Verdacht des Insiderhandels SNB-Chef gibt auf
09.01.2012, 17:23 UhrAuf einmal geht alles ganz schnell: Die Schweizer Nationalbank (SNB) braucht einen neuen Chef, weil Amtsinhaber Hildebrand unter dem Druck des Vorwurfs des Insiderhandels seinen Hut nimmt. Seine Frau soll vor der Bekanntgabe eines Mindestwechselkurses Franken gegen US-Dollar verkauft haben.
Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, hat sein Amt zur Verfügung gestellt. Wie die Notenbank mitteilte, tritt Hildebrand mit sofortiger Wirkung zurück. Er werde am Nachmittag in Bern eine Erklärung zu dieser Entscheidung abgeben. Hildebrand war in die Kritik geraten, nachdem seine Frau im Vorfeld der Franken gegen US-Dollar verkauft hatte.
Er könne nicht endgültig beweisen, dass er nichts von der Transaktion gewusst habe, sagte Hildebrand. Das könnte die Arbeit des SNB-Direktoriums beeinträchtigen. Der Gouverneur einer Notenbank müsse eine absolute Glaubwürdigkeit haben, erklärte Hildebrand weiter. Nach einem umstrittenen Devisengeschäft der Familie Hildebrand hat der Wirtschaftsausschuss des Schweizer Parlaments über neue Vorschriften für das private Finanzverhalten in der Führung der Nationalbank beraten.
Die SNB hatte kurz vor Weihnachten mitgeteilt, dass der Vorgang von der Revisionsstelle der Nationalbank, von PricewaterhouseCoopers (PwC), sowie vom Direktor der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) und dessen Stellvertreter geprüft und vom Bankrat für unbedenklich erklärt worden sei. In der vergangenen Woche hatte die SNB angekündigt, dass sie ihre Regeln für Finanzgeschäfte von Mitarbeiter überarbeiten wolle.
Regeln sollen verschärft werden
Die Nationalbank hatte sich am 6. September 2011 verpflichtet, die Einhaltung eines Wechselkurses von 1,20 Euro/Franken mit unbegrenzten Marktinterventionen sicherzustellen. Damit wurde eine starke Abwertung des Franken gegenüber anderen Währungen bewirkt, während die Wechselkurse von Euro und Dollar spiegelbildlich anzogen. Mit ihrer Transaktion am 15. August 2011 - Kauf von Dollar gegen Franken - vermied Hildebrands Frau weitere Abwertungsverluste.
Nach Darstellung der SNB wurde Hildebrand selbst am 15. Dezember über Gerüchte aus unbekannter Quelle informiert, denen zufolge er im Zusammenhang mit der Einführung eines Mindestkurses gegenüber dem Euro am 6. September 2011 in unzulässiger Weise persönliche Vermögensvorteile erlangt habe. Hildebrand hatte daraufhin den Bankrat informiert und seine finanziellen Verhältnisse offengelegt.
"Die Prüfungen, die am 21. Dezember 2011 abgeschlossen und vom Bankrat in einer Sitzung vom 22. Dezember 2011 beurteilt wurden, haben bestätigt, ", teilte die SNB damals mit. Allerdings sollen diese Regeln nun in Reaktion auf die aktuellen Vorgänge verschärft werden. Darüber hinaus will die SNB alle Banktransaktionen prüfen, die der Mitglieder des erweiterten Zentralbankrats zwischen 209 und 2011 vorgenommen haben.
Erhöhung der Sichteinlagen von Geschäftsbanken
Der Franken hatte infolge von Interventionen der SNB bereits vor der Festlegung eines Kursziels kräftig abgewertet. Seinen höchsten Wechselkurs gegenüber dem Dollar hatte der Franken am 10. August 2011 erreicht, als ein Dollar nur noch 0,72 Franken kostete. In der Folge hatte die SNB eine Reihe Maßnahmen zur Schwächung des Franken ergriffen. So wurde bereits am 3. August 2011 der Libor-Zielsatz auf null gesenkt.
Als das nicht die gewünschte Wirkung erzielte, kündigte die SNB am 10. August eine Erhöhung der Sichteinlagen von Geschäftsbanken auf 120 (zuvor: 80) Milliarden Franken an, was sich als Wendepunkt für den Franken erwies. Fünf Tage später verkaufte die Frau des SNB-Präsidenten Franken gegen Dollar. Am 17. August kündigte die SNB die Erhöhung der Sichteinlagen auf 200 Milliarden Franken an und am 6. September folgte die Bekanntgabe eines Wechselkursziels, was die Abwertung des Franken beschleunigte.
Quelle: ntv.de, DJ/rts