Wirtschaft

Stresstests bei Versicherern Zehn Prozent fallen durch

Halten die europäischen Versicherer eine weitere Finanzkrise durch? Die Aufsichtsbehörde Eiopa gibt bei der Vorstellung der Stresstestergebnisse größtenteils Entwarnung. Allerdings würde jedes zehnte der untersuchten 129 Versicherer und Rückversicherer Probleme bekommen. Diese Konzerne haben sich freiweillig dem Test unterzogen.

Aus Frankfurt kommen teilweise ernüchternde Fakten.

Aus Frankfurt kommen teilweise ernüchternde Fakten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die europäischen Versicherer sind den Ergebnissen eines Stresstests zufolge überwiegend gut auf mögliche Finanz- und Wirtschaftskrisen vorbereitet. Wie die europäische Aufsichtsbehörde Eiopa für die Versicherungsbranche in Frankfurt mitteilte, fielen bei den verschiedenen Tests jedoch bis zu zehn Prozent der teilnehmenden Institute durch.

Gut 90 Prozent der Versicherer zeigten sich dagegen im Krisenfall robust. Anders als bei den bereits im vergangenen Jahr durchgeführten Stresstests wurden diesmal bereits die erst ab 2013 geltenden Kapitalerfordernisse unter dem Regelwerk "Solvency II" zugrunde gelegt.

In dem Test wurden drei verschiedene Szenarien mit wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen simuliert: ein Basis-Szenario, ein adverses Szenario und ein Inflationsschock. Unter dem adversen Szenario erfüllten 13 Versicherer (zehn Prozent der Teilnehmer) nicht mehr die nötigen Kapitalerfordernisse. Ihr Solvenz-Defizit belief sich auf zusammen 4,4 Milliarden Euro. Das Solvenz-Plus aller getesteten Versicherer fiel von zuvor 425 Milliarden auf 275 Milliarden Euro.

An dem Inflations-Szenario scheiterten zehn Versicherer (acht Prozent der Teilnehmer) mit einem Solvenz-Minus von insgesamt 2,5 Milliarden Euro. Der Solvenz-Überschuss aller getesteten Versicherer fiel hier von zuvor 425 Milliarden auf 367 Milliarden Euro.

Arbeit an Kapitalstruktur nötig

Neben den drei Szenarios untersuchte die Eiopa auch eine Krise bei den Staatsanleihen. Zugrundegelegt wurde ein "Schock bei den Staatsanleiherenditen", so etwa ein Rendite-Anstieg bei griechischen Staatsanleihen um 255 Basispunkte (Bp), bei irischen um 258 Bp, bei portugiesischen Papieren um 246 Bp und bei spanischen um 165 Bp. Hier erreichten sechs Versicherer (fünf Prozent) nicht mehr die Kapitalerfordernisse unter Solvency II. Das Solvenz-Plus aller Versicherer sank unter diesem Szenario um 33 Milliarden Euro.

Die Aufsichtsbehörde geht davon aus, dass insbesondere die am Test gescheiterten Institute an ihrer Kapitalstruktur arbeiten werden. Die nationalen Aufsichtsbehörden würden nun mit den Versicherern die Ergebnisse der Stresstest diskutieren. Das Solvenz-Minus sei jedoch vergleichsweise gering ausgefallen, so dass es bis zur Einführung von Solvency II im Januar 2013 kein Problem sein sollte, die Kapitalstruktur so anzupassen, dass sie auch unter den Krisenszenarios bestehen kann, sagte der Präsident der Eiopa, Gabriel Bernardino.

Die größten Risiken für die Solvenz sieht die Eiopa in der negativen Entwicklung der Aktien-, Zins- oder Staatsanleihemärkte. Auf der Schadenseite seien Risiken aus dem Nicht-Leben-Bereich entscheidend, insbesondere große Naturkatastrophen sowie zunehmend teurere Schadensfälle.

An dem freiwilligen Stresstest nahmen insgesamt 129 Versicherer und Rückversicherer aus 31 Ländern teil, darunter die 27 Staaten der EU plus die Schweiz, Norwegen, Liechtenstein und Island. Sie repräsentieren gemessen an den Bruttoprämieneinnahmen rund 60 Prozent des europäischen Versicherungsmarktes.

Quelle: ntv.de, DJ

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