Wünsch dir was mit Fintechs Zertifikate wie bei Amazon bestellen
03.09.2016, 09:04 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Am deutschen Markt fällt es nicht leicht, in dem übergroßen Angebot das passende Zertifikat zu finden. Nun gibt es eine neue Plattform, bei der Anleger sich ein eigenes Zertifikat zurechtschneidern lasen können. Kann diese Neuerung den Handel erleichtern?
Sie machen Werbung mit Fahrrädern, die einfach und individuell bestellt werden können: Der Schweizer Emittent Vontobel preist so seine neue, offene digitale Plattform für Zertifikate an. Einfach und individuell bestellen – so lautet die Botschaft, mit denen Privatanleger, aber auch Anlageberater oder Vermögensverwalter Zertifikate nach eigenen Vorstellungen in Echtzeit kreieren und handeln können. Die neue webbasierte Plattform nennt sich "mein-zertifikat.de" und schon nach 30 Minuten kann das neue Zertifikat an den Börsen Frankfurt und Stuttgart gehandelt werden. Nutzer müssen keine Gebühren bezahlen und haben auch keine Mindestabnahmeverpflichtung. Kann die Online-Bestellung eines Zertifikats so einfach sein wie das Ordern eines Fahrrads?
Zumindest gibt es Parallelen: Vor dem eigentlichen Bestellvorgang können Anleger verschiedene Produktalternativen durchrechnen lassen, sich das Papier vor dem Kauf quasi anschauen. Ein Produkt, das den individuellen maßgeschneiderten Bedürfnissen entspricht. Derzeit ist das Zertifikateangebot auf die Kategorien Aktienanleihen, Discountzertifikate und Capped Bonuszertifikate beschränkt. Mit Zertifikaten partizipieren Anleger an der Wertentwicklung eines Basiswerts wie etwa einer Aktie oder einen Index. Dabei lassen sich auf steigende, fallende oder seitwärtslaufende Kursentwicklungen setzen.
Suche erleichtern
"Mit der neuen Plattform mein-zertifikat.de entfällt die bisherige, häufig umständliche und zeitintensive Suche im bestehenden Produktangebot.", erklärt Roger Studer, Leiter des Investment Bankings bei Vontobel, das Ziel dieses Tools. "Privatanleger können sich dadurch umfassend mit den Möglichkeiten des Zertifikate-Spektrums vertraut machen", so Studer weiter. Die Schweizer haben bereits Erfahrungen auf ihrem Heimatmarkt mit einer Zertifikateplattform gewinnen können. Sie wurde dort 2008 eingeführt, allerdings nicht für Privatanleger.
In Deutschland ist Vontobel allerdings nicht der erste Emittent, der eine solche Plattform anbietet. Vermögende Kunden der HypoVereinsbank können über die bankinterne Konstruktion "my.onemarkets" Zertifikate kreieren, die Mindestabnahme beträgt hier 10.000 Euro. "Mit mehr als 30.000 bisher emittierten Produkten wird bereits ein großer Teil der von der HypoVereinsbank vertriebenen Zertifikate über my.onemarkets generiert. Im beratungsintensiven Private-Banking-Geschäft zum Beispiel werden mehr als 50 Prozent des Zertifikatevolumens über my.onemarkets abgeschlossen", sagt Juliane Bürger, Leiterin Team Wertpapier-Anlagelösungen der HypoVereinsbank onemarkets.
Das ist ein Trend, der sich in den kommenden Jahren verstärken könnte. Denn die Suche nach geeigneten Wertpapieren, die in das persönliche Chance-Risikoprofil passen, ist im Umfeld von Niedrig- und Strafzinsen ohnehin schwer genug. Wer im Zertifikatesegment fündig werden will, kann zwar unter zahlreichen Papieren auswählen, allerdings ist die Auswahl mit rund 1,5 Millionen angebotenen Zertifikaten riesig und die Suche schwierig. Mit den Emittentenplattformen können Anleger mit den eigenen Vorgaben und dem persönlichen Chance-Risikoprofil schnell ein passendes Papier finden und es in die Zertifikateform gießen. Zur Kontrolle hilft dann eine emittentenübergreifende Plattform, die einem einen guten Überblick über den Markt gibt. So macht die Nutzung beider Tools Sinn – egal ob Niedrig- oder Strafzinsen vorherrschen.
Quelle: ntv.de