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Singapur Strukturwandel wirkt

Von Oliver Stönner, Investment-Stratege bei Cominvest

Mit einem Anteil der Exporte von weit mehr als 100% gemessen am BIP gehört Singapur neben Malaysia zu den Volkswirtschaften Asiens, die am stärksten vom Außenhandel und damit vom globalen Konjunkturklima abhängen. Dennoch hat die Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik in den USA bislang nur zu einer moderaten Abkühlung der Konjunktur in Singapur geführt. Da sich die Verringerung der Nachfrage aus den USA in der schwächeren Exportentwicklung seit Jahresanfang widerspiegelt, ist vor allem eine stärkere Binnenwirtschaft für den robusten Konjunkturtrend verantwortlich.

Die stärkere Binnenwirtschaft resultiert wiederum aus strukturellen Veränderungen, die die Regierung seit einigen Jahren forciert, um die Abhängigkeit der Wirtschaft von der IT Industrie und der daraus resultierenden Anfälligkeit gegenüber externen Schocks zu verringern. In der Industrie bedeutet dies vor allem eine Förderung der Bereiche Biomedizin und Transportausrüstungen. Dieser spezielle Bereich umfasst sowohl Ausrüstungen für die Öl- und Gasindustrie als auch für die Luftfahrtindustrie. Darüber hinaus fördert die Regierung die Positionierung Singapurs als globaler Servicestandort. Neben dem bisherigen Schwerpunkt Finanzdienstleistungen soll vor allem der Bereich Tourismus kräftig ausgebaut werden. Zudem zielt die Regierung mit der Förderung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf einen steigenden Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen. Der Erfolg der Wirtschaftspolitik spiegelt sich jedoch bereits aktuell im Rückgang der Arbeitslosenrate auf 2,7%, dem niedrigsten Stand seit 2003, wider.

Die insgesamt gute Stimmung bei den privaten Haushalten und den Unternehmen überrascht daher nicht. Gleichwohl ergeben sich Risiken aus der angespannten Arbeitsmarktlage. Kurzfristig können höhere Lohnsteigerungen, den Preisauftrieb verstärken. In die gleiche Richtung wirken Engpässe im Immobiliensektor, die sich vor allem aus der stabilen Investitionstätigkeit der Unternehmen ergeben. Die Inflationsrisiken können die Notenbank gegebenenfalls in der zweiten Jahreshälfte zu einer stärkeren Dämpfung veranlassen. Spielraum besteht dazu insbesondere wechselkursseitig, da gegenwärtig die Aufwertung gebremst wird, um eine zusätzliche Dämpfung der Exporte zu vermeiden. Alles in allem bietet Singapur die Möglichkeit auf einem weniger hohen Bewertungsniveau des Aktienmarktes von der Dynamik und dem Strukturwandel in der Region zu profitieren.

Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung.

Quelle: ntv.de

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