Der Börsen-Tag "Angeschlagener DAX anfällig für Rutsch unter die 16.000"
08.01.2024, 06:30 UhrDie neue Handelswoche dürfte mehr Stabilität an den zuletzt stark schwankenden Aktienmarkt bringen. Denn viele institutionelle Anleger kehrten meist erst in der zweiten Januarwoche zurück, sagt RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar. Der Experte mahnt allerdings zur Vorsicht: "Stabilisierung ja, Erholung nein – für eine Entwarnung ist es noch zu früh, der Deutsche Aktienindex bleibt angeschlagen und anfällig für einen Rutsch auf die 16.000er-Marke."
Zurückhaltend zeigen sich auch die Analysten der Helaba. Mit einer Fortsetzung der jüngsten Rally, bei der die Hoffnung auf Zinssenkungen den DAX zeitweise über 17.000 Punkte getrieben hat, sei demnach eher nicht zu rechnen. "Anleger neigen zum Jahresende gerne zu Übertreibungen. Das läuft bekanntermaßen unter dem Namen 'Jahresendrally'", heißt es im Helaba-Bericht. "Nun beginnt 2024 mit etwas Ernüchterung beziehungsweise mehr Realitätssinn."
Die Korrektur nach den Rekordhochs vom Jahresende hat den deutschen Leitindex in der alten Woche stark unter Druck gesetzt. Am Freitag schloss er mit 16.594 Punkten mehr als 1 Prozent unter dem Vorwochenschluss.
Ein zentrales Thema für den Markt bleiben die Entwicklungen in Nahost. Für Verunsicherung sorgen vor allem die zuletzt verstärkten Angriffe der anti-israelischen Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Frachter im Roten Meer. Diese haben zuletzt für eine Achterbahnfahrt vor allem bei den Ölpreisen und den Aktien der Großreedereien gesorgt. Die Beeinträchtigung der Transits auf der wichtigen Schifffahrtsroute im Suezkanal sorgt für Lieferengpässe.
Zudem behalten die Investoren auch die Geldpolitik der US-Notenbank Fed im Blick. Die Experten sehen dabei viel Potenzial für Enttäuschungen. "Der Grund für die überschwängliche Reaktion des Marktes auf den Zinsentscheid im Dezember war vor allem die Überraschung, dass Fed-Chef Jerome Powell die Möglichkeit von Zinssenkungen überhaupt in Betracht zieht", sagt Michael Hewson, Chefanalyst des Brokers CMC Markets. Aus dem am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokoll gehe allerdings hervor, dass der genaue Fahrplan für eine mögliche geldpolitische Lockerung höchst ungewiss bleibe.
Daher warten die Investoren bei den Konjunkturdaten vor allem auf die am Donnerstag anstehenden US-Inflationsdaten für Dezember. Sie erhoffen sich daraus Hinweise auf die künftigen Schritte der Fed, die versucht, mit erhöhten Zinsen die Teuerungsrate in Schach zu halten, zuletzt aber auf weitere Zinsschritte verzichtete. Die Analysten zeigen sich skeptisch. "Die US-Inflation ist tendenziell weiter auf dem Rückzug. Ein klares Signal wird von den Dezemberdaten aber wohl nicht ausgehen", sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Auch im November haben sinkende Energiepreise die US-Inflation leicht gedrückt, was zeitweise für steigende Kurse an den Börsen sorgte. Experten weisen jedoch auf weiterhin hohe Raten bei der für die Fed besonders wichtigen Kerninflation hin.
Zum Wochenauftakt liegt das Augenmerk der Anleger aber auf dem heimischen Markt. Am Morgen stehen frische Daten zu den Auftragseingängen in der deutschen Industrie auf dem Programm. Weitere Wochentermine finden Sie hier.
Quelle: ntv.de