Osteuropa Aktueller Marktreport
10.02.2010, 15:08 Uhr
Wie entwickeln sich die Märkte Osteuropas?
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nach einem positiven Start in den ersten Tagen des Jahres korrigierten die Aktienmärkte im weiteren Monatsverlauf deutlich. Ein maßgeblicher Auslöser war die Ankündigung der chinesischen Regierung, das Kreditwachstum zu drosseln, um sowohl einer wirtschaftlichen Überhitzung als auch möglichen Spekulationsblasen entgegenzuwirken. Da China von vielen derzeit als die globale Konjunkturlokomotive und als der entscheidende Rohstoffkäufer angesehen wird, wurden die Regierungsankündigungen und ihre potentiell wachstumshemmenden Wirkungen vom Markt negativ aufgenommen und lösten eine weltweite Verkaufswelle für riskante Assets aus.
Gute Konjunkturdaten und Vorlaufindikatoren aus den entwickelten Ländern sowie eine optimistische Einschätzung für die US-Wirtschaft seitens der Fed beendeten den Abwärtstrend Ende Januar vorerst. Ob damit die aktuelle Korrekturbewegung bereits abgeschlossen ist, bleibt allerdings abzuwarten; sie könnte durchaus noch etwas weiter laufen. In den Fokus der Marktteilnehmer rückte in den vergangenen Wochen verstärkt das rasant steigende Budgetdefizit in Griechenland und damit verbundene mögliche Finanzierungsprobleme und eventuell drohende Herabstufungen Griechenlands unter die Investment Grade-Marke durch die Ratingagenturen. Ein solcher Schritt würde zwar die griechischen Anleihen unter einen enormen Druck bringen, er müsste aber keinesfalls zwangsläufig auf die CEE-Märkte durchschlagen. Zugleich rücken mit den Problemen Griechenlands auch die anfälligen Euro-Staaten Spanien, Portugal und Irland in den Blickpunkt und damit die Stabilität der Eurozone insgesamt. Die europäische Einheitswährung verlor auch infolgedessen gegenüber dem US-Dollar zuletzt deutlich an Boden.
Bei osteuropäischen Eurobonds (Staats- sowie Unternehmensanleihen) sind die Renditeaufschläge gegenüber EMU-Staatsanleihen im Monatsverlauf angestiegen. Die zentral- und osteuropäischen Volkswirtschaften sind noch immer unter Druck, vor allem aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtungen mit der EU. Die wieder etwas anziehende Industrieproduktion in den „alten“ EU-Mitgliedstaaten dürfte sich in den kommenden Monaten in den osteuropäischen Volkswirtschaften positiv niederschlagen und einen Anstieg der Exporte forcieren. Wichtig für eine nachhaltige Konjunkturerholung in den CEE Ländern ist daneben jedoch die Binnennachfrage, die allerdings fast überall in der Region noch rückläufig ist (mit Ausnahme Polens). Der Weg zurück zu den Vorkrisen-Niveaus dürfte in jedem Fall ein langer sein.
Emerging Markets sind trotz Aktienkursanstieg insgesamt noch nicht überteuert
Zuletzt wurde von Marktbeobachtern verstärkt geäußert, dass Emerging Markets-Aktien nach dem rund 70%igen-Anstieg des vergangenen Jahres bereits wieder überbewertet sind. Wird das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der für 2010 erwarteten Gewinne als Grundlage genommen, dann kann diese Aussage nicht bestätigt werden. So liegt das KGV für Emerging Markets (gemessen am MSCI Emerging Markets Index) derzeit bei 12,9 und damit rund 10 % unter dem Vergleichswert für entwickelte Aktienmärkte.
Gleichzeitig bieten Emerging Markets deutlich höhere Wachstumsraten für die nächsten Jahre und verfügen im Gegensatz zu westlichen Ländern, wie den USA, UK und Japan über eine stabilere und weniger verschuldete Bankenlandschaft. Innerhalb der Schwellenländer ergeben sich freilich deutliche Bewertungsunterschiede – die KGV-Bandbreite reicht von 8,7 (Russland) bis zu 16,8 für den historisch teureren indischen Aktienmarkt.
Informationen zu den einzelnen Ländern finden Sie im aktuellen Emerging Markets Report.
Quelle: ntv.de