Per Saldo Ende der Illusionen
22.01.2010, 15:40 UhrGM schließt das Werk in Antwerpen. Der Abschied ist für die Beschäftigten bitter, aber unausweichlich. Es wird nicht die letzte Katastrophe für Opel bleiben.

Tränen in Antwerpen: Für die ohnehin schwer gebeutelte Belegschaft kam das Ende mit Schrecken.
(Foto: dpa)
Tränen und Wut mischen sich in die Proteste gegen die Schließung des belgischen Opel-Werkes in Antwerpen. Der Rotstift von General Motors wurde angesetzt und hat den ersten europäischen Standort von der Karte gestrichen. Nur verständlich, dass die Entscheidung aus dem fernen Detroit für Frustration unter den Beschäftigten sorgt. Zumal sie eine Zitterpartie von mehr als einem Jahr hinter sich haben. Überraschend ist die Maßnahme hingegen nicht. Und sie wird erst der Anfang sein.
Mehr als zwei Milliarden Euro Verlust hat Opel im Jahr 2008 angehäuft. Die Überkapazitäten sind schon seit langem erdrückend, nicht erst seit dem Niedergang der Mutter GM. Diese Tatsachen wurden in den vergangenen Monaten während des medialen Schaulaufens um die Opel-Rettung gerne mal vergessen. Auch die deutsche Politik beschäftigte sich lieber mit Magna als Heilsbringer statt zur Kenntnis zu nehmen, dass auch beim österreichischen Wunschkandidat viele Stellen der Sanierung zum Opfer gefallen wären. Daraus hat man beim Zulieferer auch nie einen Hehl gemacht.
Keine Entwarnung

Der neue Opel-Chef Reilly wird wohl noch mehr Hiobsbotschaften für die kommenden Monate im Gepäck haben.
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Vorzeitige Erleichterung an den deutschen Standorten wäre allerdings verfrüht. Schon kurz nach Bekanntwerden der Hiobsbotschaft machte die Nachricht die Runde, dass ein weiterer europäischer Standort geopfert werden soll. Dann wird wohl mit dem Werk Eisenach ein deutsches Werk betroffen sein, möglicherweise trifft es auch Bochum.
So traurig diese Entscheidungen von GM auch sind, sie sind unausweichlich. Wenn Opel eine Chance auf ein Überleben haben will, dann muss die GM-Tochter wieder profitabel werden. Kein Unternehmen dieser Welt leistet sich auf Jahre und Jahrzehnte ein hoch defizitäres Glied in der Kette. Unternehmerisch ist die Entscheidung nachvollziehbar. Menschlich ist sie eine Katastrophe.
Blick zurück im Zorn hilft nicht
Da hilft es auch nichts, dass man viele Probleme von Opel auf Entscheidungen aus Detroit zurückführen kann. Genausowenig hilft es, dass Opel mittlerweile eine frische Modellpalette hat, die sich im vergangenen Jahr gut verkauft und zahlreiche Ehrungen eingeheimst hat. Alles nichts wert, wenn in diesem Jahr der Blues nach der Abwrackprämie kommt. Dann wird Opel bestenfalls wieder so viele Autos verkaufen wie 2008. Und das Jahr war eben, wie erwähnt, nicht annähernd kostendeckend.
Nein, das Zittern für die Opelaner in Deutschland und Europa wird weitergehen, wird weitergehen müssen. Opel hat nur eine Chance auf ein Überleben, wenn es wieder in die Gewinnspur zurückfindet. Eine Rettung vom Staat wird es nicht noch mal geben, soviel ist sicher. Und was passieren kann, wenn auch auf lange Sicht kein Profit absehbar ist, zeigt das Beispiel Saab. Die werden nämlich schon abgewickelt. Immerhin dieses Schicksal ist Opel bisher erspart geblieben.
Quelle: ntv.de