Uwe Zimmer Konsequent ethisch heißt erfolgreich
21.04.2010, 09:30 Uhr
Passen Nachhaltigkeit, langfristiger wirtschaftlicher Erfolg, Transparenz und soziale Verantwortung zum Streben nach Gewinn? Gibt es also eine Anlagemöglichkeit, bei der diese Ziele erreicht werden und die trotzdem hohe Renditechancen bietet? Darüber haben wegen klarer Beschränkungen durch ihre Religion vor allem islamische Gelehrte geforscht - und einen reichen Erfahrungsschatz entwickelt. Dieser ist universell einsetzbar, unabhängig vom persönlichen Glauben – und liefert hervorragende Ergebnisse.
Islam-konformes Investieren bedeutet vor allem, dass Zinszahlungen und -forderungen generell untersagt sind. Dem Geldzinsverbot liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass Geld für sich allein genommen keinen Mehrwert schafft; es kann nicht ohne Gegenleistung aus sich selbst heraus einen Ertrag realisieren. Deshalb muss das Geld in der Realwirtschaft investiert werden. Aber auch hier bestehen Beschränkungen: Bestimmte Branchen werden aus ethischen Gründen von der Geldanlage ausgeschlossen. Dazu gehören die Alkohol- und Tabakbranche, Glücksspiel und Wetten, Erotik sowie konventionelle Banken, Versicherungen und der Waffenhandel.
Der Koran verbietet zudem das Spielen oder Wetten. Für die Geldanlage bedeutet dies, dass hochspekulative Elemente nicht erlaubt sind – was Risiken grundsätzlich minimiert.
Beschränkungen als Stärke
Diese Beschränkungen erwiesen sich denn auch in der Krise als Stärke: So hat etwa der S&P 350 Europa Islam den S&P 350 Europa in der Zeit von Anfang 2008 bis Anfang 2010 um mehr als 12 Prozentpunkte übertroffen. Zu dieser Outperformance kam es während der Hochphase der Finanzkrise, in der fast alle Vermögensverwalter die Aktienquote senkten und die Anleihenquote erhöhten. Anleihen aber, Zinsgeschäfte überhaupt, sind im Islam verboten. So ist das Prinzip der Gewinn- und Verlustbeteiligung festgeschrieben. Wer die Chance auf Gewinn hat, soll auch das Risiko tragen – was Zinspapiere nicht oder nur in sehr geringem Umfang bieten. Die gute und vor allem stabile Performance wurde also erzielt, ohne auf herkömmliche Anleihen zurückzugreifen.
Als Alternative für zinsorientierte Finanzprodukte werden im Islamic Banking unter anderem Sukuks genutzt. Dabei handelt es sich um eine speziell entwickelte Beteiligungsstruktur, die Zinszahlungen durch Beteiligungsausschüttungen ersetzt.
Islamic Banking boomt
Die ethischen Grundsätze des Islam stellen also in der Geldanlage ein nicht zu unterschätzendes Vertrauenspotenzial dar. Oder mit anderen Worten: Hätten sich mehr Marktteilnehmer an diesen Grundsätzen orientiert, wäre es nicht zu der Finanzkrise gekommen.
Insbesondere seit der Krise wächst denn auch das Interesse an islamischen Investmentprodukten, und der Markt für Islamic Banking boomt. Weltweit sind bereits rund eine Billion Euro in diesem Sektor angelegt – und der Markt wächst jedes Jahr zwischen 15 bis 20 Prozent.
Der Autor Uwe Zimmer ist bankunabhängiger Vermögensverwalter bei Meridio und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de