Bundesbanker befürchten Komplott Wieso noch Hellas-Bonds?
30.05.2010, 16:43 UhrDie Bundesbanker sind einem Magazinbericht zufolge irritiert über die anhaltenden Käufe von Griechenland-Anleihen durch die EZB. Der Ankauf von Staatsanleihen doppele sich mit dem Milliarden-Rettungspaket für das Land. Sie wittern ein Komplott französischer Banken.

Geld wie diese Plastik-Eulen nach Athen tragen? Die Bundesbanker wittern ein Komplott.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Der Kauf von Staatsanleihen hochverschuldeter Euro-Länder durch die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt angeblich für erhebliche Irritationen in der Deutschen Bundesbank. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ohne Angabe von Quellen schreibt, hat die EZB bis Ende vergangener Woche fast 40 Mrd. Euro für die Schuldtitel ausgegeben, 25 Mrd. Euro allein für griechische Bonds. Für die Käufe von Papieren aus Athen sehen dem Bericht zufolge "hochrangige Notenbanker", im Gegensatz zum Erwerb spanischer oder portugiesischer Anleihen, keinerlei Anlass - schließlich hätten die Euro-Länder ihr Griechenland-Rettungspaket längst verabschiedet, die ersten Gelder seien zudem bereits geflossen.
Französisches Komplott?
Der allgemeine Rettungsfonds, an den sich die übrigen hochverschuldeten Euroländer wenden können, sei dagegen noch nicht gegründet. Die EZB sorge mit den Käufen dafür, dass die Preise für griechische Bonds künstlich hoch gehalten würden, kritisieren die Bundesbanker dem Bericht zufolge - und vor allem französische Banken nutzten nun die Gelegenheit, ihre Griechenland-Anleihen an die EZB zu verkaufen und so ihre Bilanzen von diesen Papieren zu säubern.
"Einige hochrangige Notenbanker vermuten gar ein französisches Komplott, schließlich hat EZB-Chef Jean-Claude Trichet, ein Franzose, auf Druck des französischen Präsidenten Nicolas eine eherne Grundregel der Notenbank preisgegeben - nämlich niemals Staatsanleihen aus Mitgliedsstaaten zu kaufen", heißt es in dem Bericht.
Bundesbank ist gekniffen
Der Kauf griechischer Anleihen durch die Zentralbank gehe gleich in doppelter Hinsicht gegen die Interessen der Deutschen. Zum einen seien sie mit 27 Prozent an der EZB und somit an den Risiken aus den Schuldtiteln beteiligt. Hinzu komme, dass deutsche Banken ihre griechischen Anleihen nicht an die EZB verkaufen dürften - schließlich hätten sie sich gegenüber Finanzminister Wolfgang Schäuble verpflichtet, die Papiere bis Mai 2013 zu halten. Ein Sprecher der Bundesbank wies die Darstellung zurück. Weitere Kommentare lehnte er ab. Eine EZB-Sprecherin lehnte einen Kommentar gleichfalls ab.
EZB-Offizielle haben die Käufe von Anleihen bisher stets offiziell mit der Absicht begründet, an den als "dysfunktional" eingeschätzten Märkten für Liquidität zu sorgen und damit eine Beeinträchtigung des geldpolitischen Transmissionsmechanismus zu verhindern. EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi hatte zudem in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" ausgeschlossen, dass nationale Zentralbanken bei den Bond-Käufen nationale Interessen verfolgen könnten. Nach seiner Darstellung sollten diese Käufe zentral geplant und innerhalb des Eurosystems dezentral abgewickelt werden.
Quelle: ntv.de, ddi/AFP/rts