Inside Wall Street Zuschuss für Ground Zero
23.03.2009, 17:05 UhrEs hat lange genug gedauert, doch an Ground Zero wird mittlerweile fleißig gearbeitet. In der größten Baugrube der USA, wo einst das World Trade Center stand, drehen sich die Kräne und fliegen beim Schweißen die Funken. Doch hinter den Kulissen drohen die Arbeiten zu wanken: Der Bauherr steckt in Finanznöten und hofft auf Hilfe von der Regierung.
Mittlerweile ist es kaum mehr eine Schlagzeile wert, wenn sich ein Unternehmen in Finanznöten an den Steuerzahler wendet. Und im Immobiliensektor, in dem die aktuelle Krise schließlich begann und wo wegen außerordentlich hoher Investitionskosten flexible Kredite notwendig sind, kommt so etwas auch nicht überraschend. Doch die Arbeiten an der denkwürdigen Stelle der 9/11-Angriffe sind für die Amerikaner von nationalem Interesse, und Bauherr Larry Silverstein steht in New Yorker Medien ebenso oft im Society- wie im Wirtschaftsteil - da will man mehr wissen.
Port Authority ist am Zug
Silverstein hat nun die Port Authority of New York and New Jersey, die bundesstaatliche Behörde, der die New Yorker Flughäfen, Brücken, Straßen, Züge und auch das Baugelände des World Trade Centers unterstellt sind, um Mitfinanzierung an zwei der drei geplanten Türme gebeten. Damit müsste die Port Authority ein deutlich höheres finanzielles Risiko eingehen als geplant, was der Organisation äußerst ungelegen kommt. Man hat nämlich selbst finanzielle Sorgen: Die Behörde fährt gewaltige Verluste und versucht gerade wieder, gegen lauten öffentlichen Protest die Ticketpreise für U-Bahnen ebenso wie Straßen- und Brückenzölle zu erhöhen.
Den Steuerzahler durch höhere Abgaben zu belasten um dem Multimilliardär Silverstein Geld zuschießen zu können, wäre im aktuellen Umfeld nur schwer machbar. Entsprechend dürfte die Port Authority versuchen, Zugeständnisse des Bauherren zu bekommen. Denkbar sei, so Experten, etwa eine höhere Gewinnbeteiligung wenn das World Trade Center schwarze Zahlen schreibe - langfristig eigentlich keine große Frage.
Zusammenarbeit nötig
Dennoch ist die Forderung Silversteins für die Port Authority unangenehm. Doch wird man ihr nachkommen müssen, denn der Immobilienmogul, dem einige der prominentesten Gebäude in Manhattan gehören, kann mit einem möglichen Baustopp großen Schaden anrichten. Denn zahlreiche Projekte, die die Regierung an gleicher Stelle planen, benötigen die zeitnahe Kooperation mit Silverstein.
So baut der etwa drei Türme, während der stolze "Freedom Tower" ein Behördenprojekt ist. Das kann nur gebaut werden, wenn verschiedene Zufahrtsrampen in den Silverstein-Fundamenten bereit stehen. Auch das 3,2 Milliarden Dollar teure Transitzentrum, durch das unter anderem die Pendlerzüge nach New Jersey fahren, benötigt zur Fertigstellung die Lüftungsanlagen und Notausgänge der darüber liegenden Türme.
Verzögerung sicher
Doch hat die Behörde auch Druckmittel auf Silverstein, von dem man sich die Baufinanzierung nicht einfach aufdrücken lassen will. Der Bauherr hat in den ursprünglichen Verhandlungen über den 99 jahre langen Lease des Grundstückes garantiert, die Türme zu bestimmten Daten fertig zu stellen. Werden diese nicht eingehalten, kann Silverstein seine Rechte am Bauplatz verlieren. Einen neuen Partner zu finden, dürfte der Behörde indes zur Zeit nicht leicht fallen, weshalb beide Parteien in den nächsten Jahren wohl sachte verhandeln werden.
Die New Yorker, die der Fertigstellung des "Freedom Tower" und der übrigen Gebäude im Finanzviertel Manhattans entgegenfiebern, müssen sich derweil gedulden. Offiziell gelten für die einzelnen Projekte Eröffnungsdaten zwischen 2011 und 2013, doch eine Verzögerung bis Ende des kommenden Jahrzehnts gilt jetzt schon als sicher.
Quelle: ntv.de