Slowakei Euro-Beitritt 2009
19.04.2007, 08:30 UhrVon Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest
Nach der Anhebung der Parität der slowakischen Krone im Wechselkursmechanismus WKM II um 8,5% am 19. März zielt die Notenbank vor allem auf eine Dämpfung der Aufwertungstendenz der Krone. Trotz der Interventionen ist damit zu rechen, dass die Krone zum Jahresende nochmals leicht zulegt. Wir erwarten einen Kurs von rund 33 je Euro. Im kommenden Jahr dürfte sich aber eine Gegenbewegung einstellen, da die Zinsen voraussichtlich schrittweise sinken. Entscheidend für die Zinsentwicklung ebenso wie für den geplanten Beitritt zum Euroraum ist die Preisentwicklung. Die Daten für Dezember 2006 zeigten zwar nur einen leichten Rückgang der Inflationsrate auf 4,2% ggü. Vorjahr. Im Januar und Februar setzte sich der Rückgang aber mit Raten von 3,0% und 2,7% fort.
Vor dem Hintergrund der weiterhin hohen wirtschaftlichen Dynamik ist dies eine erfreuliche Entwicklung. Folglich ist in den kommenden Wochen mit anhaltenden Zinssenkungsspekulationen zu rechnen, die sich in den Zinserwartungen widerspiegeln. Zusätzliche Unterstützung erhalten die Erwartungen durch die inflationsdämpfende Wirkung der festen Krone.
Neben der Inflationsentwicklung ist der Budgettrend das entscheidende Kriterium, das auf dem Weg zum Euro noch zu einem Stolperstein werden könnte. Allerdings stimmt die finanzpolitische Grundausrichtung der Mitte-Links Regierung zuversichtlich, dass die Maastricht-Grenze für das Budgetdefizit in Höhe von 3,0% des BIP im Zeitraum 2007/08 eingehalten werden kann. Die weit reichenden Reformen der Regierung 1998-2006 wurden von der jetzigen Regierung weitgehend beibehalten, so dass eine Belastung insbesondere der Haushaltsentwicklung durch höhere Ausgaben gegenwärtig nicht abzusehen ist. Die stabile wirtschaftliche Dynamik sowie die positiven Inflations- und Budgettrends machen auch den IWF zuversichtlich, dass die Slowakei 2009 dem Euroraum beitreten kann.
Für die längerfristige Perspektive ist aber nicht nur der Beitritt zum Euroraum wichtig, sondern vor allem der stabile Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen, der in den letzten Jahren erheblich zur hohen Investitions- und Wachstumsdynamik beigetragen hat. Als Folge, ist die Slowakei auf dem Weg des realwirtschaftlichen Aufholprozesses innerhalb der EU ein gutes Stück vorangekommen. Mittlerweile beläuft sich das Pro-Kopf-Einkommen auf rund 60% des EU-25 Durchschnitts. Die hohe Investitionsdynamik und die hohe Verflechtung der Wirtschaft der Slowakei mit den anderen Volkswirtschaften der EU ist zudem der Grund dafür, dass sich die Exporte trotz der festen Währung positiv entwickeln. Der Anteil der Exporte in die EU hat sich in den letzten Jahren auf aktuell rund 85-90% erhöht. Der treibende Faktor dieser Entwicklung ist der Erfolg der Slowakei sich als Standort für die Autoindustrie zu positionieren. Dies hat längerfristig zur Folge, dass die Wirtschaft der Slowakei immer stärker von der Konjunktur in der EU und insbesondere im Autosektor der EU abhängt. Vorerst profitiert die Slowakei insgesamt davon. Dies spiegelt sich in der positiven Entwicklung des Privaten Verbrauchs wider.
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Quelle: ntv.de