Wirtschaft

Türkei, Russland, Polen oder Mexiko? Welche Schwellenland-Währungen lohnen

Zeit der Passivität bei Schwellenländern ist vorbei, meint ein Händler. Das gilt auch für Währungsgeschäfte.

Zeit der Passivität bei Schwellenländern ist vorbei, meint ein Händler. Das gilt auch für Währungsgeschäfte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ende der Sorglosigkeit: Die politische Stabilität und wirtschaftliche Fundamentaldaten sollten Anleger vor einem Investment beachten. Und dies deutet an, die Sorgenkinder der vergangenen Monate werden sich so schnell nicht erholen.

Investoren und Analysten predigen gleichermaßen Zurückhaltung bei Schwellenländerwährungen. Und das, obwohl einige von ihnen in den vergangenen Monaten deutliche Gewinne verzeichnet haben. Zu Jahresbeginn wollten einige Investoren inmitten der politischen Unruhen in der Türkei und der Ukraine die Schwellenländerdevisen einfach nur loswerden. In der Folge waren diese zu Schnäppchenpreisen zu haben. Dies rief Anleger auf den Plan und ließ die Währungskurse wieder steigen. Doch bei der Anlageklasse an sich sollten Investoren nach wie vor angesichts von abrupten Kursbewegungen und plötzlichen Schocks auf der Hut sein.

"Wir leben nicht länger in einer Welt, in der man auf dem Markt für Schwellenländer passiv agieren kann", sagt Robert Abad, der 53 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten in Schwellenländern bei Legg Mason's LM mitverwaltet.

Finger weg von der Türkischen Lira

In der Tat weisen einige der Währungen, die seit dem Nachlassen des Ausverkaufs am besten abgeschnitten haben, die schwächsten Fundamentaldaten auf, wie Experten sagen. Investoren wie Abad empfehlen daher sich nur auf die sichersten Wetten zu konzentrieren. Auf ihrer schwarzen Liste der Währungen, die es zu meiden gilt, steht die Türkische Lira ganz oben.

Das liegt daran, dass viele Schwellenländerwährungen anfällig für Risiken wie politische Unsicherheit in Form von Protesten und geopolitischen Spannungen in der Türkei, Ukraine oder Thailand sind. Zudem weitet sich das Leistungsbilanzdefizit in vielen Ländern weiter aus - sprich sie importieren mehr als sie exportieren. Das sich abschwächende Wachstum in China trägt außerdem seinen Teil dazu bei, da es sich in einer niedrigeren Nachfrage nach Rohstoffen aus Schwellenändern niederschlägt.

Mexiko lockt

Vor diesem Hintergrund reduzieren Vermögensverwalter ihrer bullischen Wetten auf ein paar wenige. Ein klarer Favorit ist dabei der Mexikanische Peso, der in den vergangenen drei Monaten 22 Prozent gegenüber dem Dollar gewonnen hat.

Im vergangenen Jahr hat die mexikanische Regierung wegweisende Reformen im Telekom- und Energiesektor auf den Weg gebracht, um die Auslandsinvestitionen anzukurbeln. Laut Analysten schafft zudem die anhaltende Wirtschaftserholung in den USA - dem größten Handelspartner Mexikos - die Voraussetzungen für stärkeres Wachstum in Lateinamerikas zweitgrößter Wirtschaft.

"Solange das Wachstum der US-Wirtschaft positiv ausfällt, ist das für Mexiko bullisch", sagt Abad, dessen Firma Positionen in der Währung hält.

Polen lohnt einen Blick

Euro / Zloty
Euro / Zloty ,00

Won und Zloty werden voraussichtlich auch vom verbesserten Wachstum in den Industrieländern profitieren, wie Investoren meinen. Die USA und die Eurozone, in der sich auch eine graduelle ökonomische Erholung abzeichnet, sind wichtige Absatzmärkte für Waren- und Technologieexporte aus Südkorea. Das sollte den Leistungsbilanzüberschuss des Landes weiter stützen. Die polnische Wirtschaft wird voraussichtlich von der Erholung in Westeuropa profitieren.

"Wir halten an der Grunddoktrin fest, dass entwickelte Länder einige Schwellenländer unterstützen", sagt Imran Ahmad, Portfoliomanager im Währungsteam von JP Morgan Asset Management, die 1,6 Billionen Dollar verwalten. Sein Team zieht es vor auf den koreanischen Won gegen den Dollar zu wetten und Positionen in Zloty und Mexikanischen Peso zu halten.

Auch für zinsstarke Schwellenländerwährungen zeichnen sich Gewinne ab. Geringe Zinsen in der allmählich wachsenden US-Wirtschaft und in der Eurozone könnten Investoren in diese Währungen mit höheren Renditen treiben, sagt Win Thin, Chef für Schwellenländer bei Brown Brothers Harriman.

Doch Analysten mahnen Investoren von Währungen wie der Türkischen Lira und dem Rubel Abstand zu halten. In Chile - dem weltgrößten Kupferproduzenten - sorgen das nachlassende Wachstum und die schwächelnde globale Nachfrage nach Rohstoffen für einen düsteren Ausblick für die Währung.

Lira und Rubel haben gleich an zwei Fronten zu kämpfen: Beide wurden durch politische Spannungen im vergangenen Jahr geschwächt, doch wirtschaftlich haben beide grundlegende Schwächen die sich langfristig als das größere Problem erweisen könnten, sagen Investoren. In den vergangenen sechs Monaten hat die Lira gegenüber dem Dollar rund drei Prozent verloren, während der Rubel fast fünf Prozent abgegeben hat, wie aus Daten von FactSet hervorgeht.

Rubel-Drama geht wohl weiter

Im vergangenen Sommer war es in der Türkei immer wieder zu Protesten gegen die Regierung gekommen und für August stehen Präsidentschaftswahlen an. Auch wenn die Währung die Verluste teilweise wieder gutgemacht hat, weist die Leistungsbilanz doch eine gewaltige Kluft auf und der Internationale Währungsfonds rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum sich in diesem Jahr auf 2,3 Prozent verlangsamen wird. 2013 waren es geschätzte 4,3 Prozent.

Aufgrund der Ukraine-Krise fehlt es an Vertrauen in beide Märkte. Investoren sollten sich deshalb vor Kapitalflucht und einem Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses vorsehen, sagen Vermögensverwalter. In den ersten vier Monaten dieses Jahres hat Russland mehr als 67 Milliarden Dollar an Nettokapital verloren - mehr als im vergangenen Jahr insgesamt.

Der Rubel sei im vergangenen Jahr "abgeschlachtet" worden, sagt Alessio de Longis, Makrostratege bei OppenheimerFunds Global Multi-Asset Group und Portfoliomanager des 49,2 Millionen schweren Oppenheimer Currency Opportunities Fund. "Ich sehe keinen Grund dafür, dass sich das ändert", sagt er.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ

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