Carry Trades Kein Ende in Sicht
02.03.2007, 10:34 UhrVon Yvonne J.Parameswaran-Cote, Derivate-Expertin der Citigroup
Wie erwartet haben sich die G7 Finanzminister bei ihrem jüngsten Treffen in der Schlusserklärung nicht zum Yen geäußert. Die Europäer, die ein politisches Signal zur Stärkung des historisch niedrig bewerteten Yen setzen wollten, haben sich somit nicht durchsetzen können. Damit stehen die Fundamentaldaten wieder im Mittelpunkt. Mit wohl nur langsam steigenden Zinsen in Japan, zunächst stabilen Notenbankzinsen in den USA sowie weiter steigenden Zinsen in Euroland werden die Anreize für carry trades nur wenig abnehmen und eine schnelle Korrektur des Yen ist nicht zu erwarten.
Grund für die Besorgnis der europäischen Politiker bezüglich des schwachen Yen ist weniger die Entwicklung der vergangenen Monate als vielmehr der seit dem Jahr 2000 anhaltende Trend der Yen Schwäche. Seit 2000 hat sich der Euro um ca. 80% ggü. dem Yen aufgewertet. Damit haben sich die Wettbewerbsbedingungen der europäischen Unternehmen relativ zu ihren japanischen Mitbewerbern massiv verschlechtert. Diese Entwicklung belastet vor allem die Sektoren in denen die japanische Wirtschaft traditionell stark vertreten ist: Maschinenbau, Elektroindustrie und Fahrzeugbau, die 75% der japanischen Exporte nach Europa repräsentieren. Da in Deutschland der Anteil dieser Branchen an der Gesamtwirtschaft mit 10% doppelt so hoch ist wie im EU Durchschnitt, waren es vor allem deutsche Politiker die auf einen stärkeren Yen drängen.
Niedrige Zinsen liefern Anreize
Hauptgrund für die Schwäche des Yen (und auch des Schweizer Franken) sind die im Vergleich zu anderen Ländern niedrigen Zinsen. Diese liefern Anreize zu einer Verschuldung in diesen Währungen und der Anlage der Mittel in Hochzinswährungen. Durch diese carry trades, sinkt tendenziell die Nachfrage nach den Währungen der Niedrigzinsländer und steigt die Nachfrage nach den Hochzinswährungen. Durch die Zinserhöhungen in den USA und Euroland bei nahezu unverändert niedrigen Zinsen in Japan sind in den vergangenen Jahren die Anreize für carry trades deutlich angestiegen.
Nach der Zinserhöhung im Februar wird die japanische Notenbank wohl bis Ende des Jahres mit einem weiteren Zinsschritt auf 0,75% warten. Damit wird sich die Zinsdifferenz zum Euroland (wo wir im März und in der zweiten Jahreshälfte zwei Zinserhöhungen auf dann 4% erwarten) nicht verändern. Im Hinblick auf die weiter nahe der Nullmarke liegenden Inflationsraten sind trotz des soliden Wirtschaftswachtums ein weiterer Zinsschritt in Japan noch nicht ausgemachte Sache. Wie Fed Chef Ben Bernanke kürzlich signalisiert hat, wird die US Notenbank im Jahresverlauf die Zinsen leicht senken (unserer Meinung nach um 25 Basispunkte auf 5%). Damit wird sich die Zinsdifferenz gegenüber Japan zwar um 75 Basispunkte einengen, aber mit 4,25 weiterhin hoch bleiben. Somit ist von der Zinsseite nicht mit einer dramatischen Umkehrung der Yen Schwäche zu rechnen. Zum Jahresende sollte jedoch der Yen sowohl gegenüber dem USD (Citigroup Prognose: 118) als auch dem Euro (Citigroup Prognose: 147) leicht aufwerten.
Quelle: ntv.de