Friedrich Huber Bei Anleihen ist Bonität wieder Trumpf
22.03.2010, 16:14 UhrAnleihe-Käufer sollten den Schwerpunkt auf den kurzfristigen Bereich legen. Zu groß ist die Gefahr, dass die Inflation zurückkehrt und die Zinsen steigen - was zu erheblichen Kursverlusten bei Langläufern führen würde.

Griechenland vor dem Staatsbankrott? Angesichts der Emission der neuesten zehnjährigen Anleihen der Hellenen scheint das Schnee von gestern zu sein. Fünf Milliarden Euro wollte Athen einsammeln, doch die Anleger waren bereit, mit 15 Milliarden das Dreifache zu verleihen. Offenbar zeigte der Aufschlag von drei Prozentpunkten gegenüber den zehnjährigen deutschen Staatsanleihen seine Wirkung. Dass der Markt für die Schulden des EU-Staats inzwischen höhere Zinsen sehen will als bei Bonds aus Indonesien (!), störte die Käufer nicht. Innerhalb einer Stunde gingen die Hellas-Bonds weg wie warme Semmeln. Doch eine Frage steht nach wie vor im Raum: Lohnt sich das Risiko? Insidern drängte sich zudem die Frage auf, ob die gleichen institutionellen Investoren, vor allem Banken, die noch vor knapp zwei Wochen diesen Bond nicht haben wollten, jetzt ganz freiwillig gekauft haben?
Hellas-Risiko ist zu groß
Unseres Erachtens ist das Risiko zu groß. Zum einen kaufen sich die Anleger über zehn Jahre hinweg das Risiko ein, dass Athen seine Schulden eventuell doch nicht ordnungsgemäß bedient. In diesem Fall würde auch die Rendite von rund 6,5 Prozent nichts oder nur wenig nutzen. Zum anderen gibt es im Anleihe-Bereich Alternativen, die mit weniger Risiko verbunden sind, aber ebenfalls attraktive Zinsen bieten – und das bei kürzeren Laufzeiten. Dazu gehören Unternehmensanleihen im oberen Bereich des Investmentgrades, die über ein Geschäftsmodell verfügen, das in unsicheren Zeiten Bestand hat.
Konkret zu nennen sind Anleihen aus dem Gesundheits- und Pharmasektor sowie Energieversorger. So bietet etwa die Rhön-Klinikum AG für ihre neueste Anleihe eine Rendite von vier Prozent bei einer Laufzeit von sechs Jahren (ISIN: XS0491047154). Angesichts der finanziellen Nöte der Kommunen und Kreise sowie der Überalterung der Gesellschaft dürfte die Strategie der Rhön-Kliniken aufgehen, Krankenhäuser zu kaufen und profitabel neu zu strukturieren. Aussichtsreich ist zudem das Vorgehen, über Medizinische Versorgungszentren im ambulanten Sektor Einnahmen zu erzielen.
Gute Aussichten für Pharmamarkt
Interessant erscheinen uns auch Anleihen von Fresenius Medical Care. FMC ist als weltweit führender Anbieter für Produkte und Dienstleistungen rund um die Dialyse auf einen wachsenden Markt spezialisiert. So emittierte FMC beispielsweise am 20. Januar 2010 eine neue Anleihe mit einem Kupon von 5,5 Prozent, einem Ausgabepreis von 98,66 Prozent und einer Laufzeit bis 15. Juli 2016. Die Emissionsrendite betrug damals 5,75 Prozent im Jahr, heute handelt die Anleihe bereits bei 104,2 Prozent und hat dabei immer noch eine Rendite von 4,76 Prozent im Jahr. Hinzu kommt: Der breite Pharmamarkt hat vermutlich das Tief des jüngsten Zehn-Jahres-Zyklus erreicht und dürfte nun nach oben ziehen.
Gleichwohl sollten Anleger, die auf Anleihen setzen, den Schwerpunkt auf den kurzfristigen Bereich mit ein bis zwei Jahren Laufzeit legen. Zu groß ist die Gefahr, dass nach der aktuellen deflationären Phase die Inflation zurückkehrt und die Zinsen steigen. In diesem Fall käme es bei Langläufern zu erheblichen Kursverlusten, wenn diese vor Ende der Laufzeit verkauft würden, oder es entgingen dem Anleger Erträge, weil das Kapital in niedriger verzinsten Wertpapieren feststeckt. Wer in der Hauptsache auf Kurzläufer setzt, umgeht dieses Risiko, muss allerdings mit einer Verzinsung unter zwei Prozent leben. Insofern erscheint im Anleihesegment uns ein Mix aus sicheren Bundesanleihen, staatlich garantierten Festverzinslichen sowie attraktiver verzinsten Unternehmensanleihen sinnvoll.
Der Autor Friedrich Huber ist geschäftsführender Gesellschafter der Huber Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de