"Hillary Clinton will den Job" Wirbel um die Weltbank-Spitze
10.06.2011, 16:40 UhrZwei Frauen könnten bald die finanzwirtschaftlich mächtigsten Institutionen der Welt führen. Nachdem Christine Lagarde den Chefposten des Internationalen Währungsfonds übernehmen will, plant Hillary Clinton offenbar vom US-Außenministerium an die Weltbank-Spitze vorzurücken.

Vier Jahre Außenministerin der USA und dann an die Spitze der Weltbank? Hillary Clinton.
(Foto: REUTERS)
Die USA beanspruchen auch künftig die Weltbank-Spitze für sich und halten nach Reuters-Informationen Außenministerin Hillary Clinton für den Chefsessel bereit. Im kommenden Jahr wolle Clinton ihren Minister-Posten räumen und Nachfolgerin von Weltbank-Chef Robert Zoellick werden, erfuhr Reuters von mehreren mit den Gesprächen vertrauten Personen.
Zoellicks Amtszeit endet Mitte 2012. Sollte er nicht erneut antreten, hat Clinton nach Worten von Weggefährten Interesse, ihn zu beerben. "Hillary Clinton will den Job", sagte eine Person aus ihrem Umfeld. Eine andere ergänzte, Präsident Barack Obama habe bereits Unterstützung für Clintons Pläne geäußert.
"Lame duck" Hillary Clinton
Die Insider blieben bei ihrer Darstellung, auch nachdem Sprecher des Präsidialamts und des Außenministeriums diese dementierten. Clinton hatte in der Vergangenheit erklärt, dass sie nicht plane, länger als vier Jahre im Außenministerium zu bleiben.
Das Bekanntwerden der Wechselabsichten könnte Clintons Arbeit erschweren, wenn sie für den Rest ihrer Amtszeit mit dem Ruf einer vor dem Absprung stehenden "lahmen Ente" ("lame duck") zu kämpfen hätte. Eine Debatte über die Weltbank-Spitze käme zum derzeitigen Punkt sehr früh.
DSK, IWF und die Schwellenländer

Dominic Strauss-Kahn: Sein rücktritt von der IWF-Spitze beeinflusst auch die Debatte um die Weltbank-Führung.
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Doch in diesem Fall sind die Umstände ungewöhnlich. Hintergrund ist die erforderliche Neubesetzung des Chefpostens der Schwesterorganisation Internationaler Währungsfonds (IWF), nachdem der jüngste IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn nach Vorwürfen der versuchten Vergewaltigung zurückgetreten war. Einer ungeschriebenen Vereinbarung zufolge wird der IWF von einem Europäer geführt, die Weltbank von einem Amerikaner. Diese Regelung ist derzeit unter massivem Beschuss seitens der Schwellenländer, die auf ihr gestiegenes Gewicht in der Weltwirtschaft pochen.
Die von der Schuldenkrise gebeutelten Europäer wollen für den IWF-Chefposten nochmals einen Kandidaten aus den eigenen Reihen durchsetzen und haben damit bislang auch beste Chancen. Als eindeutige Favoritin schält sich Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde heraus. Kommen die Französin und die Frau des früheren US-Präsidenten Bill Clinton zum Zug, wären sie jeweils die ersten Frauen an der Spitze der beiden Kreditgeber.
Was macht China?
Lagarde wirbt mit Reisen in wichtige Schwellenländer nachdrücklich für ihre Kandidatur. Sonst hat lediglich Mexikos Zentralbankchef Agustin Carstens seinen Hut in den Ring geworfen. Seine konservativen politischen Ansichten sind aber in vielen Schwellenländern umstritten.
Als idealer Kandidat der Schwellenländer galt lange der frühere südafrikanische Finanzminister Trevor Manuel. Dieser will aber nicht antreten, wie er auf einer Pressekonferenz deutlich machte. Er zeigte sich enttäuscht, dass sich die Schwellenländer nicht auf einen gemeinsamen Gegenkandidaten einigten.
Auch der kasachische Notenbankchef Grigori Martschenko, der im Mai unter anderem von Russland für den IWF-Chefposten vorgeschlagen worden war, bezeichnete es als "ausgemachte Sache", dass Lagarde den Job bekommt.
Probleme bereiten könnte Lagarde allerdings noch die französische Justiz. Sie muss entscheiden, ob die Ministerin in ein Ermittlungsverfahren gezogen wird. Aus der Opposition kommen Vorwürfe des Amtsmissbrauchs. Lagarde hatte gegen den Rat ihres Ministeriums in einem Rechtsstreit einen für den Staat sehr kostspieligen Vergleich akzeptiert. Die Justiz muss befinden, ob eine formelle Untersuchung wegen Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder eingeleitet wird. Das zuständige Gericht verschob seine Entscheidung auf den 8. Juli. Nach bisheriger Planung sollte diese am Freitag erfolgen und damit am selben Tag, an dem die Frist für die Benennung der Kandidaten für den IWF-Chefposten ablief. Am 30. Juni will der Fonds dann den neuen Amtsinhaber berufen.
Quelle: ntv.de, rts