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Wochentrend Pro & Contra

Von Uwe Wagner, Technischer Analyst der Wagner Research Concepts GmbH

Vorbei die Zeiten, als Prognosen für einen Öl-Preis von 100 und mehr USD noch in das Reich der Fantasie verbannt wurden. 100 USD sind zum Greifen nahe und Wirtschaftsexperten skizzieren dramatische Entwicklungsszenarien für die Wirtschaft. Als Hauptgründe werden die Eskalationen im Nahen Osten angeführt. Seit Tagen drohen die Türken mit einem Einmarsch in den Nordirak, einige Pressestellen berichten bereits von ersten türkischen Truppenbewegungen (in kleinem Stile) innerhalb des Nordirak. Daneben wächst die Sorge über einen militärischen Konflikt im Iran. Die USA wollen umfangreiche Sanktionen gegen den Iran verhängen, ausländische und US-Unternehmen, welche mit den iranischen Streitkräften Geschäfte tätigen, müssen künftig mit drakonischen Strafen rechnen.

Die Sorge des Marktes ist, dass bei einer Eskalation der Konflikte die Öl-Produktionen im Irak und im Iran stocken, schlimmstenfalls eingestellt werden könnten. Wäre dies der Fall, sieht man sich bereits jetzt nervös nach Überkapazitäten um, damit diese den dann eintretenden Ausfall abpuffern können. Und hier liegt das eigentliche wirtschaftliche Problem: denn nur Saudi-Arabien wäre kurzfristig in der Lage, einzuspringen.



Iran zählt als viertgrößter Öllieferant in der Welt, zudem liegt es geografisch in einer Schlüsselposition. Iran liegt am Persischen Golf, hier verläuft die Strasse von Hormus, eine der weltweit wichtigsten Schifffahrtsrouten, welche die Ölhäfen von Kuweit, Bahrain, Irak, der Vereinigten Arabischen Emirate und seine eigenen Häfen miteinander verbindet. Käme es hier zu einem Konflikt, wären diese Transportrouten gefährdet. „Ohne das iranische Öl könnten wir gerade noch auskommen“, wird in der Presse ein hochrangiger Manager eines europäischen Ölkonzerns zitiert. Doch wenn es neben der allgemeinen Gefährdung der Lieferrouten auch noch zu einer Kooperation mit den schiitischen Kräften im Irak kommt, könnten auch die irakischen Lieferungen ausfallen.

Welche konkreten Auswirkungen die Wirtschaft treffen würden, darüber gibt es geteilte Meinungen. Da Experten in erster Linie ein Preisproblem erwarten, weniger ein Vorratsproblem, sind verschiedene Szenarien denkbar und kaum Vorkehrungen zu treffen. Die Ölfirmen stehen abwartend: „Man kommt irgendwann zu einem Punkt, an dem man nicht mehr weiter planen kann.“ Man könne nur noch abwarten, was kommt. Von einem kompletten Horrorszenario nehmen die meisten Experten dennoch Abstand. Schließlich haben die ölproduzierenden Länder ja auch ein Interesse am Verkauf des schwarzen Goldes.

Aus technischer Sicht liegt uns ein absolut intakter Aufwärtstrend in der Öl-Preisentwicklung vor. Widerstände lassen sich keine herleiten, der Markt ist praktisch nach oben hin frei. In der Konsequenz bleiben wir in der Beurteilung der Preisentwicklung zum Wochenstart bullish.

DAX

Widerstände: 7970 (O), 8063 (O), 8131 (u)/ 8151 (u);

Unterstützungen: 7763 (O), 7696 (u);

Blicken wir zu Beginn der neuen Handelswoche zunächst auf die Vortage zurück. Nachdem der DAX ab Mitte Oktober in einen Abwärtsimpuls überging, der ihn vergleichsweise heftig in wenigen Tagen um rund 300 Punkte drückte, konsolidierte und korrigierte der Index diese Bewegung in der Vorwoche. Am letzten Donnerstag schaffte er eine Maximumkorrektur, bezogen auf die Wegstrecke des jüngsten Abwärtsimpulses. Am Freitag kam es in einem ausgeglichenen Handel zur Ausbildung eines Doji-Tagesmusters, dessen Hoch das Donnerstagshoch nicht übersteigen konnte (im FDAX sahen wir temporär eine marginale Überwindung des Donnerstagshochs). Damit bestätigte sich zunächst die 7970 als potentiell neuer Widerstand.



Angesichts der Tatsache, dass der DAX in der Vorwoche das errechnete maximale Reaktionspotential ausgeschöpft hatte, skizzierten wir bereits Donnerstagabend das Szenario, dass wir es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur mit einer Zwischenreaktion zu tun haben, sondern der Druck auf der Unterseite zunächst deutlich abgenommen hat. Rein statistisch gesehen, liegt das Risiko einer Wiederaufnahme des Abschwungs im laufenden Bewegungsfraktal nach der maximalen Korrekturausschöpfung derzeit nur noch bei etwa 37 Prozent Trefferquote. Konsequenterweise schwenkten wir um auf die mögliche Ausbildung einer Konsolidierungsphase, innerhalb der möglichen Begrenzungen um 7970 auf der Oberseite und 7763 auf der Unterseite. Die 7970 wurde als mögliche Obergrenze am Freitag bestätigt, was ihre analytische Bedeutung zumindest erhöht.

Aus markttechnischer Sicht reichte die Erholung der letzten Handelstage aus, das set-up von short deutlich zu verbessern, so dass dieses nun unmittelbar vor dem Wechsel auf neutral steht. Damit wäre zunächst unsere neutral bis positive Erwartungshaltung markttechnisch bestätigt. Die Schwungkraft stieg in den letzten Tagen ebenfalls deutlich an, noch liegen uns weder Divergenzen auf Tagesbasis, noch Überhitzungen vor.

Die Rahmenbedingungen: weiter steigender Öl-Preis, Dollarschwäche Zinsrückgang. Bezogen auf die Aktien-Indizes liegen uns überwiegend strategisch positiv ausgerichtete Kursverläufe vor. Auf Tagesbasis erwarten wir eine Fortsetzung der Konsolidierung. Gelingt dem DAX am heutigen Montag jedoch der Sprung über die 7970, eröffnet sich weiterführendes Aufwärtspotential in Richtung 8063. Für eine solche Entwicklung spricht die Markttechnik, dagegen eher das fundamental große Gesamtbild.

Aus praktischer Sicht unterstellen wir unterhalb der 7970 eine neutrale Marktverfassung (neutraler Trading-Markt ohne weiterführend ausgerichtete Neupositionierungen), oberhalb der 7979 rechnen wir mit einer Weiterführung der Bewegungsimpulse. Das Risiko eines neuen Bewegungstiefs schätzen wir mit 37 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit ein.

Die auf dieser Seite enthaltenen Angaben stellen keine Anlageberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Wagner Research Concepts GmbH entspricht. Alle Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der auf dieser Seite enthaltenen Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr übernommen.

Quelle: ntv.de

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