Nervöse DAX-Anleger schauen nach Frankfurt und Moskau
Der DAX startet zunächst fester in den Mittwochshandel, gibt danach die Gewinne ab und rutscht ins Minus. Nach einem weiteren Hin-und-Her verabschiedet sich der deutsche Börsenleitindex mit einem Abschlag von 0,2 Prozent und einem Kurs von 13.282 Punkten in den Feierabend. Die Wall Street kann im späten Geschäft am Nachmittag nicht stützen. Die DAX-Spanne liegt heute bei 13.129 und 13.399 Zählern.
"Das Auf und Ab zeigt die Nervosität am deutschen Aktienmarkt", kommentiert ntv-Börsenkorrespondentin Katja Dofel. Sie verweist aber auch auf die deutlichen Gewinne der beiden vorangegangenen Börsentage von fast 3,5 Prozent. "Hauptthemen bleiben Gas und Inflation", führt Dofel aus. "Die Anleger gehen momentan davon aus, dass Gas aus Russland wieder fließen kann. Moskau behielte damit das Druckpotenzial Gas." Gleichzeitig scheine das Inflationstempo etwas nachzulassen. Das bedeutet auch von dieser Seite ein wenig Entspannung", unterstreicht Dofel.
"Auch wenn der GAU vorerst ausbleiben dürfte, bedeutet das nicht, dass sich die deutsche Wirtschaft nun wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet", sagt CMC-Markets Analyst Jochen Stanzl. Die Liste an Unwägbarkeiten aus Energieabhängigkeit, zu hoher Inflation, einer Geldpolitik, der wegen der Fragmentierung in der Eurozone ein Stück weit die Hände gebunden seien und geopolitischen Krisen sei zu lang, um einen nachhaltigen Aufschwung zu ermöglichen.
Etwas in den Hintergrund treten die Inflationssorgen. Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juni um 32,7 Prozent zum Vorjahr gestiegen. Damit setzte sich die Reihe rasanter Preissprünge jenseits der 30-Prozent-Marke zwar fort, zugleich war der Anstieg aber erstmals seit langem wieder niedriger als noch im Vormonat. Zudem hatten Ökonomen sogar mit 33,9 Prozent gerechnet. In Großbritannien legten die Verbraucherpreise mit 9,4 Prozent im Rahmen der Prognosen zu.
Bei den Einzelwerten im DAX zeigen sich Bayer mit Aufschlägen von jeweils mehr als einem Prozent an der Spitze der Gewinner. Dagegen büßen Hellofresh-Titel mehr als 13 Prozent ein. Während Bayer von einer positiven Analystenstimme profitiert, warnte der Versender von Kochboxen, dass sich die makroökonomische Lage in den vergangenen Monaten verändert hat und angesichts der weltweiten Inflation und dem Krieg in der Ukraine die zweite Jahreshälfte 2022 mit größeren Unsicherheiten behaftet sei. Die für das zweite Quartal ebenfalls veröffentlichten Eckdaten fielen nach Aussage aus dem Handel "in line" aus.