Wirtschaft

Inside Wall Street Wenig Hoffnung zum Quartalsende

Zum Quartalsende geht es an der Wall Street aufwärts - doch zum Feiern hat man auf dem Parkett der New Yorker Börse keinen rechten Grund. Einen Tag nach den Kurseinbrüchen vom Montag wissen Anleger, dass eine wirkliche Erholung der Märkte noch aussteht. Und die Bilanz für das noch junge Jahr fällt nach den ersten drei Monaten bitter aus.

Das ist umso schlimmer, als man für den März eine der eindrucksvollsten Rally verbucht, die es an der Wall Street je gab. Ein Plus von mehr als sieben Prozent für den breiten Markt, das kann sich sehen lassen; es täuscht aber nicht darüber hinweg, dass dem Markt im ersten Quartal rund 13 Prozent abhanden gekommen sind. Und der schwache Handel am Montag hat bewiesen, dass der Markt viel zu volatil ist, als dass man sich über eine Bodenbildung freuen könnte. Zumal kritische Stimmen ohnehin von einer Bärenmarkt-Rally sprechen.

Im Bärenmarkt dürften die US-Börsen bald auch wieder sein. Nach dem "window dressing" am Dienstag haben Anleger in den nächsten Tagen kaum Grund Aktien zu kaufen. Das Verbrauchervertrauen ist nach wie vor am Boden, verschiedene Industrie-Indikatoren deuten auf historische Tiefstände. Die Häuserpreise fallen weiter - und am Freitag kommt der Bericht über den Arbeitsmarkt im März, für den nichts Gutes erwartet wird.

Soviel nur zu den aktuellsten Konjunkturdaten. Auf Seite der Unternehmen dreht sich nach wie vor alles um Banken und Autos. Eine Pleite von GM würde zurzeit niemanden überraschen, und Verstaatlichungen im Finanzsektor zeichnen sich ebenfalls ab.

Interessant ist, dass sich nach dem ersten Quartal zumindest politisch etwas Hoffnung schöpfen lässt: Präsident Barack Obama hat die ersten 60 Tage seiner Amtszeit hinter sich. Und obwohl er es mit der Rettung der Konjunktur, mit umstrittenen Hilfen für die Banken und dem jüngsten Eingriff ins Management von GM nicht einfach hatte, wird er zur Zeit doch eher von den Republikanern und nicht vom Volk kritisiert. Das stellt sich laut allerneuester Umfragen hinter den Chef: Die große Mehrheit gibt Obama an der herrschenden Krise keine Schuld.

Europäischen Beobachtern mag das einleuchten, waren es doch die katastrophalen Konzepte der Bush-Regierung, die mit niedrigen Steuern, überhöhten Ausgaben und grober Deregulierung der Märkte das Chaos eingeleitet haben. Doch in den USA bestimmt Stimmungsmache das Geschehen im Fernsehen. Ganze Brigaden konservativer Denker schimpfen allabendlich auf Obama, in dessen Amtszeit der Dow Jones immerhin so und soviel Prozent verloren habe - beim Volk kommt das größtenteils nicht so an.

Barack Obama fährt einen guten Kurs. Sein Stimulus-Paket wird Arbeitsplätze schaffen und die Infrastruktur der USA für die Zukunft stärken. Dass das Geld kostet und den Staatshaushalt zunächst einmal über Gebühr belastet, ist klar. Obamas Konzepte für die Banken und die Autobranche zeigen, dass Washington kreativ und mit aller Kraft an die Probleme geht, die man von der Regierung des Vorgängers übernommen hat.

Das macht vielen Amerikanern Hoffnung - dürfte sich an der Wall Street aber nicht in Form von raschen Gewinnen niederschlagen. Insider auf dem Börsenparkett sehen im Moment noch die Bären in der Überzahl und spekulieren, ob die schöne März-Rally im April schon wieder abgebaut sein könnte.

Quelle: ntv.de

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