Wirtschaft

"Kernländer nicht in Gefahr" Weidmann gibt sich zuversichtlich

In der Schuldenkrise ist weit und breit kein Ausweg in Sicht. Investoren fliehen aus italienischen Staatsanleihen, auch der Kurs der Gemeinschaftswährung fällt weiter. Dennoch rät Bundesbank-Chef Weidmann zur Gelassenheit.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.

(Foto: REUTERS)

Die Bundesbank sieht die Kernstaaten der Euro-Zone in der Schuldenkrise nicht in Gefahr. "Weder wackelt Frankreich noch Österreich, die Zinsniveaus sind im historischen Vergleich nicht außergewöhnlich hoch", sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann der "Berliner Zeitung". Auch das Vertrauen der Finanzmärkte in Deutschland sei intakt. "Bundesanleihen werden an den Märkten nach wie vor bevorzugt, weil die Stabilitätsorientierung Deutschlands überzeugt", sagte Weidmann.

Deutschland war diese Woche bei einer Auktion auf einem ungewöhnlich großen Teil seiner Anleihen sitzen geblieben."Eine Auktion, in der nicht alle Anleihen zu Niedrigstzinsen verkauft worden sind, darf man nicht überbewerten", beschwichtigte aber der Bundesbank-Präsident. Die Rendite lag mit 1,98 Prozent erstmals bei einer Erstemission einer zehnjährigen Bundesanleihe unter der Zwei-Prozent-Marke. Zu solch niedrigen Zinsen verlieren Investoren aktuell unter dem Strich Geld, denn die Inflation in Deutschland liegt im Oktober bei 2,5 Prozent.

Zugleich warnte Weidmann davor, die Lage Italiens trotz des hohen Zinsniveaus zu dramatisieren: "Man muss nicht so tun, als sei ein Land wie Italien schon so gut wie pleite." Italien muss für Anleihen derzeit die höchsten Zinsen seit Einführung des Euro bezahlen. Viele Fachleute halten das Niveau auf die Dauer nicht für finanzierbar. Doch Weidmann betont, die Diskussion sei extrem kurzatmig geworden. "Kaum steigt irgendwo die Rendite zehnjähriger Anleihen, schon wird der Weltuntergang verkündet." Das stehe in keinem Verhältnis zu einer fundierten wirtschaftlichen Analyse.

Vor diesem Hintergrund hält die Bundesbank gemeinsame europäische Schuldverschreibungen, sogenannte Eurobonds, derzeit für keine gute Idee – schließt sie aber auch nicht aus. Voraussetzung sei allerdings eine engere finanzpolitische Integration der Euro-Staaten, sagte Weidmann. "Das bedeutet gemeinschaftliche Kontrolle über die Haushalte der Mitgliedsländer, inklusive Durchgriffsrechte, sollten einzelne Länder die vereinbarten Regeln verletzen." Ob Eurobonds eingeführt würden, müsse die Politik entscheiden. "Sie wären allerdings gut beraten, erst am Ende eines Integrationsprozesses darüber nachzudenken", sagte der Bundesbank-Chef. Dann brauche man die Eurobonds aber eigentlich gar nicht mehr, weil die bessere Architektur der Währungsunion überzeugen werde.

Mit Blick auf die Konjunkturentwicklung sagte Weidmann, dass sich das Wachstum im Euro-Raum zwar weiter abschwächen werde. Die Bundesbank erwarte aber keine anhaltende Rezession. Voraussetzung sei aber, dass sich die Staatsschuldenkrise nicht weiter ausweite.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

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