Wirtschaft

Zu viele Risiken? Zeichen stehen auf EZB-Zinssenkung

Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, schaut sich die Risiken sehr niedriger Inflation über einen zu langen Zeitraum sehr genau an.

Yves Mersch, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, schaut sich die Risiken sehr niedriger Inflation über einen zu langen Zeitraum sehr genau an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Am 5. Juni wird es an den Finanzmärkten interessant, dann tagt der EZB-Rat wieder. Immer mehr Stimmen - auch aus der Zentralbank selbst - werden laut, die eine nochmalige Senkung des Leitzinses erwarten. Und das könnte noch nicht alles sein.

Die Zeichen verdichten sich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik im Juni weiter lockert. "Der EZB-Rat ist sich darin einig, sowohl Sondermaßnahmen als auch konventionelle geldpolitische Instrumente einzusetzen, um die Risiken sehr niedriger Inflation über einen zu langen Zeitraum effektiv einzudämmen", sagte EZB-Direktor Yves Mersch. "Die Wahrscheinlichkeit, dass der Gouverneursrat bereits auf seiner nächsten geldpolitischen Sitzung im Juni handelt, ist dabei erheblich gestiegen." Die Zentralbank entscheidet das nächste Mal am 5. Juni über ihren Leitzins und den Einsatz zusätzlicher geldpolitischer Werkzeuge.

Euro / US-Dollar
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So soll unter anderem erstmals ein Strafzins für Banken im Gespräch sein, die Geld lieber bei der EZB parken statt es an Firmen und Haushalte zu verleihen. Darüber hinaus ist eine weitere Geldspritze für das Finanzsystem in der Planung. Damit soll die Kreditversorgung kleiner und mittelständischer Firmen verbessert werden. Diese sind einerseits das Rückgrat der Wirtschaft in den 18 Euro-Ländern, zugleich derzeit aber auch die Achillesferse der fragilen Konjunktur in der Währungsunion.

Niedrige Teuerung lässt EZB nicht kalt

Mersch betonte, die EZB sehe derzeit zwar keine Anzeichen für eine ruinöse Abwärtsspirale von Preisen, Löhnen, Konsum und Investitionen. "Im Gegenteil, das Konsumentenvertrauen erreichte zuletzt den höchsten Stand seit sieben Jahren. Dennoch: Auf das Restrisiko einer Deflation müssen wir zumindest vorbereitet sein."

Schon eine zu lange Phase sehr niedriger Teuerung, wie sie von der EZB befürchtet wird, lasse die Notenbanker nicht kalt, sagte der Luxemburger auf einer Konferenz der BayernLB. Die EZB spricht bei einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen. Zuletzt hatte die Teuerung in der Eurozone bei lediglich 0,7 Prozent gelegen.

Negativer Einlagenzins

EZB-Präsident Mario Draghi hatte vor diesem Hintergrund Anfang des Monats die Tür für weitere Maßnahmen der EZB sehr weit geöffnet. Der "Spiegel" hatte berichtet, EZB-Chefvolkswirt Peter Praet habe dem EZB-Rat empfohlen, den Leitzins Anfang Juni auf 0,15 Prozent zu senken und von den Banken einen Strafzins von 0,1 Prozent zu verlangen, wenn sie Geld bei der EZB anlegen wollen.

Erreicht werden soll das über einen negativen Einlagesatz. Dieser liegt seit vergangenem November bei null Prozent, der eigentliche Leitzins bei rekordniedrigen 0,25 Prozent.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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