Terrorjägerin soll Börsenaufsicht führen White soll SEC-Chefin werden
24.01.2013, 19:44 Uhr
Als SEC-Chefin soll Mary Jo White die Banken an der Wall Street beaufsichtigen, die sie jetzt noch vor Gericht verteidigt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mary Jo White soll Chefin der US-Börsenaufsicht SEC werden. Die Ex-Staatsanwältin ist eine Grenzgängerin: Künftig soll sie Finanzjongleuren das Handwerk legen – bisher verteidigt sie die Zocker vor Gericht. Präsident Obama will mit White Druck auf die Wall Street machen: Der gefürchtete SEC-Chefermittler Khuzami hatte im Januar seinen Hut genommen.
Wall Street, aufgepasst! Neue Chefin der US-Börsenaufsicht SEC soll eine ehemalige Star-Staatsanwältin werden. Präsident Obama nominierte die Juristin Mary Jo White.Der Senat muss ihrer Ernennung noch zustimmen.
Die 65-Jährige hat sich landesweit einen Namen als Anklägerin von Terroristen und Gangstern in New York gemacht. White war neun Jahre lang Staatsanwältin in New York und unter anderem zuständig für die juristische Aufarbeitung des Anschlags auf das World Trade Center im Jahr 1993 und der Anschläge auf die US-Botschaften in Afrika 1998. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit waren Betrugsfälle von Finanzinstituten.
"Abgesehen von ihrer ausgezeichneten Karriere hat White sich einen Ruf als harte und effektive Juristin erarbeitet und bewiesen, dass sie Kriminelle vor Gericht bringt", sagte der Vertreter des Weißen Hauses. Sie sei bestens geeignet, um die von Obama geplante Reform der Wall Street umzusetzen.
Als neue SEC-Chefin dürfte White keine Schonfrist bekommen. Sie muss den laufenden Streit über die Regulierung des 2,5 Bio. Dollar schweren Marktes von Geldmarktfonds lösen, 63 noch offene Paragrafen des Dodd-Frank-Gesetzes zur stärkeren Finanzmarktüberwachung zum Abschluss bringen sowie den Hochfrequenz-Handel stärker überwachen.
White wechselt die Seiten
In den Medien stieß die erwartete Ernennung Whites jedoch auf ein geteiltes Echo. Zwar wurden ihre Verdienste als Staatsanwältin in New York City gelobt. Doch gleichzeitig wurde ihr Wechsel auf die andere Seite des Rechtssystems thematisiert: Momentan arbeitet Mary Jo White seit zehn Jahren in der Anwaltskanzlei Debevoise & Plimpton. Dabei hat sie laut Unternehmenskreisen auch große Finanzinstitute vertreten, die von der SEC beaufsichtigt werden.
Unter anderem vertrat White Kenneth Lewis, den ehemaligen Chef der Bank of America, als dieser wegen Aktienbetrug angeklagt war. Nach den Vorschriften der SEC darf sich White zwei Jahre lang nicht mit Angelegenheiten befassen, die ihren ehemaligen Arbeitgeber oder Klienten aus ihren letzten beiden Jahren dort betreffen. Sie darf sich auch nicht mit ehemaligen Kunden oder Klienten unter vier Augen treffen.
White tritt die Nachfolge der langjährigen SEC-Chefin Mary Schapiro an, die im Dezember von ihrem Amt zurückgetreten war. Übergangsweise führt die US-Börsenaufsicht seitdem Elisse Walter. Jüngst hatte auch der oberste SEC-Ermittler Robert Khuzami seinen Weggang bekanntgegeben. Zusammen hatten Schapiro und Khuzami den ramponierten Ruf der SEC nach der Finanzkrise wieder hergestellt, indem sie gegen Insiderhändler und namhafte Wall-Street-Banken vorgingen.
Quelle: ntv.de, hvg/AFP/DJ/dpa/rts