Technik-Blogger weiß Bescheid Warum Beats by Dre so teuer sind
04.09.2014, 13:24 Uhr
Schauspieler Manuel Cortez mag die Kopfhörer von "Beats by Dre" - diesen Anschein macht es jedenfalls. Dahinter steckt jedoch eine ausgeklügelte Marketingstrategie.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sie gelten als besonders hip - Musik-Kenner verziehen hingegen die Miene, wenn sie sich die Kopfhörer "Beats by Dre" aufsetzen. Gleichzeitig sind diese verhältnismäßig teuer. Ein Technik-Blogger erklärt, warum sie sich dennoch so gut verkaufen.
Sie schneiden bei Testberichten regelmäßig wenig überzeugend ab und erfreuen sich trotzdem großer Beliebtheit: die Kopfhörer von Beats Electronics. Geschätzte eineinhalb Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaftete Beats im vergangenen Jahr. Bekannt ist die Marke auch für einen der beiden Unternehmensgründer: das Rap-Urgestein Dr. Dre. Zuletzt hat Apple, dessen Produkte als besonders trendy gelten, die spektakuläre Übernahme von Beats bekanntgegeben.
Doch wie passt das zusammen: mäßig guter Sound, aber dennoch große Beliebtheit? Diesem Mysterium hat sich der Technik-Video-Blogger Marques Brownlee aus den USA angenommen. Und das ist nicht irgendwer: Brownlee wurde vom Ex-Google-Top-Manager Vic Gundotra bereits als "der beste Technik-Kritiker auf dem Planeten" geadelt.
Aber was fand der Blogger nun über die für ihren basslastigen und wuchtigen Sound bekannten Kopfhörer heraus, denen man nachsage "überteuert zu sein und wie Müll zu klingen", wie Brownlee einleitet? Für seine Betrachtung nahm er sich das besonders populäre Beats-Modell "Studio 2.0" vor. Sein Stichwort: Marge, also der Unterschied zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreis eines Produkts.
Beats bietet ein "Auspack-Erlebnis"
Er vergleicht diese Differenz zwischen Herstellung und Endpreis beim "Beats Studio 2.0" mit der des Kopfhörers "ATH-M50" der Firma Audio Technica. Der Unterschied: Im Preis für den Beats-Kopfhörer stecke zum einen ein höherer Anteil für die Verpackung, die der Technik-Blogger als "die mit Abstand beste für Kopfhörer" und als "Auspack-Erlebnis" bezeichnet.
Aber dann kommt er zum wichtigsten Punkt: die Werbung. Der Preisanteil für das Marketing beim Beats-Kopfhörer sei im Vergleich zum weit unbekannteren Audio-Technica-Kopfhörer gigantisch, so der Brownlee. Dies sei allein durch den riesigen Bekanntheitsgrad der Kopfhörer ersichtlich: "Jeder hat schon mal von Beats by Dre gehört."Gefördert werde die Popularität dadurch, dass viele prominente Musiker mit Beats-Produkten in Musik-Videos oder in der Öffentlichkeit auftreten - wie etwa Will.i.am, David Guetta oder Lil Wayne. Ebenso zeigen sich Berühmtheiten aus andern Branchen oft mit "Beats by Dre".
"Wahrgenommener" Wert
Was den Wert der Beats-Kopfhörer also ausmache sei nicht die Qualität des Produkts, so Brownlee, sondern eher ein "wahrgenommener" Wert. Was aber nicht verwerflich sei, schließt der Video-Blogger. Jedes Produkt punkte auf seine Weise.
Dennoch verwundert es auf den ersten Blick, dass Apple eine Firma kauft, deren Produkte bei der technischen Qualität nicht ganz oben mitspielen. Laut Experten ist es aber mehr die Streaming-Plattform Beats Music, auf die Apple sein Augenmerk gerichtet hat. Bei dieser werden Musiktitel aus dem Internet abgespielt, ohne dass sie auf die Endgeräte der Kunden geladen werden. Nach Ansicht von Branchenkennern ist dies ein profitträchtiger Zukunftsmarkt. Apples Download-Portal iTunes Radio hingegen soll nicht mehr so gut laufen - der Konzern befürchte, den Anschluss zu verlieren.
Die Qualität des Unternehmens Beats liegt laut Apple-Chef Tim Cook ganz woanders - und zwar in den Köpfen von Dr. Dre und Mitgründer Jimmy Iovine. "Diese Jungs sind wirklich einzigartig", sagte Cook der "New York Times". "Sie verstehen die Musik. Solche Menschen sind selten und nur schwer zu finden." Einen Hinweis, wo sie zu finden sind, erhielt Cook in einer der letzten Reden seines verstorbenen Vorgängers Steve Jobs: "Technologie ist nicht genug. Wir brauchen das Zusammenspiel mit Kreativität und Menschen wie meinem Freund Jimmy Iovine. Sie können den Technikern sagen, wie sie die Produkte so attraktiv für normale Menschen gestalten können, damit Apple fit für die nächsten 20 Jahre bleibt."
Quelle: ntv.de