Wirtschaft

Viel Streit und nicht erfüllte Erwartungen Yahoo-Chefin feuert Nummer zwei

Henrique de Castro

Henrique de Castro

(Foto: REUTERS)

Mit viel Vorschusslorbeer hat Henrique de Castro seine Tätigkeit bei Yahoo begonnen. Doch nun ist wieder alles vorbei, denn der ehemalige Google-Mann schafft die Trendwende im Werbegeschäft nicht. Und für seinen Abgang muss der Internetkonzern viel Geld bezahlen.

Unruhe bei Yahoo: Konzernchefin Marissa Mayer trennt sich von Top-Manager Henrique de Castro, der bisherigen Nummer zwei im Konzern. Die Personalie ist ein kostspieliger Rückschlag in Mayers Plan, das angeschlagene Internetportal wieder auf Wachstumskurs zu bringen. De Castro zählt zu den bestbezahlten Führungskräften im amerikanischen Silicon Valley, dem Sitz der tonangebenden Tech-Konzerne der Welt. Er werde Yahoo noch in dieser Woche verlassen, teilte Yahoo mit. Sein Abfindungspaket könnte mehr als 42 Millionen US-Dollar wert sein.

Marissa Mayer hat große Hoffnungen in de Castro gesetzt.

Marissa Mayer hat große Hoffnungen in de Castro gesetzt.

(Foto: AP)

Vor nur knapp einem Jahr hatte Mayer de Castro v on Google abgeworben. Dass der Spitzenmann nun geht, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass Mayer sich mit der angekündigten Trendwende in Yahoos Werbegeschäft schwer tut. Der Konzern verliert anhaltend Marktanteile an die Rivalen Facebook und Google.

De Castro, Yahoos Top-Anzeigenmanager und Bindeglied zu den größten Werbeagenturen der USA, stand unter Druck. Er schaffte es nicht, Werbekunden davon zu überzeugen, mehr Geld für Anzeigen auf Yahoo-Webseiten und mobilen Apps auszugeben. "Es hat noch kein Anzeichen für eine Trendwende in dem Unternehmen gegeben", sagt Mark Mahaney, Analyst bei der Investmentbank RBC Capital Markets. Eine Yahoo-Sprecherin wollte sich zu den Umständen des Abgangs von de Castro nicht äußern.

Nach Angaben aus Unternehmenskreisen war de Castro aber von Anfang an eine kontroverse Figur im Konzern. Er habe stark polarisiert und sei häufig mit Mayer aneinandergeraten, sagt der Insider. Zwischen Mayer und de Castro "gab es schon nach den ersten beiden Monaten Spannungen", weil das Unternehmen zu wenig Fortschritte gemacht habe, erinnert sich die Person. "Er hat das Anzeigenwachstum nicht gebracht, auf das die Führungsspitze gehofft hatte", sagt der Sachkenner.

Probleme vor allem bei digitaler Werbung

Mayer habe mit dem Managementwechsel unter anderem auch deshalb so lange gezögert, weil "sie ihm eine Menge Geld gezahlt haben, um ihn von Google wegzuholen", sagt die informierte Person. In Reaktion auf die Nachricht sank Yahoos Aktienkurs nachbörslich leicht um knapp 0,6 Prozent auf 40,82 Dollar. In den vergangenen zwölf Monaten hatte sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt.

Ein Großteil dieser Gewinne resultiert aber aus dem Wachstum des Konzernanteils am chinesischen E-Commerce-Unternehmen Alibaba zusammen. Alibaba dürfte nach Einschätzung von Branchenkennern in den kommenden Monaten einen Börsengang wagen.

Vor allem im Bereich digitaler Werbung hält Yahoo mit der Branchenentwicklung nicht Schritt. Im vergangenen Jahr lag Yahoos Anteil an den Gesamteinnahmen mit digitaler Werbung in den USA laut Marktforschungsfirma Emarketer nur bei 5,8 Prozent. Im Jahr 2012 waren es noch 6,8 Prozent gewesen. Dagegen steigerten Google - mit einem Marktanteil von fast 40 Prozent im Jahr 2013 - und Facebook - mit einem Anteil von 7,4 Prozent - in den vergangenen Jahren laufend ihre Digitalanzeigen-Erlöse.

Im Oktober teilte Yahoo mit, dass seine Einnahmen aus Bildschirm-Werbung - diese machen rund 40 Prozent der Gesamterlöse aus - im dritten Quartal um 7 Prozent auf 421 Millionen Dollar gesunken sind. Provisionen sind in dieser Zahl nicht inbegriffen.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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