Aktie in Turbulenzen Will Air Berlin unter das Börsenradar?
20.03.2014, 17:50 Uhr
Abschied von der Börse? Air Berlin Könnte vom Parkett verschwinden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft verschiebt mit nebulösen Ankündigungen ihre Zahlenpräsentation. An der Börse geht das Papier in den Steigflug. Doch nur einen Tag später geht es wieder hinab. Sind es die letzten Bewegungen auf dem Parkett?
Passagieren würde bei solchen Bewegungen eines Flugzeugs wohl ordentlich der Magen umgedreht: Die Papiere von Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin erleben innerhalb von nur 24 Stunden wilde Manöver. Einem Steilflug von fast 15 Prozent folgt ein rasanter Sturzflug. Bis zum späten Nachmittag büßt das im SDax gelistete Papier fast 14 Prozent ein.
Auslöser der Turbulenzen ist die überraschend verschobene Präsentationen der Jahresergebnisse für 2013. "Wir führen derzeit fortgeschrittene Gespräche über Optionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden", hatte der Konzern am Mittwoch in dünnen Worten mitgeteilt. Dies erwies sich als Treibstoff für Spekulationen.
Abschied vom Parkett?
Nun berichtet das "Manager Magazin Online" von gravierenden Änderungen. So erwäge die seit Jahren kriselnde Airline den Abflug von der Börse. Vorbereitet werde ein Neustart mit frischem Kapital und einer veränderten Gesellschafterstruktur, hieß es.
Hinter dem Kurswechsel soll dem Bericht zufolge der arabische Großaktionär Etihad stecken, der mit knapp 30 Prozent an Air Berlin beteiligt ist. Die Araber wollten sich mehr Durchgriff verschaffen, ohne den Anteil über die verkehrsrechtlich kritische Grenze von 30 Prozent zu erhöhen. Air Berlin wollte den Bericht nicht kommentieren.
Die "B.Z" aus Berlin berichtet derweil, dass Etihad plane in einer neuen Holding, Air Berlin, Alitalia und weitere Beteiligungen zusammenzufassen. Damit wolle die Gesellschaft ihr Rückgrat in Europa stärken.
Dass sich das Unternehmen nicht äußert, irritiert zumindest den Flughafenverband ADV. "Alle Führungskräfte haben seit Tagen Redeverbot", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel laut der Zeitung. "Es ist aber unser maßgebliches Interesse zu wissen, wer unser Ansprechpartner ist und was die Airline plant."
Komme es zum Börsenausstieg, erhielten Aktieninhaber ein Übernahmeangebot. "Dieses könnte unter dem aktuellen Kurs durchgeführt werden", sagte ein Marktteilnehmer zur Begründung für den Kurssturz.
Analysten rechnen mit hohem Minus 2013
Analysten gehen davon aus, dass Air Berlin im vergangenen Jahr einen hohen Verlust eingeflogen hat. Das operative Ergebnis (Ebit) dürfte den Prognosen zufolge zwischen minus 114 Millionen Euro und minus 132 Millionen Euro liegen nach 70 Millionen Euro Gewinn im Jahr zuvor. Damals hatte die Airline von hohen Extraerlösen aus dem Verkauf ihres Vielfliegerprogramms an Großaktionär Etihad profitiert.
Wäre das Unternehmen nicht mehr börsennotiert, entfielen eine Reihe von Publikationspflichten. Dies würde eine Sanierung erheblich erleichtern.
Ähnlich verfuhr Dell-Gründer Michael Dell Ende vergangenen Jahres: Nach einer zähen Übernahmeschlacht kaufte er sein eigenes Unternehmen zurück - und nahm es nach 25 Jahren von der Börse. Der angeschlagene Computer-Hersteller soll nun saniert werden.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa