Wirtschaft

Großes Zahlenrätsel Wie viel brauchen die Banken?

Der mögliche Bedarf der deutschen Banken an frischem Eigenkapital sorgt für Verwirrung: Von 50 bis 200 Mrd. Euro reichen die in Medienberichten genannten Summen. Soffin-Chef Rehm stellt klar: Er habe nie von 200 Mrd. Euro gesprochen. Der Kapitalbedarf liege vielmehr bei 50 Mrd.

Hannes Rehm: Falsch gesagt oder falsch verstanden?

Hannes Rehm: Falsch gesagt oder falsch verstanden?

(Foto: REUTERS)

Der Chef des Bankenrettungsfonds Soffin, Hannes Rehm, hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach er den Kapitalbedarf der deutschen Banken auf 200 Mrd. Euro schätzt. Die Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag" hatte Rehm entsprechend zitiert. "Nach vorliegenden Studien kann es in den G20-Staaten auf der Zeitachse 2013 bis 2018 zu einem zusätzlichen Eigenkapitalbedarf von 200 Mrd. Euro kommen", stellte Rehm klar. Damit bezieht sich die kolportierte Summe auf 20 Länder und nicht allein auf Deutschland. Hintergrund sind die neuen "Basel III"-Regeln, die die Kreditinstitute zwingen, künftig mehr Eigenkapital für Krisen vorzuhalten.

Rehm: "Definitiv nicht gesagt"

Nach dem Bericht soll Rehm auf einer Veranstaltung erklärt haben: "Deutsche Banken brauchen 200 Mrd. Euro mehr Eigenkapital." Rehm sei falsch zitiert worden, stellte eine Soffin-Sprecherin klar. Auch die Organisatoren der Veranstaltung widersprachen der Darstellung. "Es ist nicht gesagt worden, definitiv nicht", sagte Rocco Damm von der Vermögensverwaltung Damm-Rumpf-Hering. Er könne sich vielmehr daran erinnern, dass in diesem Zusammenhang eine Zahl von 50 Mrd. Euro genannt worden sei.

Auch Gerhard Stratthaus, Mitglied des Leitungsausschusses des Soffin, bezweifelte, dass Rehm in diesem Zusammenhang die Zahl von 200 Mrd. Euro genannt habe. Er sei zwar nicht bei der Veranstaltung in Dresden gewesen, sagte Stratthaus. Ihm erscheine die Summe aber als sehr hoch gegriffen. Die Zahl sei auch intern auf keinem Soffin-Treffen gefallen.

50 Mrd. Euro für deutsche Banken

Einem "Spiegel"-Bericht zufolge brauchen die zehn größten Banken Deutschlands wegen der schärferen Regulierung 50 Mrd. Euro frisches Kapital. Diese Größenordnung habe die Bundesbank für die kommenden neun Jahren in einer vertraulichen Studie errechnet. Demnach haben Experten der Bundesbank Kreditinstitute mit einem Kernkapital von mehr als drei Mrd. Euro unter die Lupe genommen. Den größten Teil des bis 2019 entstehenden Bedarfs könnten die Banken durch einbehaltene Gewinne und eine Kapitalaufnahme von außen decken. Für etwa zehn Mrd. Euro müssten sie aber neue Geldquellen erschließen. Ein Bundesbank-Sprecher wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen.

Der Bankenverband hatte den Kapitalbedarf der zehn größten deutschen Geschäftsbanken unter dem Reformwerk "Basel III" zunächst auf gut 100 Mrd. Euro geschätzt, diese Prognose aber am Donnerstag wieder zurückgezogen. Einer Studie der Investmentbank JPMorgan zufolge können die größten europäischen Institute die verschärften Anforderungen ohne Kapitalerhöhungen bewältigen. "Basel III" wurde am vergangenen Wochenende festgezurrt und soll im Wesentlichen bereits 2013 in Kraft treten.

Quelle: ntv.de, rts

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