Wirtschaft

Appell an die britische Vernunft Wirtschaft warnt vor "Brexit"

Premier Cameron will ein EU.-Referendum.

Premier Cameron will ein EU.-Referendum.

(Foto: dpa)

Die Grexit-Debatte steckt Europa noch in den Knochen, da entbrennt die Debatte um einen Brexit. Deutsche Ökonomen warnen: Kapital ist ein scheues Reh. Die Briten werden sich durch einen EU-Austritt ins eigene Fleisch schneiden. Sie raten dringend zu einem Verbleib.

(Foto: dapd)

Der britische Premierminister David Cameron hat mit seiner EU-Austrittsdrohung viel Wirbel ausgelöst. Die deutsche Wirtschaft reagiert verschnupft, bestürzt und empört. Ein möglicher Rückzug Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) sei nciht ohne Risiko. Aus Sicht des Industrieverbandes BDI führt der europapolitische Kurs von Cameron sogar geradewegs in die Sackgasse. Nicht nur der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Hans Heinrich Driftmann, ist der Ansicht, dass London sich vor allem selbst schade.

Zugleich betonte der DIHK-Chef: "Auch für uns wäre ein solcher Austritt mit Schmerzen verbunden. Immerhin ist das Land in den Top 5 unserer Handelspartner." Die Exportwirtschaft reagierte eher gelassen, die Privatbanken warnten vor einem gefährlichen Spiel mit dem Feuer. Cameron will die Briten bis spätestens 2017 über den EU-Verbleib abstimmen lassen.

Driftmann zufolge wären bei einem EU-Austritt Londons die Vorteile des Binnenmarktes weg. "Sie müssten eine Vielzahl neuer Handelsabkommen abschließen." Er setzt wie der Außenhandelsverband BGA auf Vernunft: "Ich hoffe daher, dass sich die Briten letztlich für die EU entscheiden."

"Bedauerlich, aber verkraftbar"

Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, sagte: "Bis 2017 fließt noch viel Wasser die Themse hinunter." Ein EU-Austritt Großbritanniens - immerhin Deutschlands viertwichtigster Absatzmarkt weltweit - wäre "überaus bedauerlich aber verkraftbar".

Mit großer Sorge würden in erster Linie die verheerenden Auswirkungen für die britische Wirtschaft und der enorme Bedeutungsverlust des Vereinigten Königreiches gesehen. "In dem heutigen Konzert der Weltmächte China und USA wird ein einzelner EU-Staat sich nicht behaupten können", sagte der BGA-Chef.

Zugleich betonte Börner: "Hoffnung macht mir, dass gerade die junge Generation offensichtlich zur EU tendiert." Auch die britische Wirtschaft hätte bis zur Abstimmung ausreichend Zeit, die Vorteile herauszustellen und Politik und Bevölkerung davon zu überzeugen. "Dann allerdings voll oder gar nicht."

Der Präsident des Bankenverbandes, Andreas Schmitz, verwies darauf, dass nur ein geeintes Europa auf internationaler Bühne ein starkes Europa sei. Ein Austritt könnte Errungenschaften des Binnenmarktes gefährden: "Wegen der großen Bedeutung des Finanzplatzes London wäre vor allem der Finanzsektor betroffen." Dies könne sich bei der Regulierung auswirken, die international möglichst einheitlich umgesetzt werden müsse.

"Briten schneiden sich ins eigene Fleisch"

BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber betonte: "Die deutsche Industrie wünscht sich ein in Europa aktives Vereinigtes Königreich." Großbritannien habe sich in Europa und weltweit als wichtiger Motor für offene Märkte erwiesen. Aber die EU-Mitgliedschaft sei vor allem auch im britischen Interesse. Dies habe der britische Partnerverband sehr deutlich gemacht.

Ähnlich sieht das der Deutsche Industrie und Handelskammertag. "Die Unternehmen werden mit neuen Investitionen zögern", sagte Chefvolkswirt Alexander Schumann. "Kapital ist ein scheues Reh. Da müssen die Briten wirklich aufpassen. Die schneiden sich ins eigene Fleisch."

Quelle: ntv.de, dpa

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