Hubert Thaler Rentner drücken den Zins
29.07.2011, 09:23 Uhr
Noch nicht einmal drei Prozent Zinsen pro Jahr erhalten Anleger derzeit für eine zehnjährige Bundesanleihe. Das ist kaum mehr als die Inflationsrate. Was bewegt Anleger, den realen Nullzins in Kauf zu nehmen? Eine Rolle könnte die demographische Entwicklung spielen.

Hubert Thaler, Top Vermögen
Aus Sicht der privaten Finanzplanung ist es sinnvoll, den chancenorientierten Anteil, sprich Aktien und Rohstoffe zu verringern, je näher der Ruhestand rückt. Vor allem wenn das Angesparte gebraucht wird, um Stück für Stück die Rente aufzustocken, sind sicherheitsorientierte Anlagen zu bevorzugen.
Gerade scheint eine ganze Generation diese Umschichtung von Aktien in Anleihen in Angriff zu nehmen. Nicht nur hierzulande, wo die Nachkriegsgeneration in Rente geht. In den USA sind zwischen 1945 und 1964 knapp vier Millionen „Babyboomer“ pro Jahr zur Welt gekommen. Zwischen 1965 und 1984 waren es nur noch knapp 3,4 Millionen Menschen pro Jahr.
Die Nachfrage nach festverzinslichen Anlagen dürfte daher eher zu- als abnehmen. Dieser langfristige Trend wurde sicherlich kurzfristig durch die Finanzkrise und zuletzt durch die Zentralbankkäufe der FED verstärkt. So kennen die Zinssätze seit Jahren nur in eine Richtung: Nach unten. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen verzinsen sich mit knapp drei Prozent, bei japanischen und eidgenössischen Staatsanleihen steht – mit etwas Glück - noch eine Eins vor dem Komma. Es spricht einiges dafür, dass die Nominal- und damit auch die Realzinsen noch einige Zeit auf diesem niedrigen Niveau verharren werden, denn die Nachfrage nach „sicheren“ Anlagen bleibt bestehen.
Für all diejenigen, die nun altersbedingt nicht umhin kommen, den Anteil ihrer sicherheitsorientierten Geldanlagen zu erhöhen, lohnt es sich, nach Alternativen Ausschau zu halten. Unternehmensanleihen und asiatische Staatsanleihen können hier attraktive Zusatzrenditen bieten.
Für alle Anderen aber, die nicht planen, kurzfristig auf das Ersparte zurück zu greifen, sollte die Devise gelten: Weg von schlecht verzinsten Lebensversicherungen oder Tagesgeld und hin zu Investitionen in Sachwerte und Aktien. Denn niedrige Zinsen sind mittelfristig ein guter Nährboden für attraktive Renditen in chancenorientierten Anlagen.
Allerdings wird langfristig die demographische Verschiebung auch Einfluss auf die übrigen Kapitalmärkte nehmen. So haben Analysten der Deutschen Bank Mitte Mai verkündet, dass voraussichtlich bereits 2050 das weltweite Bevölkerungswachstum gemessen an den Geburtenraten zu einem Halt kommt.
Der Autor Hubert Thaler ist Vorstand der Top Vermögen in Starnberg und München sowie Experte des Internetportals Vermoegensprofis.de
Quelle: ntv.de