Wirtschaft

Obama in der Fed-Zwickmühle Wer folgt auf Ben Bernanke?

Ben Bernanke kann in Ruhe zuschauen, wer sein Nachfolger wird.

Ben Bernanke kann in Ruhe zuschauen, wer sein Nachfolger wird.

(Foto: REUTERS)

Die lockere Geldpolitik der US-Notenbank mit den milliardenschweren Anleihekäufen beschäftigt die weltweiten Finanzmärkte seit Monaten. Wann endet sie und vor allem wie? Die Frage könnte auch personalpolitisch beantwortet werden, denn die Fed bekommt einen neuen Chef.

Mit der Nominierung eines neuen Notenbankchefs muss US-Präsident Barack Obama schon bald ein heißes Eisen anpacken. Als Top-Favoriten für die Nachfolge von Ben Bernanke gelten dessen Stellvertreterin Janet Yellen und Ex-Finanzminister Larry Summers. Während Summers als Notenbankchef eher zu einer Zinserhöhung neigen könnte, dürfte Yellen den Fuß geldpolitisch länger auf dem Gaspedal belassen, sind sich Experten sicher.

Wählt Obama seinen alten Vertrauten Summers, droht zudem Widerstand im Senat: Denn der frühere Harvard-Präsident gilt zwar als brillanter Ökonom, aber auch als Wegbereiter der Finanzkrise. Zudem werden ihm chauvinistische Züge nachgesagt, da er Frauen eine Ader für Naturwissenschaften abspricht. Mit der Berufung Yellens könnte Obama ein anderes Signal setzen: Noch nie in der fast hundertjährigen Geschichte der Notenbank stand eine Frau an der Spitze der Fed.

Zeit reif für Yellen?

Die am Donnerstag beginnende Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole, auf der Bernanke mit Abwesenheit glänzt, bietet Yellen eine Bühne, sich in Szene zu setzen. Doch die scheue Notenbankerin drängt es nicht gerade ins Scheinwerferlicht: Sie begnügt sich bei dem Treffen in den Rocky Mountains mit einer Moderationsrolle. "Ich denke Yellen ist dennoch als Bernankes Nachfolgerin gesetzt", sagt Amerika-Chefvolkswirt Evariste Lefeuvre von der Investmentbank Natixis. So wie er denken viele Ökonomen, bei denen sich Reuters nach den Chancen der potenziellen Nachfolger Bernankes erkundigt hat. Rund zwei Drittel der Befragten setzen auf die Arbeitsmarktexpertin, die Bernanke nach Ablauf seiner Amtszeit Ende Januar 2014 beerben könnte.

Anders als stärker an Preiswertstabilität orientierte Geldpolitiker - sogenannte Falken - gehört die Ökonomin zum Lager der Tauben, das eher auf Konjunkturanreize setzt. Mit der Nominierung Yellens würde Obama ein Zeichen geben, dass die Notenbank noch stärker als bisher auf eine Politik des billigen Geldes setzt. Kritiker geben aber zu bedenken, dass dies an den Märkten Befürchtungen auslösen könnte, dass die Fed mit ihrer Geldschwemme höherer Inflation Vorschub leistet. Yellen hat deutlich gemacht, dass sie im Zweifelsfall eine höhere Inflation für eine deutlich niedrigere Arbeitslosenrate in Kauf nehmen würde.

Summers als Wegbereiter der Finanzkrise?

Summers bezweifelt, dass eine gute Beschäftigungsquote ohne zunehmenden Preisauftrieb zu haben ist. In der Diskussion über die Dosierung der Fed-Konjunkturspritzen Anfang des Jahres ließ er zudem durchblicken, dass er diese nicht für ein Allheilmittel hält: "Sie stärken die Güterwirtschaft nicht so kräftig, wie viele denken."

Experten gehen davon aus, dass Summers und Yellen nicht den Fehler machen werden, die Zinsen zu früh anzuheben und damit den Aufschwung abzuwürgen. Dennoch traut die Fachwelt Summers eher zu, die Zinszügel beim Erreichen des von der Fed gesetzten Schwellenwerts für die Arbeitslosigkeit von 6,5 Prozent energisch anzuziehen. "Er dürfte sich früher als Yellen dafür starkmachen", so Ex-Notenbanker Laurence Meyer von Macroeconomic Advisors.

Summers ist dennoch kein Falke: Bereits Mitte 2012 war er mit der Forderung nach neuen Fed-Konjunkturspritzen vorgeprescht. Doch trotz seiner fachlichen Eignung wird ihm ein autoritärer Arbeitsstil nachgesagt. Er gilt vielen daher als rotes Tuch. Gegner sehen Summers gar als Wegbereiter der Finanzkrise, die 2007 mit dem Platzen der Immobilienblase über die Weltmacht hereinbrach.

Als Finanzminister unter Präsident Bill Clinton hatte er in den 1990er Jahren daran mitgewirkt, dass der Derivatemarkt unreguliert blieb. Ausgerechnet undurchsichtige Produkte aus diesem Bereich erwiesen sich als Brandbeschleuniger der Krise. Zudem kreiden Kritiker Summers an, dass er das Trennbankensystem beseitigte und Geldhäusern mit Privatkundeneinlagen den Weg zu riskanten Geschäften ebnete.

Geht Obama auf Nummer sicher?

Obama schätzt Summers aber wegen seiner Rolle beim Eindämmen der Krise, für die er als Chef-Wirtschaftsberater des Präsidenten von der Fachwelt gute Noten erhielt. Er ist ein Insider des Politikbetriebs: "Im Gegensatz zu Yellen kennt er sich im Regierungsbezirk Washington bestens aus", so Fed-Beobachter Johnny Bo Jakobsen.

Dennoch dürfte dem kantigen Ökonom Widerstand im Senat entgegenschlagen, sollte er nominiert werden. Denn die US-Parlamentskammer muss den Vorschlag des Präsidenten bestätigen. Mit der Berufung Yellens könnte Obama dagegen auf Nummer sicher gehen: Ihre Nominierung zur Vizechefin der Fed ging reibungslos über die Bühne.

Quelle: ntv.de, rts

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