Mut- und Angstmacher der Wirtschaft Zartes Pflänzchen Konjunktur
14.02.2013, 10:33 Uhr
Die Euro-Krise und die Euro-Stärke bleiben heiße Eisen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal so stark geschrumpft wie seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Anfang 2009 nicht mehr. Für dieses Jahr wird eine leichte Erholung erwartet. Was der deutschen Wirtschaft Mut macht - und was Angst.
Dass die deutsche Wirtschaft im letzten Quartal 2012 um 0,6 Prozent schrumpft, ist kein großes Problem. Mittlerweile dürfte sich das Bruttoinlandsprodukt schon wieder im Aufwind befinden. Die Lage ist allerdings nicht eindeutig. Positive und negative Signale stehen nebeneinander:
Die Mutmacher
Investitionen: Wegen der Verunsicherung durch die Schuldenkrise halten sich die deutschen Unternehmen mit Investitionen zurück: Seit mehr als einem Jahr geben sie von Quartal zu Quartal weniger für Maschinen, Fahrzeuge, Geräte und andere Ausrüstungen aus. Doch mit der Beruhigung der Schuldenkrise steigen die Chancen, dass sich dieser Investitionsstau wieder auflöst. Hinzu kommen die günstigen Finanzierungsbedingungen: So billig wie derzeit dürften die Unternehmen in den kommenden Jahren nicht wieder an Kredite kommen. Springt der Investitionsmotor wieder an, stärkt das die Binnenkonjunktur.
Konsum: Trotz des Einbruchs am Jahresende schlägt sich der Arbeitsmarkt gut. Nach einer Firmenumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages werden 2013 das achte Jahr in Folge neue Jobs geschaffen - insgesamt 150.000. Die Beschäftigung erreicht damit ein Rekordniveau. Da die Inflation deutlich abgeebbt ist und die Gewerkschaften wegen der guten Beschäftigungslage spürbare Lohnerhöhungen durchsetzen können, dürften die Reallöhne das vierte Jahr in Folge steigen. Damit kann der Konsum wie schon im vergangenen Jahr zur Konjunkturstütze werden.
Die Angstmacher
Euro-Krise: Sie hat sich dank dem Einschreiten der Europäischen Zentralbank (EZB) merklich beruhigt. Seit ihr Chef Mario Draghi Ende 2012 den unbegrenzten Kauf von Staatsanleihen kriselnder Euro-Länder angekündigt hat, hat nach Ansicht der Finanzmärkte die Gefahr einer Staatspleite in Spanien und Italien deutlich abgenommen. Doch die Ruhe könnte sich als trügerisch erweisen. So reagieren die Börsianer zunehmend nervös auf die Umfrageerfolge von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der bei der Parlamentswahl kommende Woche in Italien wieder kandidiert. Berlusconi will viele Reformen seines Nachfolgers Mario Monti wieder zurücknehmen und beispielsweise die Immobiliensteuer wieder abschaffen.
Euro-Stärke: Die Gemeinschaftswährung steht unter Aufwertungsdruck. Seitdem die japanische Notenbank ihre Geldschleusen geöffnet hat, ist der Euro um 20 Prozent im Verglich zum Yen gestiegen. Dort sitzen einige der größten Konkurrenten der deutschen Exporteure, darunter Autokonzerne wie Toyota und viele Maschinenbauer. Sie können ihre Produkte dank der Yen-Abwertung billiger anbieten. Auch im Vergleich zu anderen Währungen ist der Euro teurer geworden. Experten warnen bereits vor einem Abwertungswettlauf. Noch können die deutschen Exporteure mit dem Wechselkurs gut leben. Die größere Sorge ist, dass weniger konkurrenzfähige Euro-Länder wie Frankreich oder Italien darunter leiden. Das würde am Ende auch Deutschland treffen, das fast 40 Prozent seiner Waren in die Währungsunion verkauft.
Quelle: ntv.de, René Wagner, rts