Kolumnen

Markus Zschaber Die Tragödie um Opel

Einst stand Opel für Aufbruchstimmung, Innovation und Hunger nach Erfolg. Geblieben ist pure Ernüchterung. Während manche europäische Rivalen besser dastehen als je zuvor, kämpft Opel ums Überleben. Markus Zschaber erläutert, wie Opel sich ins Abseits manövriert hat und welche Chancen bestehen, wieder auf die Beine zu kommen.

Markus Zschaber

Markus Zschaber

Eigentlich sollten in Rüsselsheim die Sektkorken knallen und die Mitarbeiter sich gegenseitig auf die Schulter klopfen. 150 Jahre Opel – eine beeindruckende Zahl. Ein deutsches Unternehmen, als Nähmaschinenhersteller gestartet, entwickelte sich zu einem der stärksten Automobilhersteller in Europa. Eine derartige Tradition und Historie können nur wenige Unternehmen hierzulande aufweisen. Die Aufbruchstimmung, Innovation und der Hunger nach Erfolg, der das Rüsselsheimer einst ausgezeichnet hat ist verflogen und der puren Ernüchterung gewichen. Seit Jahren steht Opel nun am Scheideweg und die Zahlen lassen nichts Gutes verheißen. Allein im ersten Halbjahr 2012 macht Opel eine halbe Milliarde Euro Verlust und verliert dabei immer mehr Marktanteile auf dem Heimatmarkt. Dieser liegt bei nur noch rund 7 Prozent. In Spitzenzeiten lag dieser bei rund 20 Prozent.

Die Konkurrenz aus Wolfsburg hat es durch kluges Management und ein breites Markenportfolio dagegen geschafft, den technischen Vorsprung Opels aufzuholen und diese weit zu überflügeln – in allen Belangen. Um künftig überhaupt eine Daseinsberechtigung zu haben, und das ist das Opel Management seinen Mitarbeitern schuldig, muss ein ähnlicher Turnaround geschafft werden, wie es in den 90er Jahren eben Volkswagen vorgemacht hat. Hier hat es mit Ferdinand Piëch einen weitsichtigen Manager mit Visionen gegeben, der ein radikales Wachstumsprogramm durchgesetzt hat, welches dafür gesorgt hat, dass VW da steht, wo wir es nun sehen. Ein Weltkonzern an der Spitze der Autobauer mit Werken und Absätzen rund um den Globus. Spätestens im Jahr 2018, so das ambitionierte aber nicht unrealistische Ziel, will man Toyota als Nr. 1 im weltweiten Vergleich ablösen.

General Motors (GM)
General Motors (GM) 58,27

Der Opel-Mutterkonzern General Motors wählte einen anderen Weg und kappte die Verbindungen nach Übersee und zu den Wachstumsmärkten – eine der Hauptursachen. Ohne ein Globalisierungskonzept wird es Opel auch weiterhin schwer haben. Da werden auch die angekündigten neuen Modelle nicht viel ändern können. Zudem verzichtete man gänzlich auf das Segment Premium und die bei der Konkurrenz erfolgreiche Sparte SUV, welches gerade den anderen deutschen Herstellern enorme Absätze und Gewinne beschert. Interessant ist dabei ein Blick auf die Gewinne pro verkauftes Auto. Hier wird das ganze Dilemma deutlich. Pro verkauften Opel Neufahrzeug macht das Unternehmen rund 1.000 Euro Minus. Die Hersteller Mercedes, Audi und BMW machen dagegen im Schnitt zwischen 3.500 und 4.300 Euro Gewinn pro verkaufte Einheit.

Das sind beeindruckende Zahlen und zeigen deutlich auf, dass Opel in seiner aktuellen Form keinerlei Wettbewerbsfähigkeit aufweisen kann. Dabei muss nur jeder Leser einmal in sich selber hinein hören, ob er lieber einen Opel Insignia (bemerkenswerterweise Auto des Jahres 2009) oder ein vergleichbares Modell aus dem Hause VW, BMW, Audi oder Mercedes fahren möchte. Nur wenn es der Mutterkonzern General Motors versteht, der Marke Opel Platz zur Entfaltung zu geben und die Leine lockert um dem Management Raum für Ideen und neue Absatzstrategien zu geben, nur dann kann die Tragödie Opel vielleicht doch mit einem Happy End enden – trotz aktuell beschlossener Kurzarbeit.

Dr. Markus C. Zschaber ist leitender Fondsmanager der V.M.Z Vermögensverwaltungsgesellschaft (www.zschaber.de) in Köln. Bereits mehrfach ausgezeichnet für sein Portfoliomanagement, zuletzt mit dem Prädikat "magna cum laude" durch den "Handelsblatt-Elite-Report 2011", kennen ihn die n-tv-Zuschauer seit 1997 als Experte unter anderem in der Telebörse, dem Investment-Check, Börse@n-tv oder dem Geldanlagecheck. Gemeinsam mit dem Nachrichtensender n-tv veröffentlich sein Institut auch monatlich den "Welt-Index" (www.weltindex.com) und "Welt-Handelsindex (www.welthandelsindex.de)

Quelle: ntv.de, Dr. Markus C. Zschaber Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH, Köln

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen