Angekündigte Erklärung verpufft Weber bleibt verschwiegen
10.02.2011, 12:50 Uhr
Ohne Abstimmung mit Angela Merkel will sich Axel Weber nicht äußern.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Das Rätsel um die berufliche Zukunft von Bundesbankpräsident Axel Weber bleibt weiter ungelöst. Nachdem die Bundesbank zunächst eine Erklärung ankündigt, verweist der 53-Jährige schließlich nur auf seine Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Wir werden alle Entscheidungen, die notwendig sind, in enger Abstimmung treffen."
Bundesbank-Präsident Axel Weber hat keine Klarheit über seine berufliche Zukunft bei der Bundesbank geschaffen. "Ich habe mit der deutschen Bundeskanzlerin gesprochen und ihr zugesagt, dass ich mich nicht dazu äußern werde, bis wir uns zu einem erneuten Gespräch treffen können", sagte Weber in Wien. Er fügte hinzu: "Wir werden alle Entscheidungen in Abstimmung treffen, mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen."
Bereits am Mittwoch hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, die Bundesbank wolle eine Erklärung zum weiteren Berufsweg ihres Präsidenten veröffentlichen. Reuters berichtet weiter, dass Weber nicht mehr als Kandidat für die Nachfolge von EZB-Chef Jean-Claude Trichet im Herbst zur Verfügung stehe. Die Kandidatur habe sich erledigt, zitierte Reuters aus Webers Umfeld. Daraufhin kochten Spekulationen hoch, dass Weber zur Deutschen Bank wechseln wolle. Aus Rom hieß es daraufhin, Italien werde seinen Kandidaten für die Trichet-Nachfolge, Zentralbankgouverneur, Mario Draghi, mit allen Kräften unterstützen.
Die Bundesbank kommentierte die Spekulationen nicht. Lediglich Gerüchte über einen Rücktritt Webers wurden dementiert und weitere Erklärungen bei der lange geplanten Rede Webers vor der Deutschen Handelskammer in Wien angekündigt.
Korruptionsbekämpfer skeptisch
Dass sich Weber bislang mit Äußerungen zurückhält, hält seine Kritiker aber nicht davon ab, sich zu den Gerüchten zu äußern. Die Anti-Korruptionsorganisation Transparency International steht einem möglichen Wechsel des Bundesbankchefs zur Deutschen Bank skeptisch gegenüber. "Wenn man sich die Aufgaben der Bundesbank im Bereich der Bankenaufsicht ansieht, ist vermutlich davon auszugehen, dass man das nicht unproblematisch durchwinken kann", sagte Transparency-Geschäftsführer Christian Humborg. "Der Bundesbankchef verfügt über genaue Kenntnisse der deutschen Kreditinstitute und damit über Wettbewerber der Deutschen Bank, daher wäre eine intensive Prüfung geboten."
Man wolle allerdings noch kein endgültiges Urteil fällen, zumal es bislang noch keine offizielle Bestätigung eines Wechsels Webers gebe. Sollte es aber dazu kommen, setze sich Transparency wie beim Wechsel von der Politik in die Wirtschaft für eine Karenzzeit von drei Jahren ein, sofern es einen Zusammenhang zwischen alter und neuer Tätigkeit gebe.
Die Grünen forderten Weber ebenfalls auf, im Falle eines Wechsels in die Wirtschaft eine Karenzzeit einzuhalten. Eine Übergangszeit von einem Jahr sei ein absolutes Minimum, sagte der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Gerhard Schick, dem "Handelsblatt".
Weber galt als Favorit für den Präsidentenposten bei der Europäischen Zentralbank. Ein Wechsel von der Bundesbank zur Deutschen Bank gilt in Branchenkreisen als schwierig. Ein solcher Schritt könne nicht nur dem Ruf der Bundesbank sondern auch dem Finanzplatz Deutschland sehr schaden, wenn er nicht besonderen Regeln unterliegt, sagte Grünen-Politiker Schick.
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa/DJ