Wochentrend Weitere Korrektur?
26.11.2007, 14:55 UhrVon Uwe Wagner, Technischer Analyst der Wagner Research Concepts GmbH
Wie nach jeder kräftigen Erholung innerhalb eines intakten Abwärtstrends, stellt man sich die Frage nach der Stärke und Tragfähigkeit des jüngsten Bewegungsimpulses. So nun auch wieder, nachdem der Freitag einen freundlich bis festen Wochenausklang brachte und die Schlusskurse nahe bzw. auf Tageshoch lagen.
Sehen wir uns das Gesamtbild der Aktien-Indizes nach Zeitfenstern an:
Strategisch / mittelfristig:
Über die letzten Monate galten die primären Aufwärtstrends als nicht in Frage zu stellen. Mit steigender Dynamik und Schwungkraft strotzten diese vor Kraft, Reaktionen und Abschläge wurden in kurzer Zeit immer wieder aufgeholt. Erst in den letzten Wochen ließ dieses Verlaufsmuster nach, in den Standardwerte-Indizes bilden sich Ansätze für übergeordnete Umkehrformationen in Form von möglichen Doppelspitzen aus. Die set-ups wechselten überwiegend von long auf neutral, erste strategisch gültige Trendbegrenzungslinien wurden verletzt.
Neutral zu interpretierende set-ups liegen uns auch in den Primärtrends der beiden Wachstums- und Technologiewerte-Indizes NASDAQ 100 und NASDAQ Comp. vor. Charttechnisch betrachtet, können wir hier jedoch weiterhin intakte primäre Aufwärtstrends unterstellen.
In den beiden asiatischen Indizes Nikkei 225 und HSI zeigt sich in den Wochencharts ebenfalls ein differenziertes Bild. Der japanische Index beendete seinen charttechnisch definierten primären Aufwärtstrend bereits Ende Juli diesen Jahres und weist uns aktuell ein knappes short-set-up aus, der HSI, über Monate einer der stabilsten Börsenbarometer weltweit, korrigiert ebenfalls seit Wochen, was markttechnisch zu einem Trendwechsel von long auf neutral führte.
Das heißt konkret: auf Basis ihrer Wochencharts ist die Hausse der letzten Monate erst einmal zumindest im Sinne ihrer bisherigen Definitionen hinfällig. Hier prägen Konsolidierungen das Bild.
Taktisch / kurzfristig:
Innerhalb ihrer Tagescharts weist uns die Mehrheit der beurteilten Aktien-Indizes intakte Abwärtstrends aus. Dies gilt sowohl nach charttechnischen Kriterien, als auch im Sinne einer markttechnischen Interpretation. Noch am Mittwoch / Donnerstag der Vorwoche wurden neue Bewegungstiefs in den laufenden Abwärtstrends markiert. Zum Ende der Woche (Donnerstag) setzte sich ein Erholungsansatz durch, der jedoch bisher lediglich als Reaktion zu interpretieren ist, aus jetziger Sicht keine (Abwärts-) Trendgefährdung darstellt und auch nichts mit den, noch Anfang letzter Woche diskutierten möglichen Doppelböden zu tun hat.
Trotz der Reaktion der letzten beiden Handelstage (Donnerstag / Freitag in Europa und Asien und nur Freitag in den USA), bestätigen aktuell auch die meisten markttechnischen Indikatoren unverändert intakte Abschwünge.
Eine Ausnahme bildet weiterhin der NASDAQ 100, der förmlich auf der Stelle tritt und im Zuge dieser Konsolidierung sein Tages-set-up von short auf neutral wechselte.
In einzelnen Indizes häufen sich dennoch Indizien für eine weiterführende Konsolidierung / Reaktion, was wiederum die Erwartungshaltung nährt, dass wir zu Wochenbeginn mit einer Fortsetzung der in der Vorwoche begonnenen Korrektur rechnen können.
Erstes Indiz: weiter steigende Kurse der US-Futures auf Globex. Nahtlos schließen hier die am Freitag bereits kräftig verlaufenden Aufwärtsimpulse an diese Tendenz an und können heute Morgen neue Reaktionshochs auf Tagesbasis markieren.
Zweites Indiz: in einigen Indizes, so auch im DAX und EUROSTOXX 50 konsolidierten die Kurse bereits in der letzten Woche im Wechsel ihrer kurzen Tagesschübe. Schwarze und weiße Kerzen im Wechsel, knapp oberhalb sich ausbildender Unterstützungsniveaus.
Drittes Indiz: die Schwungkraft im DAX und EUROSTOXX 50 ist seit Anfang letzter Woche wieder ansteigend, was einen erheblichen Kräftenachlass im Bezug auf den charttechnisch noch immer dominierenden Abwärtstrend anzeigt.
Halten wir als Fazit fest: die international wichtigsten Aktien-Indizes befinden sich innerhalb technisch bedingter Korrekturen bzw. Konsolidierungen. Wir rechnen auf Grund der Indizienlage mit einem freundlichen Wochenstart. Auf der Unterseite sollten die Aktien-Indizes gut abgesichert sein.
DAX
Widerstände: 7696 (O), 7763 (O), 7859 (O), 8063 (O);
Unterstützungen: 7498 (u), 7353 (u), 7190 (O);
Mit einem Kursgewinn von 0,62 Prozent konnte der DAX-Index am Freitag die letzte Handelswoche beendet. Eine Handelswoche, die sehr volatil verlief und dennoch Ansätze einer Stabilisierung zeigte. Wie bereits in vorhergehenden Kommentaren umrissen, fällt im Kursverlauf der Vortage auf, dass sich der Index oberhalb der 7500 zu stabilisieren scheint und hier eine Basis findet, von der aus ein erneuter Aufwärtsimpuls in Richtung einer weiterführenden Erholung starten kann.
Definieren wir potentielle Kurs-Ziele für eine Erholung, so lassen sich diese zunächst aus den nächst höher liegenden Widerständen ableiten, welche sich in den Bereichen um 7696 und 7763 herleiten (beide Kursniveaus definieren wir als potentielle Orientierungsmarken). Darüber hinaus orientieren wir uns an den errechneten Korrekturpotentialen, bezogen auf die Wegstrecke des jüngsten Abschwungs nach der Zwischenkonsolidierung Anfang November. So errechnen sich diese wie folgt:
Minimumkorrektur: 7618 / 7640
Normalkorrektur: 7692
Maximumkorrektur: 7745 / 7766
Das errechnete minimale Reaktionspotential wurde im Hoch vom Freitag bereits angehandelt. Mit 7619 erreichte der DAX punktgenau das Zielband bei 7618 / 7640. Interessant ist, dass die errechnete Normalkorrektur (7692) fast gleich mit dem nächst höher liegenden orientativen Widerstand bei (7696) zusammenfällt.
Aus statistischer Sicht ist das Risiko einer Fortsetzung des Abschwungs zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit 67 Prozent Trefferquote unverändert hoch, sofern die laufende Korrektur nicht an den Aufwärtsimpuls vom Freitag anknüpfen kann. Übersteigt der DAX dagegen das errechnete Band der Minimumkorrektur, sinkt zumindest statistisch gesehen das Risiko eines neuen Bewegungstiefs im laufenden Bewegungsfraktal auf etwa 50 Prozent. Andererseits: überwindet der DAX die 7618 / 7640, ist die 7692 ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit erreichbar.
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Quelle: ntv.de