Warnsignal für den Aktienmarkt Was passiert bei den Ramschanleihen?
13.08.2014, 14:13 Uhr
Was passiert da gerade am Markt für Ramschanleihen - und wie könnten die Auswirkungen für den Aktienmarkt aussehen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Hochzinsanleihen erleben nach der Finanzkrise einen Boom. Der scheint nun vorbei, die Papiere werden abgestraft. Wenn sich die jüngsten Rekordabflüsse als Trend erweisen, könnte das auch Auswirkungen weit jenseits des Anleihemarktes haben.
Was für den einen Ramsch ist, wissen andere sehr wohl zu schätzen. Das gilt in einer Ecke der Finanzmärkte noch viel stärker als in anderen - bei den Papieren, die Emittenten gern als "Hochzinsanleihen" bezeichnen. Andere sprechen von Ramschanleihen. Aber nach einer erstaunlichen Erholung nach der Finanzkrise wurden die Papiere jenseits der Kategorie Investment Grade zuletzt von den Anlegern böse abgestraft.
Wenn sich die jüngsten Rekordabflüsse aus den Hochzins-Fonds als Trend erweisen sollten, und nicht nur als kurzer Pieps, könnte das Auswirkungen auch weit jenseits des Anleihemarktes haben. Daten zu den Abflüssen, die am Donnerstag dieser und der nächsten Woche anstehen, sollten deshalb große Aufmerksamkeit finden.
Flucht vor dem Ausfall-Risiko
Das Analysehaus Lipper sagt, Anleger hätten in der Woche bis zum 6. August 7,1 Milliarden US-Dollar aus diesen Fonds abgezogen, weit mehr als beim bisherigen Rekordstand von 4,6 Milliarden in der ersten Juni-Woche 2013. Diese zwei Zeiträume unterscheiden sich aber nicht nur in den Volumina.
Im vergangenen Juni hatte die Panik in Erwartung des Tapering der US-Notenbank - dem Zurückführen von deren Anleihekäufen - ihren Höhepunkt erreicht. Anleihekurse fielen massiv und die Renditen zogen entsprechend an. Im Gegensatz dazu fiel der Kurs der zehnjährigen US-Staatsanleihe in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand dieses Jahres.
Mit anderen Worten, die Anleger scheinen inzwischen vor dem Ausfall-Risiko zu fliehen, und nicht vor dem Zinsrisiko.
Warnsignal für den Aktienmarkt
Daher ähnelt der jüngste Ausverkauf eher dem, der im Jahre 2007 begann. Im Juli jenes Jahres gab Citigroup-Chef Charles Prince seinen berühmten Kommentar zum Emissionsmarkt für Hochzinsanleihen ab: "Wir tanzen noch immer." Nur wenig später begannen die Anleger, sich von riskanteren Emissionen fernzuhalten, obwohl die Menge der Zahlungsausfälle damals auf den tiefsten Stand seit 1995 gefallen war. Die Aktienkurse erreichten drei Monate später ihren Höchststand.
Ein Anleihe-Manager der Allianz-Tochter Pimco schreibt, dass die Ausfälle von Ramschanleihen gewöhnlich dann zunehmen, wenn die Renditedifferenz zwischen ihnen und den weitgehend risikofreien US-Staatsanleihen bereits einige Monate gestiegen ist. Und diese Spreads korrelieren mit den Aktienrenditen - vor allem mit dem volatileren Russell-2000-Index von kleineren US-Firmen.
Hier Ursache und Wirkung auseinanderzuhalten, ist schwierig. BCA Research schreibt, Aktienrückkäufe und Anleiheemissionen stiegen und fielen zumeist im Gleichklang. Die Nettotransfers von Bargeld zu den Aktionären gemessen am Umsatz der Unternehmen kletterte Ende 2007 auf einen Höchststand, genauso wie die Bond-Emissionen. Das Tief erreichten beide im September 2009. Kürzlich standen beide weit über normalem Niveau, wenn auch unter dem Hoch von 2007.
Wenn die jüngsten Kapitalabflüsse aus dem Hochzinsbereich mehr als eine reflexartige Reaktion auf geopolitische Ängste war, dann könnte einiger Treibstoff für die Bullenrally am Aktienmarkt verloren gehen. Zumindest sollten die Anleger nach den Warnsignalen vom Ramsch-Markt jetzt auf der Hut sein.
Quelle: ntv.de, Spencer Jakab, DJ