Tony Hayward auf der Spur Wo steckt der BP-Chef?
09.07.2010, 13:45 UhrBP-Chef Tony Hayward jettet um die Welt – auf der Suche nach Hilfe für sein durch die Ölpest im Golf von Mexiko angeschlagenes Unternehmen. Wo steckt er gerade? Eine Spurensuche.
Die Bilder erinnern an einen Überfall von Paparazzi auf einen Hollywood-Star: Ein gut gekleideter Herr Mitte fünfzig verlässt ein Hotel in Abu Dhabi, ein Kameramann folgt ihm schnellen Schrittes, die Bilder vollkommen verwackelt. Kurz vor einem guten Schuss schiebt sich die Hand eines Leibwächters vor die Linse. Die Hatz ist vorbei. Vorerst.
Es ist BP-Chef Tony Hayward, der da flüchtet. Hayward ist auf Betteltour. Er versucht derzeit alles, um Geld für seinen in Not geratenen Konzern aufzutreiben. Er spricht mit strategischen Investoren genauso wie mit möglichen Käufern für Teile seines Unternehmens. Denn die Kosten der Ölpest im Golf von Mexiko drohen BP in den Abgrund zu reißen. Von feindlicher Übernahme bis Pleite scheint alles möglich.
Exxon wetzt die Messer
In Abu Dhabi traf sich Hayward Mitte der Woche direkt mit dem Kronprinzen des Emirats. Er wollte den Scheich davon überzeugen, dass sein Reichtum bei BP gut angelegt wäre. Der Aktienkurs hat sich wegen der Ölpest halbiert. Ein starker Anteilseigner wäre ein Segen, denn er würde BP vor dem Ausverkauf an die Konkurrenz schützen. In der Konzernzentrale geht die Furcht vor ExxonMobil und Shell um.
Dass die Araber grundsätzlich bereit sind, ihre Ölmilliarden nach Europa zu überweisen, hatten spektakuläre Einstiege mehrerer Staatsfonds bei Daimler, Volkswagen oder der MAN-Tochter Ferrostaal gezeigt. Geschätzte 25 Mrd. Dollar wollte Hayward den Vertretern von Abu Dhabi, Katar, Kuwait oder Saudi Arabien aus dem Kreuz leiern. Der BP-Chef sprach vor Reportern von einem "sehr guten" Treffen.
Afrika? Argentinien? Kolumbien?
Nach 24 Stunden flog Hayward auch schon weiter mit unbekanntem Ziel. Mittlerweile ist sein Jet in Angola gesichtet worden. Und wieder war rasch eine Kamera vor Ort, liefen die Bilder direkt in die Wohnzimmer der aufgebrachten amerikanischen Bevölkerung. US-Medien haben auf diesen Besuch das Preisschild von 1 Mrd. Dollar geklebt. Soviel könnten Beteiligungen in dem afrikanischen Land abwerfen, wenn sie BP verkauft bekommt.
Der Wirtschaftssender Bloomberg TV spekulierte, nächste Ziele könnten Argentinien und Kolumbien sein, wo BP an Öl- und Gasfeldern beteiligt ist. 8 Mrd. beziehungsweise 2 Mrd. Dollar sollen die Besitzungen dort wert sein. Zum Abschluss der Tour rechnen Beobachter dann mit einem Besuch in New York. Hayward erhofft sich von den Wall-Street-Bankern angeblich Kredite über 9 Mrd. Dollar.
BP ist klamm
BP ist auf frisches Geld angewiesen. Der Konzern hatte auf Druck der US-Regierung alleine 20 Mrd. Dollar in einen Fonds stecken müssen, mit dessen Mitteln das schmierige Wasser gesäubert, die ölverdreckten Strände gereinigt und die Verlierer der Ölpest - Fischer und das Gastgewerbe - entschädigt werden sollen. Denn mit den Fischen und den Touristen fehlen ganzen Regionen wichtige Einnahmequellen. Die schwarz-braune Masse zieht sich mittlerweile von Florida bis Texas.
Aus eigener Kraft kann BP die Lasten kaum tragen, ein Bankrott wäre aber trotz der Unbeliebtheit des Unternehmens keine Alternative. Denn wer soll dann die Rechnungen zahlen?
Und so will US-Präsident Barack Obama immer genau über die Schritte von Hayward informiert werden, denn der BP-Chef muss die Schecks ausstellen. Im Weißen Haus dürften die Fernseher mit den neuesten Paparazzi-Bildern die ganze Zeit laufen.
Quelle: ntv.de, dpa