Wirtschaft

"Flash Crash" verdaut? Knight Capital mit Kursexplosion

Kehrt das Vertrauen in Knight Capital zurück?

Kehrt das Vertrauen in Knight Capital zurück?

(Foto: REUTERS)

Wiegt eine Dreiviertelstunde schwerer als 17 Jahre? Darüber wird derzeit an der Wall Street spekuliert. Es geht um den Finanzdienstleister Knight Capital und dessen folgenschwere Softwarepanne vom Mittwoch, die den Handel an der New Yorker Börse durcheinanderwirbelt. 440 Mio. Dollar kostet allein die Panne das Unternehmen. Der Bankrott droht. Nun wendet sich das Blatt.

Bekommt Knight Capital noch einmal die Kurve oder wiegen die Softwareprobleme zu schwer? Diese Frage beschäftigt die Anleger derzeit an der New Yorker Börse. Der Kurs der Wall-Street-Firma legte am Freitag deutlich zu - um fast 57 Prozent. Das Problem: An den vorangegangenen beiden Handelstagen hatte die Knight Capital Group rund zwei Drittel ihres Börsenwertes eingebüßt.

Die Katastrophe hatte am Mittwoch ihren Lauf genommen. Die neue Software des Finanzdienstleisters überflutete den Markt zum Start mit fehlerhaften Handelsaufträgen. Mehr als 140 Aktien waren betroffen, die Kurse schlugen aus, der Handel mit diversen Papieren musste zeitweise ausgesetzt werden. Das meiste Durcheinander spielte sich von 9.30 Uhr bis 10.15 Uhr New Yorker Zeit ab, bis Techniker der Firma die Software stoppen konnten.

Besonders verheerend war der Fehler für Knight Capital selbst: Die Firma blieb nach dem Order-Feuerwerk auf vielen zu teuer gekauften Aktien sitzen, die Verluste addierten sich auf 440 Mio. Dollar.

Die Investoren ließen Knight daraufhin fallen: Die Aktie verlor in zwei Tagen 75 Prozent ihres Werts, der Börsenwert schrumpfte auf gut 250 Mio. Dollar. Dabei galt die 17 Jahre alte Firma als ein Stützpfeiler des Marktes mit einem täglichen Handelsvolumen von 20 Mrd. Dollar, wie das "Wall Street Journal" betonte. Knight-Chef Thomas Joyce hatte sich der Zeitung zufolge am Dienstag am Knie operieren lassen, seit Mittwoch versuchte er stundenlang, Kunden zu beruhigen, und schlief die Nacht auf der Couch in seinem Büro. Die Aufsichtsbehörde Finra habe mittlerweile erste Untersuchungen zu dem Fall aufgenommen.

Knight habe inzwischen die Bücher für mehrere potenzielle Käufer geöffnet, darunter Finanzinvestoren und mindestens einen Konkurrenten aus der Branche, berichtete Bloomberg. Es gehe um einen Einstieg oder eine Übernahme. Unter anderem die Investmentbank Goldman Sachs helfe bei der Suche nach einem Investor, hieß es. Nun die Wende: Der Konzern konnte sich eine Kreditlinie sichern, was Anleger etwas beruhigte, wie Reuters berichtete.

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa/DJ

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