Kalter Wirtschaftswind in Peking China-Industrie verliert Schwung
01.06.2012, 06:42 Uhr
Pekings Statistiker verzeichnen anschwellende Lagerbestände in der Industrie und einen Rückgang bei den Neuaufträgen.
(Foto: REUTERS)
Beunruhigende Signale aus dem produzierenden Gewerbe schrecken die Wirtschaftslenker in der chinesischen Hauptstadt auf: Zwei wichtige Indikatoren zur Lage in der Industrie deuten auf eine unerwartet starke Abkühlung der chinesischen Wirtschaft hin.
Die chinesische Industrie muss einen kräftigen Dämpfer hinnehmen: Der amtliche Einkaufsmanager-Index für die Großunternehmen fiel nach Angaben der nationalen Statistikbehörde im Mai überraschend kräftig auf 50,4 Punkte und damit den tiefsten Stand in diesem Jahr.
Zwar liegt der Wert noch über der Marke von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert. Doch hatten Experten nur mit einem Rückgang auf 52,2 Punkte gerechnet, nachdem der Index noch im April ein 13-Monatshoch von 53,3 Punkten erklommen hatte.
Ein deutlich dunkleres Bild ergibt sich im Zusammenhang mit einem weiteren, stark beachteten Indiaktor: Zugleich mit dem offiziellen Barometer zur Lage der Großkonzerne sackte auch der Einkaufsmanager-Index der britischen Großbank HSBC, der vor allem chinesische Mittelständler erfasst, deutlich ab.
In der endgültigen Fassung fiel der HSBC-Index mit 48,4 Punkten noch schlechter aus, als in der ersten Schätzung mit 48,7 Punkten befürchtet. Im April lag er bei 49,3 Punkten. Damit schrumpft der Sektor den siebten Monat infolge. Sorgen bereitet Experten zufolge vor allem, dass nach der amtlichen Statistik, die Neuaufträge gesunken und die Lagerbestände ungewöhnlich schnell gewachsen seien.
Motor der Weltwirtschaft
Trotz aller Stützungsmaßnahmen der Regierung mehren sich damit die Anzeichen für eine deutliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft. Experten rechnen damit, dass sich das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft im zweiten Quartal auf das Jahr hochgerechnet auf 7,9 Prozent verlangsamt. Damit würde es erstmals seit 2009 unter die Marke von acht Prozent fallen.
Für das Gesamtjahr gingen Analysten zuletzt von einem Plus von 8,2 Prozent aus. Das wäre der schwächste Anstieg seit 1999. China zählt zu den wichtigsten Handelspartnern der deutschen Wirtschaft. Zahlreiche Unternehmen - darunter auch prominente Namen wie etwa der Automobilkonzern - haben ihre Wachstumsstrategien auf einen anhaltenden Wirtschaftsaufschwung in dem aufstrebenden Schwellenland ausgerichtet.
Quelle: ntv.de, mmo/rts