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Zinskommentar Notenbank unter Druck

Von Robert Haselsteiner, Vorstand der Interhyp AG

Obwohl die US-Notenbank (FED) die Leitzinsen weiter unverändert bei 5,25% belassen hat, setzen immer mehr Marktteilnehmer angesichts der gespannten Stimmung an den Kreditmärkten auf baldige Zinssenkungen und drücken durch Käufe die Renditen von US-Staatsanleihen nach unten. So ist der Zinssatz für zweijährige US-Treasuries inzwischen auf 4,50% gefallen und liegt damit deutlich unter den Geldmarktsätzen. Hinter diesen Bewegungen steckt auch eine Flucht in die Qualität, nachdem die Skepsis gegenüber strukturierten Anleihen- und Geldmarktprodukten immer mehr steigt. Schritt für Schritt entweicht der amerikanischen Kreditblase die Luft und an den unterschiedlichsten Stellen werden die langfristigen Folgen der über lange Jahre viel zu lockeren Geldpolitik der FED unter Alan Greenspan sichtbar. Von Hedgefonds über die deutsche IKB bis zu französischen Geldmarktfonds sehen sich plötzlich Institute mit lange unterschätzten Risiken konfrontiert. Da wir davon ausgehen, dass in den nächsten Monaten noch mehr Problemfälle an die Oberfläche kommen werden, wird die FED bald dem Druck nachgeben müssen und die Leitzinsen senken. Damit wird es aber auch für die Europäische Zentralbank schwieriger werden, mit ihren Leitzinserhöhungen fortzufahren. Wir erwarten daher für September noch eine Anhebung auf 4,25%, könnten uns danach aber auch eine längere Zeit des Abwartens vorstellen. Das würde für eine Weile den Aufwärtsdruck bei den langen Laufzeiten herausnehmen. Für die nächsten Wochen sehen wir jedenfalls, je nach Stimmungslage an den Kreditmärkten, durchaus kräftigere Schwankungen bei den Eurozinsen und damit ebenso bei den Zinsen für Baugeld.

Wir halten an unserer Empfehlung fest, Tage mit Zinsausschlägen nach unten konsequent zur Absicherung der Konditionen zu nutzen. Die inzwischen wieder sehr flache Zinskurve macht besonders die längeren Laufzeiten günstig und senkt auch die Aufschläge für Forward-Darlehen, mit denen Anschlussfinanzierer die Prolongation absichern können. Da flache Zinskurven aber immer nur temporäre Erscheinungen am Zinsmarkt sind, sollte man sich auch bei dieser Absicherungsart nicht zu lange Zeit lassen. Prolongationsangebote der bestehenden Bank sollten dabei unbedingt mit dem Markt verglichen werden. Die Zinsunterschiede sind erfahrungsgemäß oft sehr groß. Durch den neuen "Vorfälligkeitsschutz" ist es für Immobilienkäufer jetzt auch möglich, in definierten Härtefällen oder bei einem Wohnortwechsel jederzeit aus dem Darlehen auszusteigen, ohne eine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen zu müssen.

Quelle: ntv.de

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