag einen Meilenstein zur Beilegung des Ukraine-Konflikts. Einige Investoren fürchten allerdings, dass es zu einer Eskalation zwischen Einheiten der Regierung in Kiew und pro-russischen Separatisten kommen könnte.
EZB tagt in Portugal
Bei der Europa-Wahl bereitete zuletzt der möglicherweise hohe Stimmengewinn für rechtspopulistische und europakritische Parteien den Anlegern Kopfschmerzen. Börsianern zufolge könnte dies den Sanierungsprozess in den Krisenstaaten verlangsamen und einige Regierung vielleicht sogar ins Wanken bringen. Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund, sieht den Wahlen allerdings eher gelassen entgegen: Da die Europa-Gegner wohl kaum eine Mehrheit erringen würden, dürfte von ihnen keine Gefahr für einen durchgreifenden Politikwechsel ausgehen. "Nach den Wahlen dürften die Populisten aus dem rechten Lager angesichts der weiteren wirtschaftlichen Erholung ohnehin Schritt für Schritt an Einfluss verlieren", sagte von Engelbrechten.
Der deutsche Leitindex Dax ist in der vergangenen Woche nur in Trippelschritten vorangekommen. Den letzten Handelstag beendet das Börsenbarometer allerdings mit einem neuen Schlussrekord bei 9768 Punkten. Auf Wochensicht stand damit ein Plus von 1,4 Prozent zu Buche. Zugleich pirschte er sich damit näher an sein Mitte Mai aufgestelltes Rekordhoch von 9810 Zählern heran. In den USA verabschiedete sich die Wall Street mit einem Rekord ins lange Wochenende. Der S&P ging mit 1900 Punkten aus dem Handel und verzeichnete damit den höchsten Schlussstand seiner Geschichte. Auf Wochensicht verzeichneten alle drei Indizes ein Plus.
Impulse könnten von der am Wochenende im portugiesischen Sintra beginnenden dreitägigen Konferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgehen. Möglicherweise gibt es dabei Hinweise auf den künftigen Kurs der Notenbank. Dass die Währungshüter auf ihrer nächsten ordnungsgemäßen Sitzung im Juni wohl weitere Schritte im Kampf gegen die niedrige Inflation im Euroraum verkünden werden, bezweifelt kaum noch jemand. Eine mögliche neuerliche Leitzinssenkung der EZB schlägt sich aus Sicht von Marktbeobachtern bereits in den Kursen nieder.
Allerdings sind in der kommenden Woche voraussichtlich keine größten Börsenumsätze zu erwarten: Am Montag sind die Märkte in den USA und Großbritannien geschlossen. Zu Christi Himmelfahrt am Donnerstag wird an den deutschen Börsen zwar gehandelt, viele Anleger nutzen jedoch die Gelegenheit für ein verlängertes Wochenende.
Luftholen nach der Zahlenflut
Zudem ist die Agenda nicht übermäßig gefüllt. Bei den Konjunkturdaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die Zahlen zu den US-Auftragseingängen langlebiger Güter im April (Dienstag). es folgen das Verbrauchervertrauen und die zweite Schätzung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal.
Commerzbank-Analyst Christoph Balz rechnet nach der kräftigen Zunahme des Auftragseingangs im März nun mit einer Stagnation.
Hierzulande gibt der GfK-Index am Montag Auskunft über die Stimmung der deutschen Konsumenten. Zwei Tage später folgt das Barometer für die Stimmung der europäischen Verbraucher. Hier sagen Experten eine Verbesserung auf minus sieben von minus neun Punkten voraus. Überdies steht der deutsche Arbeitsmarkt im Blick. Die Postbank-Ökonomen erwarten, dass die gute Konjunkturentwicklung zum Jahreswechsel nachwirkt und bei den Arbeitslosenzahlen den sechsten Rückgang in Folge ermöglicht.
Auf Unternehmensseite stehen nach Abschluss der Bilanzsaison zum ersten Quartal nur wenige potenziell kursbewegende Termine auf der Agenda. Einige Unternehmen wie die Deutsche Post oder die Porsche SE (jeweils Dienstag) laden zu ihren Hauptversammlungen. Der Bahntechnikkonzern Vossloh öffnet seinen Aktionären ebenfalls die Türen (Mittwoch): Der neue Aufsichtsrats-Chef und Großaktionär Heinz Hermann Thiele stellt sich den Fragen der Anteilseigner.
Daneben legen noch vier Unternehmen aus dem SDax Zahlen vor: Dies sind Ölbohrtechnik-Anbieter C.A.T. Oil, die Baumarktkette Hornbach, der Saatguthersteller KWS Saat sowie der Ticketvermarkter CTS Eventim.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa