Zertifikate

Südafrika Sommermärchen neu aufgelegt

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(Foto: dpa)

Der Countdown läuft – In 196 Tagen beginnt die Fußball-WM, und das zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent. Nachdem sich nun vor kurzem mit Uruguay der letzte Teilnehmer zu dem sportlichen Großereignis qualifiziert hat, findet am 4. Dezember 2009 in Johannesburg die Auslosung für die einzelnen Vorrundengruppen sowie die darauffolgenden K.o.-Runden statt. Und zwar wieder nach dem inzwischen bewährten komplexen Töpfeverfahren, bei dem die Kriterien Spielstärke, Geographie und Spielplan mit berücksichtigt werden. Damit möchte die FIFA als Veranstalter verhindern, dass beispielsweise afrikanische oder asiatische Mannschaften gegenseitig antreten müssen und herauskicken. Ausgeschlossen werden soll aber auch das vorzeitige Aus von Favoritenmannschaften. So sind beispielsweise die heißesten Anwärter auf die begehrte Fußballtropäe in Topf 1 zusammengefasst, um zu verhindern, dass sie bereits untereinander antreten müssen. Und zweifellos hängt auch vom Losglück ein wenig davon ab, inwieweit sich das Sommermärchen von der Fußball-WM im eigenen Land im Jahre 2006 nun in Südafrika für unsere Jungs fortsetzen oder gar noch toppen lässt. Denn bekanntlich ist die deutsche Elf eher eine Turniermannschaft, die sich von Spiel zu Spiel steigert. Auf jeden Fall setzt Nationaltrainer Joachim Löw alles dran, diesmal den Weltmeistertitel wieder nach Deutschland zu holen. Um eine optimale und längere Vorbereitungszeit für die deutsche Nationalelf zu haben, wird auch die Winterpause für die Bundesliga um drei Wochen verkürzt.

 

Während die Spannung um den sportlichen Erfolg noch bis zum 11. Juli 2010, dem Endspiel im Soccer City-Stadion in Johannesburg, anhalten wird, steht bereits jetzt ein Gewinner fest – die südafrikanische Wirtschaft. Zwar konnte sich auch diese Region nicht vollständig den Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise entziehen. Das BIP dürfte nun im Jahre 2009 erstmalig nach 17 Jahren um etwa 1,5 % bis 2 % zurückgehen, und das bei vorherigen Wachstumsraten von rund vier bis fünf Prozent. Die Economist Intelligence Unit (EIU) ging im Sommer 2009 sogar von einem Rückgang um 2,2 % aus. Der Abwärtstrend begann im 3. Quartal 2008 mit einem Minus von 1,8 %. Der Höhepunkt des Tiefs lag im 1. Quartal 2009 mit -6,4 % und -3 % im 2.Quartal 2009. Ursachen waren insbesondere sinkende Preise bei zahlreichen Rohstoffen. Denn Südafrika verfügt neben erheblichen Vorkommen an Gold auch über Diamanten, Eisenerz, Kohle, Platin und Palladium. Zudem brachen neben den Preisen auch die Exportraten in die ebenfalls von der Wirtschaftskrise verwickelten Industrieländer ein, zumal die Landeswährung Rand gegenüber dem US-Dollar rund 40 % zulegte. Seit dem dritten Quartal 2009 scheint das Land ähnlich wie Deutschland die Krise hinter sich zu lassen. Die größte Volkswirtschaft Afrikas wuchs um 0,9 %. Im kommenden Jahr geht die EIU von einem Wachstum von 3,1 % aus.

Zugute kommt neben der weltweit allmählich wieder anspringenden Weltwirtschaft und dem Goldpreis auf Rekordhoch vor allem die Fußball-WM. Denn das Land rüstet sich mit riesigen öffentlichen Ausgaben nicht nur für die Fußball-WM und die rund erwarteten 450.00 Besucher aus aller Welt, sondern es baut auch vor für die Zeit nach dem Gold. Denn laut einer australischen Studie liegt das Volumen des geschätzten, noch verbleibenden Goldes um 90 % niedriger als bisher geschätzt. Bereits in zehn Jahren dürfte danach die Goldproduktion unter 100 Tonnen pro Jahr fallen. Und auch die anderen Rohstoffvorkommen gehen irgendwann mal zur Neige. Auch aus solchen Gründen nutzt die südafrikanische Regierung nun den willkommenen Anlass Fußball-WM, um geschätzte 60 Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte zu stecken. Neben Fußball-Stadien und Unterkünften investiert Südafrika massiv in Häfen, Flüghäfen, den Ausbau des Stromnetzes oder die Wasserinfrastruktur. Zu den Großprojekten zählen so beispielsweise Investitionskosten von 30 Mrd. Rand (11,5499 Rand = ein Euro) der Bau von Gautrain, einer Schnellbahnstrecke zwischen Johannesburg und Pretoria mit Flughafenanbindung, die Errichtung von Wärmekraftwerken in Höhe von 150 Mrd. Rand bis zum Jahre 2012, der Ausbau von Häfen und Flughäfen im Wert von  59 Mrd. Rand, der Bau von Dämmen und Pipelines (30 Mrd. Rand) oder der Aufbau eines Telekommunikations-Festnetzes bis 2011 (11 Mrd. Rand). Allein in Johannesburg werden eine Milliarde Rand für den Bau von Stadien in die Hand genommen, zwei Milliarden Rand für den Bau des Flughafens, 1,3 Mrd. Rand für ein Schnellbus-System, 400 Mrd. Rand für den Ausbau des Hauptbahnhofs, 1,2 Mrd Rand für den Kauf neuer Züge und mehrere hundert Milliarden Rand für den Ausbau öffentlicher Plätze und Einrichtungen. Rund 450.000 Arbeitsplätze sollen durch die Fußball-WM geschaffen werden, eine nicht zu vernachlässigende Komponente bei einer Arbeitslosenquote von rund 24,5 %

 

Hauptprofiteure sind bei all diesen Investitionen vor allem jedoch Infrastruktur-Unternehmen. Eines davon dürfte der größte Baukonzern des Landes Murray & Roberts sein. Für das 2. Quartal meldete das Unternehmen einen Gewinnanstieg von rund 18 %. Gestern allerdings fiel die Aktie zwischenzeitlich um 3,2 %. Der Grund: Für die kommenden Monate befürchtet das Unternehmen einen Gewinneinbruch von 15 bis 20%. Zu schaffen macht dem Unternehmen der stark gestiegene Rand, höhere finanzielle Aufwendungen für den Bau der Stadien und des Gautrains, an dem das Unternehmen beteiligt ist, sowie keine frühen Gewinne bei dem Gautrain-Projekt.

 

Der nun bemerkbare Wirtschaftsaufschwung machte sich auch bereits bei den südafrikanischen Börsenindizes wie MSCI South Africa und FTSE/JSE Africa Top bemerkbar. Der MSCI Africa umfasste per Juli 2009 44 Aktien. Ziel ist es, den südafrikanischen Markt abzubilden und 85 % der Gesamtmarktkapitalisierung zu umfassen. Nach einem Zwischenhoch bei 805 Zählern büßte der Index innerhalb von fünf Monaten mehr als 40 % ein. Seitdem hat er rund die Hälfte der Verluste bereits wieder aufgeholt.

Ähnlich sieht es beim zweiten Börsenbarometer aus, der wie der zuvor erwähnte Index eines der meistbenutzten Zertifikate-Basiswert ist, der FTSE/JSE, der die 40 größten Unternehmen umfasst, die an der Johannesburg Stock Exchange gelistet sind. Hier erfolgt die vierteljährliche Gewichtung und Anpassung auf Grundlage des Freefloats der jeweiligen Aktien. Auch dieser Index erreichte im Herbst 2008 seinen Tiefstpunkt. Inzwischen konnte wieder um 50 % zulegen. Da die Indizes häufig auf die südafrikanische Währung notieren, kommt für Zertifikateanleger, die auf Non-Quanto-Produkte, also nicht währungsgesicherte Zertifikate setzten, in vielen Fällen noch ein zusätzlicher Ertrag hinaus. Auf alle beide Indizes bieten die Emittenten zahlreiche Produkte. Neu aufgelegt wurden erst jetzt von der Société Générale zwölf Bonus-Zertifikate auf den FTSE/JSE Africa Top 40-Index für defensiv orientierte Anleger mit Angst vor Kursrückschlägen. So bietet beispielsweise ein Bonus-Zertifikat (SG1KHK) bei einem derzeitigen Stand von 24.700 Punkten (24.11.2009) einen Puffer bei 19.000 Punkten (23 % Sicherheitspuffer) bei einem Bonuslevel (=Cap) von 29.000 Punkten. Bei einer Laufzeit 17. September 2009 entspricht dies einer annulisierten Bonus-Rendite von 12,81 %.

 

Einige Emittenten legten auch Spezial-Produkte auf, so beispielsweise die Dresdner Bank (jetzt Commerbank) mit dem WM Südafrika-Basket-Zertifikat (DR87ZJ), das aufgrund einer eingebauten, dividendenfinanzierten Call-Option eine bei Überschreitung des Basispreises am Laufzeitende überproportionalen Partizipation (118 %) am Basiswert bietet. Zu den größten Werten im Aktienkorb gehören der Ölriese Sasol und das Telekommunikationsunternehmen Telkom S.A. Auf Jahressicht verdiente der Anleger +58,05 %, auf 6 Monate gesehen +25,55 % (Stand 25.11.2009), auf Dreijahressicht +18,28 %.

Nicht viel schlechter sind Anleger gefahren, die am Tiefpunkt das South-Afrika-2010 Select Basket-Zertifikat 07/10 (699888) erstanden mit Werten wie SAB Miller, Telkom S.A., Naspers oder Barloword. Hier betrug die Wertentwicklung auf Jahressicht + 53,16 %, auf 6 Monate gesehen +28,28 %. Auf Dreijahressicht liegt das Produkt allerdings aufgrund des Börsencrashs noch immer mit -8,82 % im Minus (Stand: 25.11.2009).

 

Die Rating-Agentur Scope untersuchte Anfang November innerhalb ihres Derivatebriefes „AnalysisKompakt” Zertifikate mit Thema Südafrika. Als kostengünstigstes Produkt auf den FTSE/JSE Africa Top 40-Index falle ein Index-Tracker der UBS (527281)  mit einem Spread von gerade einmal 0,1 %  auf. Managementgebühren spielten wie bei anderen Index-Trackern keine Rolle. Auf den MSCI South Africa Index bietet unter anderem die Commerzbank ein Open End-Zertifikat an, das einen Spread von 0,5 % ausweist.

 

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Quelle: ntv.de

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