Keine weiteren Zwangsabgaben Zypern weist Gerüchte zurück
06.04.2013, 13:25 Uhr
Der neue zyprische Finanzminister Charis Giorgiades.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hartnäckig halten sich Gerüchte, wonach die zyprische Regierung eine weitere Zwangsabgabe erwäge. Jetzt stellt der neue Finanzminister Georgiades klar: Die wird es nicht geben. Privatpersonen in Zypern dürfen derweil erstmals wieder Geld überweisen – aber nur vorübergehend und in sehr begrenztem Umfang.
Das zyprische Finanzministerium hat Spekulationen über weitere Abschläge auf Bankguthaben kategorisch zurückgewiesen. In den vergangenen Tagen hatte die per SMS und E-Mail im Land verbreitete Behauptung die Runde gemacht, wonach auch die Einlagen in den Genossenschaftsbanken von einer Zwangsabgabe betroffen seien. Zyprische Medien berichten, dass es zu einem Ansturm auf die Genossenschaftsbanken gekommen sei.
Ein Rückgriff auf diese Einlagen zur Rettung der angeschlagenen zyprischen Banken habe in den Diskussionen mit den internationalen Geldgebern niemals zur Debatte gestanden, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums. Dank der vereinbarten Maßnahmen sei das Bankensystem Zyperns auf dem Weg der Stabilisierung und Gesundung. "Das Finanzministerium fordert die Öffentlichkeit auf, haltlosen Gerüchten, die nur den Zweck haben, dem Bankensystem in Zypern zu schaden, keinen Glauben zu schenken", hieß es.
Eine ähnliche Mitteilung gab auch die Zentralbank Zyperns heraus. Der Direktor der zentralen Genossenschaftsbank, Erotokritos Chlorakiotis, hatte die Gerüchte im zyprischen Privatsender "Sigma TV" ebenfalls dementiert.
Zypern lockert Zahlungsverkehr

Wegen Liquiditätsengpässen und der Gefahr von weiteren Kapitalabflüssen hält Zypern den Deckel auf dem Zahlungsverkehr.
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Das zyprische Finanzministerium hat unterdessen die Beschränkungen im Kapitalverkehr weiter gelockert. Wegen der nach wie vor bestehenden Liquiditätsengpässe auf der Insel und der Gefahr von weiteren Kapitalabflüssen halten sich die Erleichterungen aber in Grenzen. Neu ist, dass nun Überweisungen von einer Bank zu einer anderen ohne Begründung in begrenztem Umfang erlaubt sind. Konkret dürfen natürliche Personen bis zu 2000 Euro und juristische Personen bis zu 10.000 Euro im Monat auf eine andere Bank transferieren. Die am Vorabend erlassene Verordnung gilt für sieben Tage.
Auslandsüberweisungen nur für Firmen
Erlaubt sind weiterhin Überweisungen bis zu 25.000 Euro pro Tag und Konto innerhalb Zyperns und Auslandsüberweisungen bis 5000 Euro für geschäftliche Zwecke. Das Limit für Bargeldabhebungen liegt weiterhin bei 300 Euro pro Person und Bank. Außerdem wird bis zu einer Grenze von 9000 Euro der Gebrauch von Schecks erlaubt - sie dürfen allerdings weiterhin nicht eingelöst werden.
Unterdessen erhärten sich offenbar Verdachtsmomente, dass Topmanager der schwer angeschlagenen Bank of Cyprus Beweismaterial über die Schieflage der Bank vernichtet haben. Medienberichten zufolge soll ein Gutachten, das die Prüfer des Beraterunternehmens Alvarez & Marsal im Auftrag der Zentralbank verfasst haben, vor allem den früheren Vorstandschef Andreas Eliades und den ehemaligen verantwortlichen Leiter für das Kapitalmarktgeschäft, Christakis Patsalides, belasten. Das meldet die Zypern-Ausgabe der griechischen Zeitung "Kathimerini".
E-Mails gelöscht
Auf den Computern der beiden Ex-Manager seien nur sehr wenige oder überhaupt keine gespeicherten E-Mails aus den Jahren 2009 bis 2012 gefunden worden, dafür aber eine Spezialsoftware für die Löschung von Daten, die nicht zur Computer-Standardausstattung bei der Bank gehört habe, berichtet die Zeitung.
Auf dem Computer von Patsalides seien am 18. Oktober 2012 massenhaft Daten gelöscht worden. Die Bankangestellten waren dem Bericht zufolge indes von der Zentralbank schon am 21. August angewiesen worden, die Daten wegen der bevorstehenden Überprüfung durch Alvarez & Marsal nicht anzutasten. Auszüge aus dem Gutachten hat "Kathimerini" dem Artikel beigefügt.
Eliades' Büro-Computer sei komplett leer gewesen. Entweder habe er ihn nie benutzt oder die Daten seien nach seinem Abgang im Juli 2012 von der Bank beziehungsweise mittels der betreffenden Software gelöscht worden. Zugleich rügten die Prüfer die mangelhafte Kooperationsbereitschaft des Ex-Vorstandschefs, berichtet die Zeitung.
Das Gutachten von Alvarez & Marsal betrifft neben der Bank of Cyprus auch das zweite in Schieflage geratene Geldhaus, die Laiki Bank. Die Banken waren durch das starke Engagement in Griechenland nach dem griechischen Schuldenschnitt im Oktober 2011 ins Taumeln geraten. Die Versuche sie zu stützen, brachten auch den zyprischen Staat an den Rand des Bankrotts.
Quelle: ntv.de, dpa