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Italiens Schwäche Belastung für EU

Von Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest

Blickt man auf die internationalen Indizes, so fragt man sich, ob schon Länder-Leitindizes existieren, die Ihr Bärenmarkttief von 2002/03 unterboten haben. Der DAX ist davon noch mehr als 2.500 Punkte entfernt.



Der italienische Leitindex MIBTEL bietet bereits ein anderes Bild: Er hat das Tief von 2002 in der vergangenen Woche auf Schlusskursbasis unterboten.

Angeblich sollen die Wochenmärkte in den großen Städten wie Rom oder Mailand bereits deutlich schwächer besucht sein, weil die Italiener ihren Konsum einschränken müssen. Berlusconi versucht verzweifelt, die Alitalia an Lufthansa oder Air France zu verhökern. Man kann nur hoffen, dass die Lufthansa hier genau nachrechnet.

Die Kombination aus hoher Staatsverschuldung in Kombination mit einer Rezession dürfte im kommenden Jahr zu einem italienischen Haushaltsdefizit von 5,5% führen, so Analysten der UBS. Wer erinnert sich noch an die Maastricht-Grenze von 3 Prozent? Der Zinssatz für 10jährige italienische Staatsanleihen befindet sich bei mehr als 70 Basispunkten (= 0,7 Prozentpunkte) oberhalb der entsprechenden deutschen Staatsanleihen. Der Spread ist damit so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro.



Derweil streiten sich die europäischen Staatschefs darum, wer sich mit dem Titel „Weltfinanzretter“ brüsten darf. Spätestens dann, wenn die IWF-Leute in die Euro-Zone einrücken – wahrscheinlich zuerst nach Italien -, dürfte Sarkozy, Brown und den anderen Staatslenkern das Lachen vergehen. Im kommenden Jahr dürfte die Schwäche Italiens zu Verwerfungen innerhalb der EU führen. Man wird dann sehen, wie weit sich jeder selbst der nächste ist und wie weit die Solidarität untereinander hält. Der Euro steht vor einer echten Bewährungsprobe, weil die Ungleichgewichte im Rahmen der Finanzkrise immer stärker hervortreten werden.

Quelle: ntv.de

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