"Occupy Wall Street"-Bewegung wächst Wall-Street-Demo auch anderswo
03.10.2011, 08:08 Uhr
Die Zeitung der Protestbewegung.
(Foto: AP)
Seit Tagen halten Demonstranten die Wall Street in Atem. Sie blockieren die Straßen und protestieren gegen die Macht der Banken und gegen die Kluft zwischen Arm und Reich. Hunderte werden festegnommen. Derweil verschanzt sich die Finanzelite sich hinter den Absperrungen und macht sich damit selbst das Leben schwer.
Bei Protesten gegen die Verantwortlichen der Finanzkrise und die Macht der Banken sind in New York mehr als 700 Menschen festgenommen worden. Die Polizei begründete ihr Vorgehen damit, dass die Demonstranten die Brooklyn Bridge, eines der Wahrzeichen der US-Metropole, blockierten. Ungeachtet des Einschreitens der Polizei setzten hunderte Menschen den Protest fort.
Die Proteste gegen die Banken hatten am 17. September im kleinen Zuccotti-Park in Manhattan begonnen, Vorbild waren die Protestcamps in Spanien und von Demonstranten in der arabischen Welt. Eine geplante symbolische Besetzung der Wall Street wurde von der Polizei vor zwei Wochen mit einem massiven Aufgebot verhindert.
Diesmal hatten die Demonstranten daher beschlossen, zur Brooklyn Bridge zu ziehen. Nach Angaben der Polizei liefen sie zu Hunderten auf die Brücke und blockierten den Verkehr. Die Brücke musste am Samstagnachmittag für mehrere Stunden gesperrt werden.
Soziale Unterschiede werden größer
Die meisten der mehr als 700 Festnahmen seien wegen "Ruhestörung" erfolgt, sagte ein Polizeisprecher. Einige der Festgesetzten kamen nach wenigen Stunden wieder auf freien Fuß. Lediglich "eine Minderheit" befinde sich noch in Gewahrsam, sagte ein Polizeisprecher.
Die Demonstranten sind über die Internetseite occupywallst.org ("Besetzt die Wall Street") vernetzt. Sie wollen mit ihren Aktionen nach eigenen Angaben gegen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in den USA protestieren. Ihr Ärger richtet sich auch gegen das mitunter brutale Vorgehen der Polizei in New York, nachdem vor rund einer Woche ein Polizist Pfefferspray gegen vier Protestierende eingesetzt hatte, die sich bereits in Polizeigewahrsam befanden.
Proteste weiten sich aus
Im Finanzviertel von New York versammelten sich am Sonntag erneut etwa 800 Menschen, die nach eigenen Angaben nicht weichen wollen: "Nehmen sie einen von uns fest, tauchen zwei neue auf", sagte der ehemalige Bauarbeiter Robert Cammisos, der am Samstag vorübergehend festgenommen worden war. Die Bewegung kündigte für Mittwochnachmittag einen neuen Marsch auf die Wall Street an.
In Boston gab es Angaben der Polizei ähnliche Proteste, als eine große Menge am Freitagnachmittag vor einem Gebäude der Bank of America demonstrierte. Ihr Protest richtete sich unter anderem gegen Zwangsversteigerungen von Immobilien. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich rund 3000 Menschen an den Demonstrationen, die Polizei gab keine Schätzung ab. Wegen unerlaubten Betretens eines Grundstücks wurden 24 Demonstranten festgenommen. Auch in Los Angeles, Albuquerque und New Mexico gab es Anti-Wall-Street-Proteste.
Quelle: ntv.de, rts