Tipps & Trends

Anleihen Langfrist-Bullenmarkt

Von Robert Rethfeld, Wellenreiter-Invest

Wie häufig haben Sie in den letzten Jahren gelesen, dass die Zinsen bald steigen werden und man sich schnell noch die günstigen Zinsen für die Finanzierung einer Immobilie sichern sollte? Wie häufig kommt es vor, dass der Staatsbankrott für die USA oder Deutschland vorhergesagt wird, weil die Zinsen für US- oder deutsche Staatsanleihen derart steigen würden, dass den Staaten ihre Zinslast nicht mehr bedienen können?

Das mag ja alles kommen. Aber ein Blick auf die Charts zeigt eine andere Entwicklung. Seit den 80er Jahren steigt der Kurs der 10jährigen US-Anleihen. Dieser Aufwärtstrend lässt sich durch zwei Linien verdeutlichen (blau).



Während die Rohstoffpreise seit ihrem Hoch im Sommer 2008 um bis zu 75 Prozent einbrachen (US-Erdöl), wurde bei den 10jährigen US-Anleihen seit dem Hoch im Dezember 2008 ein Rückgang von 15 Prozent verzeichnet. Die Anleihen befinden sich weiter oberhalb ihrer 200-Tages-Linie und auch oberhalb der Hochs der Jahre 2003 und des Frühjahrs 2008.

Wie der folgende Chart zeigt, bedeutet die Bewegung seit Dezember 2008 nicht mehr als ein Pullback zur Ausbruchslinie (rot).



Wie verläuft in der Regel eine Bodenbildungsphase des Zinssatze (=entsprechend einer Topbildungsphase der Anleihenkurse?). Uns liegen Daten seit 1870 vor.

Danach benötigen Bodenbildungsphasen Zeit (meist mehrere Jahre). Selbst wenn die Zinsen im Dezember 2008 ihren Tiefpunkt markiert haben sollten, wäre nach einem fast dreißig Jahre andauernden Zins-Bärenmarkt (Anleihen-Bullenmarkt) nicht zu erwarten, dass die Zinsen gleich wieder in Richtung 5 oder 6 Prozent steigen.

Fazit: Der langjährige Anleihen-Bullenmarkt ist intakt. Hier kam es – im Gegensatz zum Aktienmarkt – nicht zu einem verlorenen Jahrzehnt, sondern zu einer deutlich bullishen Entwicklung (Kursanstieg etwa 30 Prozent seit Anfang 2000). Solange wichtige charttechnische Unterstützungen weiterhin intakt sind, lässt sich der seit Dezember 2008 stattfindende Kursrückgang lediglich als Korrektur in einem intakten Langfrist-Bullen-Markt bezeichnen. Mir ist kein Fall eines Staatsbankrottes bekannt, der bei derart niedrigen Zinsen wie aktuell stattfand.

Ein Staatsbankrott ist regelmäßig mit einem Zinssatz von 10 Prozent oder mehr verbunden. Für eine solche Entwicklung liefern die Charttechnik und die historische Erfahrung derzeit keinerlei Anhaltspunkte. Reden wir noch einmal darüber, wenn wichtige charttechnische Signale anzeigen, dass der Langfrist-Anleihenbullenmarkt beendet ist.

Quelle: ntv.de

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