Wirtschaft

Die Psycho-Marke ist geknackt Goldpreis schreibt Geschichte

Nach einer zwanzigjährigen Durststrecke geht es seit 2000 mit dem Goldpreis fast ohne Pause aufwärts. Nun spielt der Edelmetall-Hausse auch noch eine einflussreiche Ratingagentur mit ihrem Warnsignal an die US-Regierung in die Hände. Profiteur ist aber auch das "Gold des kleinen Mannes".

Bei einem Goldpreis von fast 1500 Dollar zählt jeder Nugget, jedes Gramm.

Bei einem Goldpreis von fast 1500 Dollar zählt jeder Nugget, jedes Gramm.

(Foto: REUTERS)

Es ist geschafft: Die Zuspitzung der Schuldenprobleme in den USA und Europa hat den Goldpreis erstmals in der Wirtschaftgeschichte über die Marke von 1500 Dollar getrieben. "Gold ist noch immer die erste Wahl als sicherer Anlagehafen", sagte ein Händler. Eine Feinunze (etwa 31 Gramm) des Edelmetalls zur Lieferung im Juni verteuerte sich zeitweise um rund ein halbes Prozent auf 1500,50 Dollar.

Derzeit gebe es viele schlechte Nachrichten, die das Metall in den wirtschaftlich eher unsicheren Zeiten beliebt machten, sagte ein Händler. Der Preis für die seit Jahrtausenden bewährte Geldanlage ist in den vergangenen beiden Wochen um rund 70 Dollar gestiegen.

Viele Gründe für die Hausse

Neben der Drohung der Ratingagentur S&P vom Montag, den USA die Rating-Bestnote "AAA" zu entziehen, trieb auch die Debatte um eine Umschuldung Griechenlands, ein billigerer Dollar und teureres Öl den Gold-Preis. In die Kerbe schlug auch der Wahlerfolg der Euro-Skeptiker in Finnland, durch den eine Blockade des EU-Rettungspakets für Portugal drohen könnte.

Gold hat bereits im vergangenen Jahrzehnt ein glänzendes Comeback hingelegt. Nach einer zwanzigjährigen Durststrecke geht es seit 2000 mit dem Preis fast ohne Pause aufwärts. Im Vergleich zum Jahrtausendwechsel hat sich der Wert einer Feinunze mehr als vervierfacht: Damals wurden gerade einmal 290 Dollar gezahlt.

Wann kommt die Korrektur?

Noch vor wenigen Wochen schien es aber, als ob der Aufwärtstrend vorerst endet. Experten hatten erklärt, die Aussicht auf erstmals seit langem wieder steigende Zinsen in Europa und den USA verleide vielen Investoren die Lust an der klassischen Krisenanlage Gold - trotz der Atomkatastrophe in Fukushima und den Unruhen in Nahost und Nordafrika.

Nach dem 30-prozentigen Gold-Preissprung 2010 sahen Experten daher erhebliches Korrekturpotenzial. Die Argumentation: Gold werde sich auch wegen der Trendwende am Rentenmarkt verbilligen. Die Erwartung höherer Leitzinsen trieb Renditen wieder hoch - bei zehnjährigen Bundesanleihen etwa auf fast dreieinhalb Prozent, nachdem sie 2010 auf dem Höhepunkt der europäischen Staatsschuldenkrise auf knapp über zwei Prozent abgerutscht war. Mit höheren Zinsen verlieret Gold als Anlageform an Reiz, da es keine Zinsen abwirft, sondern nur die Chance auf Wertsteigerung bietet. Die aktuellen finanzpolitischen Entwicklungen in Europa und den USA ließen Anleger nun zunächst aber wieder im "sicheren Hafen" Gold festmachen.

Silber schwimmt mit

Auch Silber erfreut sich immer größerer Beliebtheit: Das "Gold des kleinen Mannes" kostet am Dienstag rund 43 Dollar je Feinunze. Allein 2010 betrug der Zuwachs 80 Prozent, in diesem Jahr sind es bereits weitere 40 Prozent. Dazu trug auch die gute Weltkonjunktur bei - denn Silber kommt auch industriell zum Einsatz, etwa in der Medizintechnik und bei Herstellung mancher Solarzellen. So könnte die Trendwende in der Energiepolitik dem Silberpreis weiteren Rückenwind geben.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen