Wirtschaft

Bundesbank kappt Prognose Was vom Aufschwung übrig bleibt

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(Foto: dpa)

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem harten Winter. Zwar werden Industrie und wirtschaftsnahe Konjunkturforscher nicht müde zu betonen, dass hierzulande derzeit keine Rezession droht. Doch die erwarteten Pluszeichen für das kommende Jahr sind klein und die Unsicherheit groß. Wohl und Wehe hängt nun an den Verbrauchern.

Die Wachstumsaussichten für das kommende Jahr trüben sich zusehends ein. "Die deutsche Wirtschaft dürfte in den kommenden Monaten in schwierigeres konjunkturelles Fahrwasser geraten. Die empfindliche Abkühlung vor allem der Auslandsnachfrage vermischt sich mit der Nervosität an den Finanzmärkten", diagnostiziert etwa die Bundesbank im jüngsten Monatsbericht.

Die Gefahr sei, dass sich auch die zuletzt noch kaufwilligen Verbraucher von der allgemein schlechteren Stimmung bremsen ließen und die starke Stütze Binnenkonjunktur zumindest teilweise wegbreche. Bislang zeigten sich Deutschlands Verbraucher von der Euro- Schuldenkrise relativ unbeeindruckt und investierten in Autos, Unterhaltungselektronik oder die Renovierung der eigenen vier Wände.

Wachstum macht sich klein

Insgesamt sei für 2012 "eine Abschwächung der konjunkturellen Entwicklung zu erwarten". Die Bundesbank hält ein Wirtschaftswachstum zwischen 0,5 Prozent und 1,0 Prozent für realistisch. Damit würde die Konjunkturentwicklung nur beinahe zum Erliegen kommen. Zum Vergleich: Im laufenden Jahr dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt nach Prognosen von Volkswirten um die 3,0 Prozent zulegen.

Ähnlich sehen das auch deutsche Unternehmen. Zwar hat auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) seine Wachstumsprognose für das kommende Jahr gesenkt. Mit 1,0 Prozent Plus liegt das erwartete Wachstum jedoch noch am oberen Ende der Schätzung der Bundesbank. IW-Direktor Michael Hüther betonte jedoch, die Ergebnisse der Umfrage signalisierten "eine deutlich nachlassende Dynamik der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr und damit eine gestiegene Rezessionsgefahr, aber noch keine Rezession". Die Hälfte der Unternehmen sehe für 2012 konstante Geschäfte. Jeder Dritte erwartete sogar einen Produktionszuwachs, während jeder Fünfte mit einem Minus rechneten.

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie erwartet trotz akuter Euro-Schuldenkrise keinen Absturz der Konjunktur. "Die globale Realwirtschaft ist intakt", schrieb BDI-Präsident Hans-Peter Keitel in einem Rundbrief an deutsche Industrieunternehmer. "Aus einer industriellen, realwirtschaftlichen Perspektive heraus gibt es für ein erneutes Rezessionsszenario keinen Anlass", fügte er hinzu.

Defizit Maastricht-kompatibel

Positive Zeichen sieht die Bundesbank bei der Neuverschuldung. Die Defizitquote erwartet sie für 2011 und ähnlich 2012 in einer Größenordnung von 1,0 Prozent. 2010 hatte Deutschland erstmals seit fünf Jahren mit einer Defizitquote von 4,3 Prozent wieder gegen die europäischen Vorgaben von maximal 3,0 Prozent verstoßen.

Als Belastung erweise sich auch für Deutschland zusehends die Schuldenkrise im Euro-Raum. Die Krise könnte nach Einschätzung der Bundesbank-Experten "die Erholung in Europa belasten und auch negativ auf die Handelspartner in anderen Wirtschaftsräumen ausstrahlen".

Rasche Richtungsentscheidung

Einmal mehr mahnte die Notenbank die Politik, rasch Lehren aus der Krise zu ziehen: "Die jüngste Zuspitzung der Krise verdeutlicht, dass eine Richtungsentscheidung über den zukünftigen Rahmen der Währungsunion nicht aufgeschoben werden kann, soll eine weitere Eskalation vermieden werden." Die Bundesbank warnte jedoch davor, die gemeinschaftliche Haftung der Staaten auszuweiten, ohne gleichzeitig die Eingriffsrecht Brüssels in die nationalen Haushalte deutlich zu stärken. Ein solcher Weg erhöhe "die Gefahr unsolider Staatshaushalte, und auch das Konfliktpotenzial mit einer stabilitätsorientierten Geldpolitik nimmt deutlich zu".

Stütze für die Konjunktur in Deutschland dürfte nach Einschätzung der Bundesbank vorerst der Arbeitsmarkt bleiben. Bislang deuteten die Planungen der Unternehmen darauf hin, dass die positive Entwicklung anhalte. Seit Monaten liegt die Zahl der Arbeitslosen unter der kritischen Drei-Millionen-Marke. Zuversichtlich stimme auch, dass Banken bislang den Kredithahn nicht zudrehen: Eine Kreditklemme sei nicht feststellbar.

Quelle: ntv.de, nne/AFP/DJ/dpa/rts

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