Zuversicht für deutsche Wirtschaft ZEW-Index steigt weiter
16.10.2012, 11:37 Uhr
An der Grundkonstellation im Euro-Raum hat sich zwar nichts geändert, aber die meisten Befragten lassen in ihren Zukunftsbewertungen die Skepsis hinter sich.
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Die tiefen Bremsspuren in der deutschen Wirtschaft können das Vertrauen der Finanzprofis nicht erschüttern. Im Gegenteil: Das ZEW-Barometer für die Entwicklung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten zeugt von überraschender Zuversicht. Der Index klettert deutlicher als erwartet.
Das Vertrauen der Finanzprofis in die deutsche Wirtschaft festigt sich zusehends. Das ZEW-Barometer für die Entwicklung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten kletterte im Oktober auf minus Zähler 11,5 von minus 18,2 Punkten, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mitteilte. Dies war bereits der zweite Anstieg in Folge, nachdem im Vormonat bereits der grundsätzliche Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) zu Staatsanleihenkäufen die Stimmung gehoben hatte. Ökonomen hatten für Oktober im Schnitt nur mit einer Verbesserung auf minus 15,0 Punkte gerechnet.
"Der gestiegene Saldo des Indikators zeigt, dass sich die konjunkturellen Risiken für Deutschland aus Sicht der Finanzmarktexperten etwas reduziert haben", erklärte das ZEW. Der gestiegene Saldo des Indikators zeige, "dass sich die konjunkturellen Risiken für Deutschland aus Sicht der Finanzmarktexperten etwas reduziert haben". "Hierzu dürfte beigetragen haben, dass die Unsicherheit an den Finanzmärkten in den letzten Wochen abgenommen hat."
Skeptiker auf dem Rückzug
Zwar rechneten immer noch etwas mehr Finanzmarktexperten mit einer weiteren Abkühlung als mit einer Verbesserung der deutschen Konjunktur, aber im Vergleich zum Vormonat sei ihr Anteil erneut zurück gegangen. Fast die Hälfte (45,5 Prozent) der Finanzmarktexperten gehe davon aus, dass die gegenwärtige wirtschaftliche Lage auf Sicht von sechs Monaten unverändert bleiben werde.
Die Lage bewerteten die Experten allerdings schlechter als im Vormonat: Dieses Barometer fiel um 2,6 auf 10,0 Punkte. Ökonomen hatten 11,3 Zähler vorausgesagt. Im Vormonat hatte der Index bei plus 12,6 Punkte gelegen, erwartet worden war ein leichter Rückgang auf plus 11,0 Zähler.
"Eigentlich hat sich nichts geändert"
Bebachter geben zu bedenken, dass hinter der besseren Stimmung zunächst nicht mehr als die Hoffnung der befragten Finanzprofis auf Wachstum und die anhaltende Erleichterung der Finanzmärkte über die Bereitschaft der Europäischen Zentralbank (EZB) zu unbegrenzten Staatsanleihekäufen.
Prinzipiell hat sich seit September an der Grundkonstellation im Euroraum nichts geändert: Die EZB ist bereit, Zweifel am Fortbestand des Euro mit dem Kauf von Peripherieanleihen zu zerstreuen. Das hat ihr Präsident Mario Draghi mehrfach deutlich gemacht, und das minimiert das "Randrisiko" eines Euro-Zerfalls. Aber irgendwann muss Draghi seinen Worten Taten folgen lassen. Und da Spanien zögert, einen Hilfsantrag zu stellen, was eine Voraussetzung für EZB-Käufe spanischer Anleihen wäre, bleiben EZB-Aktionen vorerst Theorie.
Auch vom EU-Gipfel in dieser Woche sind in Bezug auf Spanien kaum Neuigkeiten zu erwarten. Viele Beobachter meinen, das Land werde mit einem Hilfsantrag noch mindestens bis nach den Wahlen in Galizien und im Baskenland am Sonntag warten, vielleicht sogar bis nach der Wahl in Katalonien am 28. November.
Der Auftragseingang der deutschen Industrie zeigt, dass die Unternehmen dem Frieden bisher nicht trauen: Ihre Investitionszurückhaltung ist derzeit die größte Bremse des erhofften Konjunkturaufschwungs. Dagegen stiegen die Auslandsaufträge, vor allem die von außerhalb des Euroraums, weiter.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ