Von Folker Hellmeyer, Bremer Landesbank

Aktuell liegt die Rendite bei 10-jährigen Bundesanleihen bei circa 4,10%. Noch Ende November stellte sich das Renditeniveau auf nur circa 3,70%.

In der Zwischenzeit führten zum Teil überraschend positive Konjunkturentwicklungen zu einer veränderten Erwartungshaltung im Bezug auf Konjunkturverlauf und Zinsentwicklung diesseits und jenseits des Atlantiks.

Dabei hat der Finanzmarkt den Hintergrund der verbesserten Konjunkturdaten nicht hinterfragt.

Die sehr milden Herbst- und Wintermonate November und Dezember verursachten über die saisonalen Bereinigungen zu einer verzerrten und vor allen Dingen zu positiven Darstellung.

Das jetzt im Finanzmarkt unterstellte und voll diskontierte „Goldlöckchenszenario“ einer weichen Landung der US-Konjunktur und Beibehaltung eines sehr hohen globalen Wachstumspfads steht meines Erachtens in den kommenden Wochen und Monaten zur Disposition.

Entsprechend wird eine nüchternere Sichtweise der Konjunkturlage als auch eine weiterhin entspannte Inflationsentwicklung ohne wesentliche Zweitrundeneffekte und mit auf niedrigem Niveau verankerten Inflationserwartungen ein für die Anleihemärkte positives Umfeld generieren.

Sinkende Zinsen wahrscheinlich

Fakt ist, dass Zentralbanken (EZB, SNB, BoE) unter dem Verweis auf Inflationsrisiken in den vergangenen Monaten in Europa die Zinsschraube weiter angezogen haben.

Fakt ist aber auch, dass im gleichen Zeitraum seit Sommer 2006 die Preisentwicklung genau in die entgegen gesetzte Richtung gelaufen ist. So sind die Verbraucherpreise in der Eurozone seit Juni 2006 von 2,5% auf zuletzt 1,9% gesunken.

Ausgehend von dem aktuellen Renditeniveau bei circa 4,10% ergeben sich Spielräume für einen Renditerückgang in den Bereich 3,50% - 3,70% in den kommenden sechs Monaten.

Dieser Prognose liegt die Annahme zu Grunde, dass es nicht zu einer militärischen Verschärfung in der Auseinandersetzung der USA mit dem Iran kommt.