Rohstoffe Kaffee, Mais, Nickel & Palladium
15.01.2010, 10:54 Uhr
(Foto: REUTERS)
Rohstoffe wie Zucker, Kupfer, Silber, Gold oder Nickel mit teilweisen Gewinnen von bis zu mehr als 100 % auf Jahresbasis waren die Renner der Börse des Jahres 2009 und stellten damit manche Aktie in den Schatten. Kein Wunder also, dass immer mehr Anleger Rohstoffe quasi als diversifizierendes Element in ihr Portfolio legen. Das zeigt sich auch am Zertifikatemarkt, auch wenn die Umsätze bei Rohstoffprodukten im November mit einem Anteil von 8,3 % leicht um 0,3 % rückläufig waren. Mittlerweile sind mehr als 15.000 Produkte im Rohstoffbereich gelistet, die ein Open-Interest von immerhin 1,517 Mrd. EUR auf sich vereinigen. Besonders hoch ist der Rohstoffanteil bei den Börsenumsätzen (Stand Nov.) mit 16,43 % (224,188 Mio. EUR) bei Hebelprodukten. Bei Anlagezertifikaten wurden immerhin 8,56 % (181,704 Mio. EUR) umgesetzt.
Geht man nach Umfragen von Bloomberg und der Auswertung der treffsichersten Analysten, so werden erstmalig seit drei Jahren wieder höhere Erträge von Rohstoffen als vom Aktienmarkt erwartet. Am lukrativsten gesehen werden laut dieser Umfrage mehrheitlich Rohöl, Mais, Gold und Palladium, denen ein Preisanstieg von 17 % zugestanden wird.
Die Deutsche Bank sieht gute Chancen bis Ende 2010 in ihrem aktuellen „Commodities Outlook” bei Energieträgern wie US Natural Gas (mmBtu) mit 6,50 USD, Thermal Coal (85 USD) und Uranium (70 USD). Bei Industriemetallen prophezeien die Analysten, dass die Gewinner des Jahres 2009 die Verlierer des Jahres 2010 sein werden. Allein Nickel wird eine leichte Verbesserung auf 9 USD/LB zugetraut. Auch bei Kupfer sieht man aufgrund der chinesischen Nachfrage Anfang des Jahres noch einen leichten Aufwärtstrend, zu Jahresende 2010 dürfte sich der Preis jedoch wieder auf dem derzeitigen Niveau bewegen. Den größten Schub sieht die Deutsche Bank bei Edelmetallen. Gold sehen die Analysten Ende dieses Jahres bei 1.175 USD, Silber bei 20 USD/uz, Platinum bei 1.750 USD/Uz, Palladium bei 500 USD/Uz und Rhodium bei 2900 USD/Uz. Ein leichter Einstieg wird auch bei Molybdenium gesehen mit dann 16 USD/lb.
Die Société Générale, wie aus dem Newsletter „Investment & Life Rohstoffe Nr. 1” hervorgeht, sieht gute Chancen insbesondere bei den Edelmetallen Platin und Palladium. „Durch anhaltende Streiks in Südafrika könnte das Angebot an Platin weiterhin verknappt werden. Dementgegen steht die Erwartung einer steigenden Nachfrage nach dem in der Industrie begehrten Edelmetall. Beide Umstände deuten auf ein erhebliches Kurspotential hin. Für Palladium könnte ein sich sich verknappendes Angebot an Primärpalladium sowie eine steigende Nachfrage aus der Automobilindustrie entscheidende Preisimpulse haben.” So sehen die Analysten des französischen Hauses Platin bei 1.585 USD/Uz und Palladium bei 408 USD/Uz. Auch dem Kupferpreis wird von den Analysten ein stetiger Anstieg über das gesamte Jahr 2010 prognostiziert. „Verantwortlich könnten die anziehende Wirtschaft, die Nachfrage Chinas und Angebotsengpässe sein”, heißt es. Laut „Commodities Review” sehen die Analysten das Basismetall bei 7.435 USD/t per Ende 2010. Überdurchschnittliche Zuwächse werden auch bei Nickel, Silber und CO2-Emissionen/Tonne vorausgesagt.
Weiterer Zertifikatespezialist für Rohstoffe ist neben der Société Générale auch die Royal Bank of Scotland (RBS), sprich die frühere ABN Amro. Als meistfavorisiertes Basismetall sehen die Schotten insbesondere Kupfer. Hier sehen sie den Preis bei 6.750 USD/t per Ende 2010 mit weiterem Anstiegspotential auf 9.500 USD/t Ende 2013. Auch bei Blei sehen die Analysten gute Chancen mit 2.250 USD/t. Bei Edelmetallen wird ebenfall Platinum und Palladium bevorzugt. Bei Platinum liegt die Vorhersage bei 1.450 USD/Uz mit Anstiegspotential auf 2.000 USD/Uz bis zum Jahr 2013 und bei Palladium mit 400 USD/Uz mit Potential auf 650 USD/Uz für 2013. Silber sieht die RBS leicht unter dem gegenwärtigen Niveau bei 17 EUR per Ende 2010. Bis 2013 sehen die Analysten jedoch ein Aufwärtspotential auf 22 EUR.
Schaut man sich die Analystenkommentare an, fallen auch positive Prognosen zu Kaffee und Mais auf. Die Analysten der Commerzbank sehen den Preis bei 1.600 USD/t., die Standard Chartered Bank bei gar 1.685 USD/t bereits im 3. Quartal. Auch das Wirtschaftsblatt „The Economist” sieht den Preis Ende 2010 immerhin bei 1.477 USD/t. Bei Mais prognostieziert die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) einen Preis von 4,80 USD/Bushel, Barclays bei 4,25 USD/Bushel. Selbst der für dieses Jahr eher skeptisch eingestellte Rohstoff-Spezialist Tiberius empfiehlt ein „übergewichten” bei Kaffee und Mais. So sieht Tiberius wetterbedingt eine Angebotsknappheit bei hochwertigen Arabicabohnen. „Aufgrund heftiger Regenfälle und der Auswirkungen eines Erneuerungsprogramms bei alten Kaffeebäumen erzielte Kolumbien, der drittgrößte Kaffeeproduzent der Welt und bei Importeuren für die hohe Qualität geschätzt, im Anbauzyklus 2008/2009 gemäß Angaben der International Coffee Organisation (ICO) die geringste Ernte seit 1973/1974. Auch im nächsten Erntejahr wird keine Erholung auf das bisher übliche Produktionsvolumen erwartet, da nochmals unvorteilhafte Witterungsbedingungen aufgetreten sind und zusätzlich Schädlingsbefall die Produktion belastet”, so Tiberius. Die Lagerbestände befänden sich auf dem geringsten Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen. Gleichzeitig dürfte die Nachfrage noch um weitere zwei Prozent steigen. Das sorge für weiteren Preisauftrieb. Ähnlich beim Mais. „Die Angebotsseite des Marktes wurde 2009 vor allem durch wetterbedingte Störungen in den USA, dem größten Maisproduzenten der Welt, beeinflusst. Durch zu hohe Niederschläge während der Aussaat im Frühjahr und während der Ernte im Herbst kam es zu erheblichen Verzögerungen im Maisanbau, sodass Mitte Dezember immer noch acht Prozent der US-Ernte nicht eingebracht wurden. Die hohen Niederschlagsmengen führten zu erheblichen Qualitätseinbußen. Im Futterbereich erwarte Tiberius nach der schwachen Nachfrage 2009 eine Besserung. Hinzu käme verstärkte Nachfrage aufgrund des neuen Gesetzes zur Erhöhung der maximalen Beimischungsrate von Ethanol zu Benzin von aktuell zehn Prozent auf 15 %. Die könne zu einer weiteren Verstärkung der Nachfrage führen, da Ethanol häufig aus Mais produziert werde. Bei Industiemetallen wie Aluminium, Nickel oder Zink empfiehlt Tiberius aufgrund noch relativ hoher Lagerkapazitäten eher eine Untergewichtung. Mit dem Prädikat „leicht übergewichten” versieht er nur Kupfer und Zinn. Auch beim Edelmetall Palladium sieht er gute Chancen. Das Tiberius-Fazit: „Palladium bietet aus fundamentaler Sicht größere Chancen als die anderen Edelmetalle, da es von der wachsenden Katalysatorennachfrage in Schwellenländern überdurchschnittlich profitiert. Das Rückschlagpotential erscheint uns auf den Bereich von 300 USD/Unze begrenzt, weil darunter die Förderung aus den (wenigen) Minen, die nur Palladium abbauen, unrentabel wird. Das langfristige Potenzial ist jedoch erheblich, sobald die russischen Staatsbestände aufgebraucht sind. Insofern halten wir eine Übergewichtung von Palladium für gerechtfertigt.”
Auf alle genannten Rohstoffe werden von den Emittenten zahlreiche geeignete Produkte angeboten (siehe Newsletter). Da alle Rohstoff-Zertifikate auf Future-Basis laufen und meistens in US-Dollar gehandelt werden, sollten Zertifikateanleger natürlich auch die Währungsrelation EUR/USD mit berücksichtigen sowie mögliche Rollverluste bei Contango-Situation bzw. zusätzliche Rollgewinne bei Backwardation.
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Quelle: ntv.de